Donnerstag, 26. Mai 2022

„Der Himmel ist für alle da“ Katja Petrowskaja an Christi Himmelfahrt lesen

 Schaut in den Himmel - und ihr kommt hin. 

So könnte man die wunderbaren Gedanken von Katja Petrowskaja zusammenfassen, die sich in ihrem neuen Buch „Das Foto schaute mich an“ zu einem Bild mit einer einzelnen Wolke finden.

Es passt gut zum heutigen Fest, das ja auch eine Einladung ist, dass alle in den Himmel kommen.


„Wenn man auf die Wolken schaut, landet man sofort im Himmel, ohne Leiter, ohne Flügel. Man wird selbst zur puren Phantasie, im Schauen verharrend. Ein Blick dahin - und der festgeschnürte Körper verliert bereits seine Eindeutigkeit, fängt an zu schweben. Geerdete Gedanken lösen sich von der Schwerkraft und schwingen sich mit dem Blick empor.
Ich schaue auf diese Wolke, und alles Schwere in mir wird bedeutend und leicht, das Einsame wird zum Einzigen. Wir schauen durch sie hindurch, auf die ganze Breite des Himmels, in seine Unendlichkeit. Die Landschaft müssen wir betreten, »aber der Himmel wölbt sich über alle«, bemerkte der scharfäugige Kunsthistoriker John Ruskin.
Der Himmel ist für alle da.“

(K. Petrowskaja, Das Foto schaute mich an. Kolumnen. Berlin 2022, 207f.)

Samstag, 21. Mai 2022

Was braucht es zum Christsein? Predigt zu Apg 15 und Joh 14

1.
Es ist dies einer der entscheidendsten Textabschnitte, den die Apostelgeschichte zu bieten hat, wenn es um die Frage geht, wie sich die ersten Gemeinden in ihrer Stellung zum Judentum entwickeln.
Denn wie man hörte (15,1-2.22-29), gab es einige, die sagten, diejenigen, die als Nichtjuden zum Glauben an Jesus als den Sohn Gottes gefunden hatten, müssten sich erst beschneiden lassen und alle Gebote der Tora befolgen, bevor sie vollgültig Mitglieder der neuen christlichen Gemeinde werden könnten.
(Man merkt auch: im Blick waren vor allem die Männer als Zielgruppe der Verkündigung – gut, dass das heute anders ist.)
Paulus und Barnabas, die beiden Missionare, widersprachen diesem Standpunkt entschieden – sie waren der Meinung, dass Beschneidung und die Gesetze der Tora für die Christgläubigen keine solch weitreichende Bedeutung haben und man darum Christ:in werden kann, ohne zuvor zum Judentum zu konvertieren.

Samstag, 7. Mai 2022

Eine wirklich gute Zukunft im Blick. Predigtgschnipsel zum Evangelium vom Guten Hirten

„Ihr wollt nicht?“ - „Dann machen wir es eben ohne euch!“
Die Dynamiken in der Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 13,43-52) zeigen ziemlich gut, wozu wir Menschen in Krisensituationen neigen: Wenn es Konflikte gibt, schlagen die emotionalen Wellen hoch und die Verständigung wird schwieriger. Es gibt Spaltung und Hetze gegen „die Anderen“, außerdem bestimmen Konkurrenz und Neid das Bild. Man hat sich nichts mehr zu sagen der Dialog wird beendet.

Wie traurig!
Und doch – manchmal geht es auch nicht anders.