Dienstag, 30. Dezember 2014

Weihnachten beginnt das Christsein neu

An Weihnachten geht der Blick auf den Anfang, besser gesagt auf den Neueinsatz der Geschichte Gottes mit seinem Volk.
Wer sich die seither stattgehabte Geschichte des Christentums anschaut, kann, wie Karlheinz Deschner eine Kriminalgeschichte darin erkennen. Auch eine "von oben" bestätigte Heilsgeschichtsschreibung ist, je nach Argumentationsgang, möglich. Möglicherweise beides.

Samstag, 27. Dezember 2014

Ich sehe Dich mit Freuden an - Kinderglück im Bild

In diesem Jahr hatte ich das Glück einer Weihnacht vor dem Advent – das Töchterlein kam im Oktober.  Weihnachten als Fest der Geburt eines solchen Glücks vieler Menschen kann ich also gut eingestimmt begehen.

In unserer bilderreichen Zeit werden die ersten Fotos sofort nach der Geburt geschossen. Jesus, Grund größter Freude für Christen seit vielen Jahrhunderten, ist dagegen nie abgelichtet worden. Wohl aber wurde sein Leben von frühester Zeit an bebildert. Ihn mit Freuden anzusehen, wie das Kirchenlied es sagt, war frommen Gemütern immer ein Herzenswunsch, auch wenn dieser Wunsch bisweilen im Kitsch zu versinken drohte.

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Weihnachten: Gott-Vater-Sohn umarmt die Welt

Zu Weihnachten tritt der welterschaffende Gott endgültig hinter den Kulissen der Schöpfung hervor. Doch nicht als oberster Dramaturg erscheint er, sondern als Kind. Gott wird nicht nur ein Mensch, er wird ein kleiner Mensch, ein Kind, auf das wir herunterschauen.

Montag, 22. Dezember 2014

Weihnachtsgraffiti-Contest

Alle Jahre wieder kann man allerorten auf das Hohe Fest einstimmende Texte finden, manchmal in Form von Forderungen, manchmal als Statement oder lyrische Kurzmeditation, gelegentlich als paradox formulierter Koan. 

Samstag, 20. Dezember 2014

Vierter Advent - Engelskuss statt Pegida

Kurz vor Weihnachten bietet das Evangelium vom heutigen Vierten Advent (Lk 1,26-38) einen Rückblick, wie all das begann, was in den nächsten Tagen gefeiert wird. Der Gruß des Engels an Maria zeigt Gottes Vertrauen in die Aufnahmebereitschaft der Menschen, verkörpert in der jungen Frau aus Nazareth.

Dienstag, 16. Dezember 2014

Kind frisst Geist – Über Pfingsten im Advent

1   "Komm Du Heiland aller Welt" vs. "Komm herab, o Heilger Geist"
Klar sind da Ähnlichkeiten: In adventlicher Vorfreude bitten Christen singend um das Kommen des Heilands und im nachösterlichen Rufen um den Beistand des Geistes.

Sonntag, 14. Dezember 2014

Freu Dich, Du bist nicht der Messias

Leuchten am Grimm-Zentrum. Berlin-Mitte, 2014.
Freu dich, Du bist nicht der Messias.
Freu Dich, Du musst die Welt nicht retten.
Freu Dich, Du brauchst nur Dein Kreuz zu tragen.

Samstag, 6. Dezember 2014

Mittwoch, 3. Dezember 2014

Franz Xaver - Offenheit und Vernunft im Dienste Gottes

Eines staunenswerten Mannes gedenkt die Kirche heute: des Jesuiten Francisco de Xavier.
Als einst bekanntester Missionar der frühen Neuzeit bereiste der gebürtige Baske von 1542 an Indien, Malaysia, Indonesien, Japan und starb schließlich 1552 auf einer kleinen Insel vor dem chinesischen Festland.

Beim Lesen einiger seiner Briefe lerne ich ihn als faszinierenden Glaubensboten kennen – selbstlos, hingabebereit, engagiert, lernwillig und idealistisch.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Nuckel statt Brust - Über "Surrogate der Befreiung"

Es ist so gemein – um einschlafen zu können, bekommt das Kind einen Finger oder Nuckel in den Mund gesteckt, damit es ruhig wird und schläft.
Es saugt und nuckelt und zieht und – beruhigt sich wirklich. In diesem Moment braucht es gar nicht die nährende Milch, sondern ist mit einem Surrogat, einem Ersatzmittel, zufrieden und schläft ein.

Sonntag, 30. November 2014

Adventskalender als Wächter

Einerseits...
Der Einstieg in die in die Vorbereitungszeit auf Weihnachten kann zur Kritik an allem Möglichen dienen. Auch ich bin skeptisch angesichts voradventlicher Weihnachtsmärkte, Weihnachtsfeiern und Weihnachtssüßigkeiten.

Donnerstag, 27. November 2014

Der Welle Tod – Gedanken über "Schweigeminute" von Siegfried Lenz

Jetzt, kurz nach dem Tod von Siegfried Lenz, habe ich eine seiner letzten Novellen gelesen, die Liebesgeschichte "Schweigeminute".1 Darin erzählt Lenz die Beziehung des Schülers Christian zu seiner Lehrerin Stella in einem Ostseehafenstädtchen, aufgebaut als Rückblick Christians während der Gedenkstunde anlässlich ihres Unfalltodes.
Es ist eine anrührende und traurige Geschichte, und trotz der recht arglos geschilderten Verstrickungen von Bewertungsmacht der deutlich älteren Lehrerin bei scheinbar leicht sich entspinnender Liebe, ein Faktum, das durch die Aufdeckungen der vergangenen Jahre noch einmal in anderem Licht erscheint, trotz dieser Fragwürdigkeit also war ich ergriffen von der und tiefen inneren Bewegtheit Christians.

Mittwoch, 26. November 2014

Mit Gott reden wie mit einem Kleinkind

Wann gelingt Kommunikation? – Wenn etwas auch ungefähr in dem Sinne ankommt, wie es gemeint ist. Alltagsdeutsch: wenn wir uns verstehen. Das kann man im Bilde von vier Ohren oder fünf Sprachen der Liebe ausdrücken, ganz nach Belieben.
In der Beziehung zu meiner inzwischen fast sieben Wochen alten Tochter sind mir zwei Kommunikationsgrundsätze aufgefallen, die durchaus parallel zur Kommunikation mit Gott gehen. Eine bemerkenswerte Beobachtung gibts hinterher.

Samstag, 22. November 2014

Eine Heimat namens Liebe

Das klingt kitschig.
Möglicherweise aber formuliert es sich so am leichtesten mitten in einem Leben der Heimatlosigkeit, wie es Mascha Kaléko zu führen hatte, auf die diese Wortzusammenstellung zurück geht. Ihr Leben - eine Odyssee: von Galizien über Berlin in die USA und nach Israel, oft getrieben und innerlich verwundet, ausgefüllt mit großem Sehnen und dem Wunsch nach Geborgenheit.

Sonntag, 16. November 2014

Talent und Furcht - Kafkas Brief an den Vater

Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ich hätte Furcht vor Dir.“ So beginnt Franz Kafka seinen "Brief an den Vater"1, der mir vorkommt wie ein Kommentar zum Talente-Gleichnis im heutigen Sonntagsevangelium (Mt 25,14-30). Der ganze Brief ist ein Antwortversuch auf die Frage des Vaters – oder eben, als würde der Knecht, der ein einziges Talent erhielt, erklären wollen, wie er ein solches Bild seines Herrn bekam, das er bekennen muss: “Herr, ich wusste, dass du ein strenger Mann bist [...] weil ich Angst hatte, habe ich dein Geld in der Erde versteckt.“ (24f)

Donnerstag, 13. November 2014

"Beeilen wir uns" - Ein Gedicht von Jan Twardowski

Es ist das bekannteste Gedicht von Jan Twardowski, und jetzt, da ich endlich eine zweisprachige Ausgabe1 seiner Gedichte im Hause habe, möchte ich ein paar Worte dazu schreiben.
"Śpieszmy się" heißt es im Original und mit der Selbstaufforderung, sich nur ja zu beeilen, deutet sich schon an, worum es dem polnischen Priesterdichter geht, hier wie auch sonst: um eine individuelle Haltung, die ein "magis", ein "mehr" sucht und dabei natürlich Allgemeinheit, Gesellschaft sucht.

Samstag, 8. November 2014

Selbstermächtigung, praktisch – Mauerfall und Sterbehilfe

Der Mauerfall war (jaja, neben vielem anderen) vor allem ein Ergebnis des kollektiven Wunsches, das eigene Leben selbst in die Hand zu nehmen und sich nicht länger fremdbestimmen zu lassen. Individueller Mut und gemeinsames Engagement führten zur Selbstermächtigung in einem System, das gerade dies nicht zulassen wollte und lange Zeit gewaltsam dagegen vorging.

Freitag, 7. November 2014

Ein stilles Gebet für mein Kind

Die folgenden Zeilen stammen von Mascha Kaléko und sind aus dem Februar 1938, als ihr Sohn Evjatar eineinhalb Jahre alt war.
Kaléko war damals für ihre melancholisch-heitere Lyrik in Berlin einigermaßen bekannt, konnte aber als "Ostjüdin" in Deutschland nicht mehr veröffentlichen, deshalb verließ sie mit ihrem Mann bald nach der Niederschrift das nationalsozialistische Deutschland und emigrierte in die USA.

Dienstag, 4. November 2014

Wo ist die Kirche? - Kurt Kardinal Koch über die Ökumene

Als Auftakt der Jubiläums-Ringvorlesung "Ökumene einer Streitkultur?" zum 10-jährigen Bestehen der katholischen Guardini-Professur an der evangelischen Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin sprach gestern der Kardinal und Präsident des Päpstlichen Einheitsrates Kurt Koch über den Stand und die Perspektiven der ökumenischen Beziehungen zwischen römisch-katholischer und lutherischer Kirche.

Montag, 3. November 2014

Nichts zu zeigen in Neukölln.

Neukölln wertet sich auf. Aber immer noch gibt es auch im Herzen dieses hippen Stadtteils brache Möglichkeiten, neue Cafés, Galerien, Kinderläden oder Co-Lab-Spaces zu eröffnen.

Nichts zu zeigen zu haben erfordert Mut zur Leere - doch der horror vacui, der sich hier im Herzen einer Metropole zeigt, ist grenzwertverdächtig.

Freitag, 31. Oktober 2014

Zwischen Reformatoren und allen Heiligen - Oder: Näher zu Gott

Terminlich zwischen diesen und jenen liegt natürlich der aufgeblasene Abend mit den Kürbissen, Fratzen, Süßigkeiten und Monstern. Was man mit Kürbissen besser macht, zeigt das Bild.
Wichtiger ist aber, dass das Andenken an die in dämonischen Kindern wiederkehrenden Toten, die von der katholischen Kirche als Heilige verehrt werden, sich trifft mit dem Anliegen, dass Protestanten auf der ganzen Welt an ihrem großen Tag feiern.
Das Anliegen heißt: Näher zu Gott.

Donnerstag, 30. Oktober 2014

Das Licht der Welt erblicken

Zum Beruhigen meines Kindes (das Stillen ist mir ja nicht gegeben) zeigt sich, dass die Klassiker des christlichen Liedgutes aus den Jahren meiner Kindheit und Jugend sich dazu gut eignen.
Auch das lange nicht mehr im Gottesdienst gehörte „Du bist das Licht der Welt“ gehört dazu. Wobei mit dem Licht natürlich nicht das Kind gemeint ist, sondern Jesus, der von sich ja sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ (Joh 8,12)

Samstag, 25. Oktober 2014

Der größte Plan aller Zeiten. Zum Doppelgebot von Gottes- und Nächstenliebe

Im Evangelium des Sonntags (Mt 22,34-40) stellt Jesus das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe als wichtigstes Gesetz - also als größten Wunsch - Gottes vor. Wenn wir es nämlich leben, verwirklichen wir den ursprünglichsten Plan Gottes mit seiner Schöpfung.

Mittwoch, 22. Oktober 2014

Johannes Paul II. – Die Frage nach dem Menschen vor Gott

Man kann ja von Johannes Paul II. halten, was man mag, aber er ist auf jeden Fall einer, der Grundsätzliches gern geklärt hatte. Ob man den Papst, der in diesem Jahr heiliggesprochen wurde, nun als Wegbereiter für den Zusammenbruch des Kommunismus sieht, als Parteigänger eines antiquierten Familienbildes, als mobilstmöglichen Reisepapst oder als einen, der nicht Kraft und Lust hatte, den sexuellen Missbrauch in der Kirchenhierarchie aufzudecken und zu ahnden, durchgängig ist für ihn doch sein Einsatz für den Menschen, wie er ihn verstand, in all seinen politischen, sozialen und seelischen Bezügen.

Samstag, 18. Oktober 2014

Umweht vom Heiligen – Biblisch-literarische Gedanken zum Neugeborenen

Auch wenn sich die Familiensynode des Weltepiskopats nur am Rande damit beschäftigt: Alle meine Gedanken und meine Aufmerksamkeit für kirchliche und politische Neuigkeiten sind dieser Tage durch das neue Erlebnis des Vaterseins geprägt, alles denkt sich von dort her und darauf hin. Da ist die Ruhe der ersten Tage des Willkommenheißens für mein Kind und die Zeit zum Kennenlernen ein großes Glück!

Montag, 13. Oktober 2014

Ein neuer Mensch - eine neue Ewigkeit

Die wunderbare Wirklichkeit eines Neugeborenen: nicht mehr zurückgenommen zu werden. Mehr kann man sich wirklich nicht wünschen:

Donnerstag, 9. Oktober 2014

Jesus für Brave

Ich möchte mal überspitzt formulieren, worüber ich regelmäßig nachdenken muss und auch an dieser Stelle schon geschrieben habe: So wie die christliche Botschaft heute landläufig verstanden und oft auch angepriesen wird, kann sie nicht wirklich anziehend auf Menschen jenseits der konservativen, etablierten und traditionellen Milieus wirken.

Montag, 6. Oktober 2014

schon und noch nicht - Gedanken vor der Geburt

Es ist schon alles vorhanden. Fast vollendet ist es nur noch nicht in Erscheinung getreten. Ungesehen reift es zu Ende und wird erst dann offenbar und für alle Augen sichtbar sein.

So oder ähnlich beschreiben die Theologen das Reich Gottes, das Jesus verkündet hat.
Dieses Gefühl, in einer Zwischenzeit von "schon" und "noch nicht" zu leben, die jederzeit vorbei sein kann, kenne ich unmittelbar vor der Geburt unseres Kindes jetzt auch.

Mittwoch, 1. Oktober 2014

Therese von Lisieux - Im Regen geschrieben

Eines der ersten Gedichte von Hilde Domin, die mich gefesselt haben, ist "Im Regen geschrieben"1 Es geht um die Gewissheit, dass das Gute auch in Finsternissen ausstrahlt.

Dienstag, 30. September 2014

Die Welt von außen – Über "Bilder deiner großen Liebe"

Das Nachwort sagt, "am Ende sollte ein zusammenhängender Text dastehen, der vorhandene Lücken aber nicht verbirgt."1 Das ist gelungen.
Und nicht nur das: ein geniales Buch ist aus dem Zusammenstellen der hinterlassenen Romanfragmente von Wolfgang Herrndorf entstanden. Da sind hinreißende Passagen von Begegnungen am Straßenrand, aber auch abseitige Erfahrungen mit Mensch und Natur, und immer wieder Einblicke in eine extreme Innenwelt, die eine Interpretation nicht leicht machen. Aus all dem ergibt sich eine bisweilen lyrische, bisweilen kritisch-ironische Perspektive auf die Welt, in der wir uns bewegen.

Freitag, 26. September 2014

Pesthelden und Himmelsrapper. Über die Trennung von der Kirche und die Sehnsucht nach dem Himmel.

Die Bischöfe haben nach Beendigung ihrer Herbstvollversammlung in Fulda wie üblich eine Pressekonferenz gegeben. Dabei ging es neben vielem anderen auch um die stark diskutierten Kirchenaustrittszahlen, die ja oft in Verbindung gebracht werden (a) mit dem Beginn der Aufdeckung von Missbrauchsfällen durch katholische Seelsorger 2010, (b) dem Ärger über die Bauvorhaben des damaligen Limburger Bischofs Tebartz-van Elst 2013 oder (c) dem automatisierten Einzug der Kirchensteuer auf Kapitalerträge durch die Banken 2014.

Sonntag, 21. September 2014

Das lutherischste aller Evangelien. Arbeiter im Weinberg

Nicht die Länge oder Schwere deines Einsatzes, nicht die Qualität deiner Leistung, sondern die Gnade des Herrn ist entscheidend. Das ist die hauptsächliche Botschaft der heutigen Lesung aus dem Matthäusevangelium (20,1-16).

Samstag, 20. September 2014

Was von Jehovas Zeugen zu lernen wäre

Vielleicht beruhte mein eleganter Hochmut ja nur auf einem Missverständnis. Vielleicht ist das Ganze ja bewusst und gewollt und der bisherige Eindruck einfach falsch: Vielleicht lässt sich von den Zeugen Jehovas in ungeahnter Weise Demut lernen.

Dienstag, 16. September 2014

Nichts zu sagen

Manchmal hat man was zu sagen, manchmal glaubt man nur, was zu sagen zu haben, manchmal hat man nichts zu sagen.
Komisch.

Mittwoch, 10. September 2014

Ein geteiltes Herz oder doppelte Zugehörigkeit? – Verheiratet und Christ zugleich

Selbstverständlich kann man Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr und im Kirchenchor sein. Die beiden Betätigungen schließen sich nicht gegenseitig aus und sind zeitlich nicht derart aufreibend, dass sie unvereinbar wären.

Samstag, 6. September 2014

Leidsensible Außenpolitik

"Wir glaubten, dass wir uns durch Vernunft und Recht im Leben durchsetzen, und wo beides versagte, sahen wir uns am Ende unserer Möglichkeiten. Wir haben die Bedeutung des Vernünftigen und Gerechten auch im Geschichtsablauf immer wieder unterschätzt."1 So schreibt D. Bonhoeffer aus der Haft an sein Patenkind.
Angesichts des Kriegsschreckens, der in Teilen der Welt tobt, angesichts der Rechtslosigkeit und Unvernunft fühle ich mich wie gelähmt. Zwar beschäftigt mich das Leiden so vieler Menschen dauernd, aber ich kann mir keinen Reim auf das Chaos machen. Zudem bekomme ich mehr und mehr das Gefühl, dass die Angst vor der Schuld und dem Versagen politischer Entscheidungen auch viele politisch Verantwortliche lähmt.

Freitag, 29. August 2014

Alle Tage - Gedanken über die Ehe

Aus gegebenem Anlass habe ich mir diese Woche den letzten Film von Michael Haneke angeschaut: "Liebe" – ein Drama von zwei Menschen und ihrem gemeinsamen Weg im hohen Alter. Wie sich das Zusammenleben in Spannung und Entspannung, in Zärtlichkeit und Scham, Zuwendung und Hilflosigkeit vollzieht, das ist grandios erzählt und gespielt.

Montag, 18. August 2014

Tätowierung und Zölibat

...haben zunächst scheinbar wenig miteinander zu tun. Aber der zweite Blick...
Einige nicht ganz ernst gemeinte Thesen:

Samstag, 16. August 2014

Umgang mit dem Licht

Das heutige Evangelium stellt die Kinder als Vorbilder in die Mitte (Mt 18,13-15).
Selbiges tut der Philosoph Heinrich Spaemann, den ich aus diesem Anlass zu Wort kommen lassen möchte:

Donnerstag, 14. August 2014

Wovor knien wir?

Der Duden bringt es mit nüchternen Worten auf den physischen Kern: "eine Haltung einnehmen, bei der das Körpergewicht bei abgewinkelten Beinen auf einem oder beiden Knien ruht".1
Das kann durchaus schmerzhaft sein, wurde ja zuweilen auch als Strafe verwendet oder zur Verdemütigung – die kniende Haltung derer, die anschließend enthauptet werden sollten, spricht Bände.

Samstag, 9. August 2014

Meine Lieblingsheilige Edith Stein

Edith Stein ist für mich die Frau des 20. Jahrhunderts.

Aus einem ihrer Gebete:

"Du senkst voll Liebe
deinen Blick in meinen
und neigst dein Ohr
zu meinen leisen Worten
und füllst mit Frieden
tief das Herz.

Freitag, 8. August 2014

„ich bin ja hier“ - Ein neuer alter Satz von Saša Stanišić

ich bin ja hier“ – so lautet der letzte Satz in Saša Stanišić' Roman „Wie der Soldat das Grammofon repariert1, der anrührend-komischen Geschichte einer Kindheit im zerfallenden Jugoslawien und damit im beginnenden Krieg. Beim Lesen des Romans war ich zunächst in Sorge, ob der locker-flockige eigenwillige Beginn sich stilistisch so durchziehen würde. Im Verlauf bleibt auch ein starker Stilwille erkennbar, auch die lockere Sprache besteht weiter, aber sie fängt zunehmend sensibler die Kriegserfahrungen aus Kinderaugen ein.

Dienstag, 5. August 2014

Arbeiter in Bunt

Urlaubszeit: Reisen, entspannen und dabei Fotos machen.
Vor einiger Zeit habe ich für Letzteres auch noch Instagram entdeckt und merke, wie einfach das überflüssige Grau in der Realität durch eine mehr oder minder dezente Farbgebung und Akzentuierung ersetzt werden kann.
Selbst die an Urlaubsorten und auch anderswo gegenwärtig arbeitende Bevölkerung erscheint dann leichter, bunter, froher. Nicht ganz so angestrengt wie des Urlaubers Programm.
Hier eine Auswahl. (Mehr davon auf meinem Instagram-Profil)

Donnerstag, 31. Juli 2014

Ignatius für heute - "Das Alte neu sagen" von Karl Rahner

Karl Rahner hat Ignatius von Loyola in seiner unnachahmlichen Weise eine feurige Rede in den Mund gelegt, in der dieser heutige Jesuiten darauf hinweist, wie sein Wirken zur größeren Ehre Gottes und im Dienste der Kirche zu verstehen ist.

Dienstag, 29. Juli 2014

Marta - Loslassen und nicht vergessen

Ein kurzer Gedanke zum ambivalenten Schauen auf das menschliche Tun: „Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?“ (Mk 10,17)
Oder Martas Schielen auf die nur herumsitzende Schwester und ihre Hoffnung auf Jesu zurechtweisende, Tun gebietende Autorität (Lk 10,40). Der aber sagt hier wie dort dasselbe: loslassen.

Samstag, 26. Juli 2014

Der Friedensschatz

Mit dem Frieden ist es wie mit einem Schatz, der unter den Trümmern der Welt vergraben war. Inmitten der Unruhen der Welt entdeckte ihn ein Mann. Aus Furcht, der Friedensschatz könne Schaden nehmen, grub er ihn wieder ein. In seiner Freude verkaufte er alles, was er besaß, kaufte die Trümmer der Welt und mit ihnen den Frieden. Er grub ihn aus, polierte ihn und ließ ihn frei. So hatte er selbst nun nichts, schenkte aber der Welt den Frieden, den sie so suchte.

Samstag, 19. Juli 2014

Der 20. Juli 1944 – Welche Ernte gibt es?

Weizen und Unkraut wachsen gemeinsam empor; wenn die Felder gepflegt werden, kommt nicht nur das Gute, sondern auch das Schlechte aus der Erde heraus. "Lasst beides wachsen bis zur Ernte" (Mt 13,30) befiehlt der Bauer im Evangelium des heutigen Sonntags (Mt 13,24-30) seinen Arbeitern. Denn zur Zeit der Ernte wird beides seinen Platz finden – in der Scheune oder im Feuer.

Im großen Gedenkjahr 2014 wird vielerorts gefragt, was das Erbe des Deutschen Kaiserreiches war, durch das der Erste Weltkrieg vor hundert Jahren maßgeblich verschuldet wurde und in dessen Folge es letztlich unterging. Welche Mentalitäten wirkten weiter, welche Strukturen schwächten die Weimarer Republik, welche Kontinuitäten lassen sich ins "Dritte Reich" verfolgen?

Mittwoch, 16. Juli 2014

Transsubstantiation in der Eucharistie – und in der Taufe

1   Ein Riß zwischen Innen und Außen
Äußerlich wahrnehmbares Erscheinungsbild einer Sache oder einer Person und die tatsächliche innere Gegebenheit, Innen und Außen klaffen in unserer Welt oft auseinander. So gern wir es oft hätten, die idealistische Vorstellung, dass das Wahre, das Gute und das Schöne deckungsgleich sein müssten, wird nur zu häufig ad absurdum geführt. Es ist eben, wie das Sprichwort sagt, nicht alles Gold, was glänzt.

Freitag, 11. Juli 2014

Frère Roger und die ökumenische Frage nach dem Papstamt

Zur Zeit brodelt es wieder in den ökumenischen Gesprächen. Vor allem die Evangelische Kirche Deutschland scheint sich bei ihrer Standortbestimmung in Vorbereitung auf das große Gedenkjahr 2017 eher zu rekonfessionalisieren. Scharfe Reaktionen auf das aktuelle Dokument evangelischer Selbstvergewisserung ließen nicht lange auf sich warten, der Ökumeniker W. Thönissen beispielsweise sieht auf dieser Grundlage keine Möglichkeiten für gemeinsam verantwortete Feierlichkeiten.