Das Doppelgebot erinnert daran, dass wir Menschen grundlegend offene Wesen und aufeinander bezogen sind. Indem wir uns wohlwollend zueinander verhalten, werden wir uns selbst am ehesten gerecht. Sozialität und Sympathie greifen wie zwei Hände ineinander.
Baum am Haus, Lobeda-West, Jena, 2014. |
Jesu Botschaft ist schließlich keine Reduzierung auf ein zwischenmenschliches Wohlmeinen, sein Blick geht weiter.
Sobald unser Verhältnis zu Gott wie zu unseren Mitgeschöpfen ein liebevolles ist, wirken wir mit an der alles umspannenden Gemeinschaft: Gott und Welt, Mensch und Natur, Nächster und Fernster kommen zueinander.
Das ist der Himmel.
Darum ist das Doppelgebot nicht bloß Ethik, es ist die Metaphysik, die die Welt im Innersten zusammenführt.
Wenn wir aber sozial gebaut und sympathisch ausgerichtet sind, warum fordert uns dieses doppelte Gebot so? Warum reißen wir immer wieder Gräben zwischen uns auf, warum leben wir nicht einfach, wie es uns gemäß ist?
Weil wir auf einer schiefen Ebene leben - wir rutschen beständig weg von uns und von dem, was uns zuinnerst ausmacht. Sorge besetzt uns, unser Blick geht auf die Gefährdung unserer Behaglichkeit.
Die Aufforderung zur Liebe will also unseren Blick losreißen von uns selbst. Das gelingt dann, wenn wir uns nicht mehr sorgen müssen, wenn wir uns selbst geliebt wissen. Aus dieser Liebesgewissheit kann unsere Liebe wachsen.
Gott hat den ersten Schritt der Liebe zu uns schon getan, hat uns Gewissheit versprochen und das Schiefe gerade gestellt - zum Heil der Welt. Wir sehen diese Liebe in seinem Sohn am Kreuz.
Er ist ein Weltall schon. Christlicher Garten, Gärten der Welt, Marzahn, Berlin, 2014. |