Freitag, 28. Februar 2014

Ignatianische Spiritualität

Mein Herkommen ist die ignatianische Weise zu beten. Ein paar Gedanken dazu:
Wandschmuck, Trier, 2014.
1
Ignatianische Spiritualität SUCHT die Beziehung zu Gott. Es geht darum, sich erst einmal auf den Weg zu machen und geduldig dran zu bleiben. Das heißt: lebenslang üben und immer wieder neu anfangen. Wir sind nicht fertig mit Gott, sondern versuchen immer neu und immer mehr in die Beziehung mit ihm einzusteigen. Ein Begriff, den Ignatius von Loyola hier und an anderen Stellen dafür benutzt, ist "magis" (lat. für "mehr") – Gott immer mehr suchen.

2
Ignatius war überzeugt, dass Gott wirklich mit jedem Einzelnen in Kontakt treten kann und will. Das wird er auf den unterschiedlichsten Wegen tun, weil wir Menschen alle verschieden sind. Genauso ist es in der Kirche – viele verschiedene Menschen suchen jeweils ganz persönlich und INDIVIDUELL ihren Weg mit Gott. Den passenden Weg finden für die Kommunikation mit Gott ist nicht einfach und erfordert Geduld und Ausprobieren.
Eis, Spree, Berlin, 2014.

3
Diese persönliche Beziehung zu Gott funktioniert in der ganzen WELT, nicht in erster Linie hinter Klostermauern oder in Kirchenbänken. Gott macht sich in seinem Sohn zu uns auf den Weg und verwandelt dadurch die ganze Welt, so dass wir überall seine Spuren finden können. Jeder ist aufgerufen, in seinem jeweiligen Alltag Gottes Spuren zu entdecken. Ignatius nennt das: "Gott in allen Dingen suchen und finden."

4
Nach Gottes Spuren in meinem Alltag zu suchen bedeutet, nach GOTTES WILLEN für mein jeweiliges Leben zu fragen. Was will Gott denn von mir persönlich, dort wo ich gerade bin, mit den Fähigkeiten und Begabungen, die ich habe, in den Beziehungen, in denen ich stehe, mit meinen Grenzen und Fehlern...? Will mir Gott damit etwas sagen, kann das ein Hinweis sein auf das, was er mit mir vorhat? Denn Gott hat Großes mit jedem vor.

5
Wer diesen Willen Gottes für sich ganz persönlich sucht, hält sich vor allem an JESUS und an das, was die Bibel über ihn sagt. Jesus hat den Leuten von Gottes Liebe erzählt und das Reich Gottes verkündet, er hat versöhnt und geheilt, er ist zu allen Menschen gegangen, die in Not waren, hat Menschen in die Gemeinschaft zurückgebracht. Christen bemühen sich, es ihm gleich zu tun und erleben das darin als Gemeinschaft mit ihm.

Bäume, Steglitz, Berlin, 2014.
6
Darum verbindet sich die Beziehung zu Gott immer mit dem Einsatz für die ARMEN. Denn Gott ist ein Gott der Schwachen und Notleidenden, der Unterdrückten und Hungernden. Ihnen wendet er sich besonders zu – denn "nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken" (Mk 2,17). Daran nimmt sich ignatianische Spiritualität ein Beispiel, indem Menschen versuchen, Armen und Leidenden zu helfen und mit ihnen zu sein – denn auch das ist Gottesdienst. Zugleich aber sind auch wir in unserer Gebrochenheit gemeint, auch zu uns ist Gott gekommen als zu Armen.


Was die Beziehung zu Gott also ausmacht:
Immer mehr die ganz persönliche Beziehung zu Gott suchen, nicht nur im Gebet, sondern in der ganzen Welt und hoffen, darin Gottes Willen für das eigene Leben zu finden. Das bedeutet auch, sich wie Jesus mit den Armen für Gerechtigkeit einzusetzen und so an Gottes Reich mitzubauen.