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Freitag, 9. Juni 2023

"Alles hat seine Zeit." (Koh 3,1) Radiobeitrag angesichts des Evangelischen Kirchentags

So oder so ähnlich werde ich am Sonntag, 11.06., kurz vor 10 Uhr mit DAS WORT auf rbb 88,8 zu hören sein: 

Alles hat seine Zeit - Unter diesem Motto beginnt jetzt gerade der Schlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentags in Nürnberg. Über mehrere Tage hinweg haben sich dort viele Christinnen und Christen zu Gebet und Austausch, zu gemeinsamen Aktionen und gemeinsamem Singen getroffen.
Als katholischer Theologe sehe ich die Kirchentage mit großem Interesse – vor allem in einer Zeit, in der die Kirchen in Deutschland mit Mitgliederschwund und Bedeutungsverlust zu kämpfen haben. Gerade in krisenhaften Zeiten stellen sich die Kirchen bei Großereignissen wie dem Kirchentag ins Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit, beten und diskutieren und stellen sich auch der Frage nach der richtigen Ausrichtung und nach den Chancen für einen Neuaufbruch.

Sonntag, 6. März 2022

Was der Krieg anrichtet. Zwei Gedanken

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Warum habe ich eigentlich mal Ukrainisch gelernt?

Weil Nazi-Deutschland sechzig Jahre vor meinem Aufenthalt in der Ukraine (2001/2002) seinen Kriegszug auf die damalige Sowjetunion ausgeweitet hat und in seinem Kampf gegen slawische Ethnien und Juden eine Spur totaler Verwüstung hinterlassen hat.

Ohne dass der jetzige Ukrainekrieg im mindesten damit vergleichbar ist, wurde mir jedoch gerade noch einmal klar: Die Folgen jenes Krieges damals spürten und spüren die die Menschen mehr als ein halbes Jahrhundert später immer noch.

Donnerstag, 9. Dezember 2021

Alle sind schuldig?! Erfahrungen aus der Gefängnisseelsorge. Eine Ansprache

Der folgende Text bildet die Grundlage einer Ansprache beim Potsdamer Hochschulgottesdienst zm Thema "Gefangene besuchen" als Werk der Barmherzigkeit am 05.12.2021. Dafür nehme ich einige Gedanken und Textpassagen aus früheren Beiträgen (z.B. von hier und hier und hier und hier und hier) noch einmal auf und stelle sie in einen größeren Kontext.

 

Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, denen ich begegnet bin, waren ehemalige KZ- und Gulag-Häftlinge in der Westukraine. Vor zwanzig Jahren machte ich dort einen Freiwilligendienst und besuchte Alte, die ihre Hafterfahrungen niemals thematisierten und andere Alte, die über nichts anderes sprachen.
Die Gründe für ihre Inhaftierung waren ganz einfach ihr Patriotismus, ihr Jüdischsein, ihre politische Meinung oder die Tatsache, dass sie Teil der Roten Armee waren. Jedenfalls waren die Gründe für ihre Haft keine Gründe, die es rechtfertigen würden, Menschen zu inhaftieren oder gar in ein Todeslager zu stecken.
Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, die ich kennenlernte, waren also unschuldig.

Sonntag, 22. August 2021

Harte Worte und Worte zum Leben. Predigt zum Abschied aus der JVA

Wie es der Zufall will, ist es eine Abschiedsrede, die wir da im heutigen Evangelium (Joh 6,60-69) hören. Nach einer anstrengenden und langen Rede haben einige von denen, die Jesus nachgegangen sind, keine Lust mehr, bei ihm zu sein, denn es war ihnen einfach zu viel, was er da von sich sagte. Jesus seinerseits gibt ihnen noch einige grundsätzliche Dinge mit auf den Weg.

Meine heutige Situation hier vor Ihnen ist ganz verschieden von dieser Situation der Jünger – ich gehe nicht, weil mir das alles zu viel ist und ich will auch nicht noch ein Bekenntnis aus ihnen herauskitzeln, wie Petrus es dann abliefert. Aber auch ich möchte noch ein paar Dinge sagen, die mir wichtig sind. Dabei lasse ich mich anstiften von dem, was wir gerade gehört haben.

Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?“ (v60)

Im Gefängnis ist vieles nur schwer zu ertragen – manche Mitgefangenen, manche SozialarbeiterInnen, manche Bedienstete, manche Angehörige – aber allzu oft auch das ganze System Knast. Vorzeitiger Einschluss, nicht besetzte Zahlstelle, kein Besuch, schon wieder warten usw. Wer kann das ertragen?

Und dann auch noch die Seelsorger. Sprechen von Gott, wo doch so viele andere wichtigere Sachen anstehen – eine Überweisung, ein Telefonat, ein Päckchen Tabak oder eine VPK.

Sonntag, 1. August 2021

Ausbruch aus dem Ärger. Bemerkung zur Lesung aus dem Buch Exodus.

Die Dynamik ist allseits bekannt - einer macht einen Fehler, der andere haut drauf, dann wird der Erste bockig und es gibt noch mehr Ärger - und so geht es in einem Teufelskreis immer weiter bergab. So beschreibt beispielsweise Psalm 106 die Geschichte Israels mit Gott.

Samstag, 19. Juni 2021

Die anderen Boote. Seitenblick auf das Evangelium von der Stillung des Sturms (Mk 4,35-41)

 Das Evangelium von der Stillung des Sturms (Mk 4,35-41) ist ganz konzentriert auf das Boot, in dem Jesus sich befindet. Nur in Vers 36 wird erwähnt, dass es auch "andere Boote" gab, die sie begleiteten.

Als die Jünger sich dann vor dem Sturm fürchten und Jesus nach ihrem Glauben fragt, wandelt sich die Geschichte zu einer wirklichen "guten Nachricht" von Jesus dem Sturmbezwinger und zugleich zur Frage nach dem Vertrauen auf Jesus in den Stürmen des Lebens.

Die "anderen Boote" tauchen in all dem nicht mehr auf. Doch wer waren sie? Was geschah mit ihnen während des Sturms? Wie hielten ihre Passagiere die Angst aus in den Booten, in denen Jesus nicht schlief?

Samstag, 12. Juni 2021

Gottes Same in uns. Eine Auslegung zu den Gleichnissen von der selbstwachsenden Saat und vom Senfkorn (Mk 4,26-34)

Rätselfrage: Was beginnt so winzig klein, dass man es beinahe übersehen kann – aber hat doch eine so unglaubliche Kraft in sich, dass es die Welt aus den Angeln hebt?


Wenn Sie jetzt an Corona denken, liegen Sie nicht falsch. Aber im Evangelium des heutigen Sonntags (Mk 4,26-34) vergleicht Jesus das Wachsen der Herrschaft (oder des Reiches) Gottes mit einem Senfkorn und seinem Wachsen zu einem großen Baum – erst winzig und dann riesig.

So wie Corona viel Angst und Sorge, Not und Unglück über die Welt gebracht hat – so will Gott mit seiner Herrschaft eine Welt des Friedens zu uns bringen.


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Sonntag, 9. Mai 2021

Demut, Geborgenheit, Entgrenzung – Eine Predigt über drei Dimensionen der Liebe.

Das große Thema der heutigen Lesungen (Apg 10, 25–26.34–35.44–48; 1 Joh 4, 7–10; Joh 15, 9–17) lautet – Sie werden es erraten haben – Liebe.

Nicht nur, dass Jesus im Evangelium von seiner Liebe zu seinen Jüngern spricht und sie auffordert, einander nach seinem eigenen Beispiel zu lieben. Sogar von Gott selbst wird der biblische Spitzensatz ausgesagt, dass er selbst Liebe sei (1Joh 4,8).

Während die beiden Johannestexte sehr auf Gott und Jesus fokussiert sind, hat die Apostelgeschichte die Menschen und ihr Handeln im Blick. Und auch hier, bei den Fragen der ersten Christen nach Zugehörigkeit und Abgrenzung, zeigt sich die Liebe.

Mittwoch, 3. Februar 2021

Mein Corona-Psalter 2

Aktuell ist hier auf dem Blog nicht so viel los. 

Das hat zum einen mit dem Corona-Lockdown und seinen Folgen (wie häusliche Kinderbetreuung) zu tun, zum anderen mit der frustrierend geringen Reichweite des Blogs und auch mit meiner Wintermüdigkeit.
Aber nicht zuletzt auch mit meinem Abschreib-Projekt, von dem Ende November schon einmal ein Post handelte. 

Das Psalmen-Abschreiben absorbiert einerseits viel Zeit und bringt mich andererseits auf andere Weise zum geistlichen Denken und Meditieren als das Schreiben.
Die geistliche Übung des Abschreibens hilft mir dabei, mich tiefer mit den Psalmen und ihrer Theologie (mal mehr mal weniger kritisch) auseinanderzusetzen.
Mit Stand heute bin ich bei Psalm 97 und seit 105 Tagen am Abschreiben. 

Ein Bild von jedem Tag findet sich auf Instagram unter #coronapsalter - hier einige ausgewählte Bilder seit Dezember.

Montag, 30. November 2020

Heilszeit 0 – Prolog von Jesus dem Heiler

Ein Advent, der vor dem 1. Dezember beginnt, braucht natürlich einen Prolog. Dieser Adventskalender stellt seinen mehr oder weniger heimlichen Hintergrundspieler vor: Jesus von Nazareth.

Als erste Zusammenfassung seines Tuns wird im Matthäusevangelium besonders sein heilendes Wirken betont – und die enormen Begehrlichkeiten, die er damit auslöste.

Mittwoch, 25. November 2020

Mein Corona-Psalter: Psalmen abschreiben

Momentan schreibe ich an einem Corona-Psalter. 

Das ist (seit etwas mehr als einem Monat) meine tägliche geistliche Übung in der Corona-Zeit: 

Jeden Tag ein Psalm, handschriftlich abgeschrieben. Manchmal schaffe ich nur einen Teil, aber jeden Tag schreibe ich. Das hilft mir sehr, meinen Alltag und mein Denken mit der Lebenswelt der Psalmen und ihren Hoffnungen in Beziehung zu setzen. Inspiriert von der St. Galler Corona-Bibel.

Hier ein paar Eindrücke (vollständig, laufend aktualisiert und mit einem Mini-Impuls zu jedem Psalm auf Instagram unter @rpachmann oder #coronapsalter):

Corona-Psalter


Psalm 2

Psalm 4

Psalm 7

Psalm 8

Psalm 10

Psalm 15

Psalm 16

Psalm 17

Psalm 19

Psalm 22

Psalm 23 auf polnisch

Psalm 23

Psalm 24

Psalm 29


Psalm 30

Psalm 32

Psalm 34

Mittwoch, 15. Juli 2020

40 Jahre – Und dann das Gelobte Land?

In diesen Tagen bin ich vierzig Jahre alt geworden.

Und genauso wie ich vor sieben Jahren darüber nachgedacht habe, was es bedeutet, so alt zu sein wie Jesus, gehen mir auch in diesem Jahr viele Gedanken zu diesem Thema durch den Kopf. Denn in der biblischen Tradition sind die vierzig Jahre als eine symbolische Größe wichtig:

Der bekannteste Ort, an dem die vierzig Jahre im biblischen Kontext auftauchen, ist in den fünf Büchern Mose der lange Weg des aus der ägyptischen Sklaverei befreiten Volkes durch die Wüste ins Gelobte Land (vgl. z.B. Dtn 8,2).
Die konkrete biblische Kontext dahinter besagt, dass es sich bei den vierzig Jahren um eine Strafe Gottes handelt. Weil nach der ersten Erkundung des Landes aus Angst vor den einheimischen Völkern durch einige Beobachter Lügen verbreitet wurden (z.B. dass das vor ihnen liegende Land seine Bewohner auffressen würde) und deshalb Misstrauen gegenüber Gott wuchs, murrte das Volk gegen Gott (Num 13,31-14,4). Wegen dieser Angst, diesem Misstrauen, diesem Murren, ließ Gott sie zur Strafe vierzig Jahre lang durch die Wüste irren (vgl. Num 14,34).

Samstag, 13. Juni 2020

Bloß nicht zu denen! Über Jesu Verbot, zu Heiden und Samaritern zu gehen

Es ist eine Aussage, die mir regelmäßig aufstößt – Jesu Verbot, zu den Nichtjuden zu gehen. "Geht nicht den Weg zu den Heiden und betretet keine Stadt der Samaríter" (Mt 10,5), sagt er im Evangelium des Sonntags (Mt 9,36-10,8) zu seinen Aposteln. Nur den "verlorenen Schafen des Hauses Israel" (v6) sollen sie die Frohe Botschaft von Gottes heilender Nähe verkünden.
Das schockiert mich und passt nicht recht zu meiner sonstigen Auslegung des Christentums.
Bedeutet das den Ausschluss aller anderen Gruppen von der Gottesherrschaft? Will Gott nicht bei ihnen sein? Kurz: Gibt es Menschen, die bei Gott nicht gewünscht sind?

Samstag, 23. Mai 2020

Immer und überall. Christi Himmelfahrt und die Weisen der göttlichen Präsenz

Wir feiern an Christi Himmelfahrt ein Fest der Zwischenzeit – zwischen Ostern und Pfingsten, zwischen Frühling und Sommer, in diesem Jahr außerdem zwischen Corona-Shutdown und dem noch unklaren Danach.
Für heutige Christen ist klar, dass unser ganzes religiöses Leben ebenso eine Zwischenzeit ist: Jesus können wir nicht mehr sehen, wir leben alle nach seiner Himmelfahrt. Vom Heiligen Geist spüren wir mal mehr und mal weniger. Das Weltende ist noch fern. Dieser Zustand der Zwischenzeit kennt wenig Klarheit und fördert die Unsicherheit, wo Gott denn in unserem Leben zu finden sei.

In der Bibel und der christlichen Tradition kommen verschiedene Vorstellungen zum Tragen, wo Gott zu finden ist. Hier können wir auch einiges lernen für unsere persönliche Beziehung zu Gott.

Sonntag, 12. April 2020

Ostersonntag – Verwechselt und trotzdem auferstanden, in "Serpentinen"

Das ist ein Osterbuch!
Zwar enthält es sehr viele karge, anstrengende, sich in sich selbst verwirbelnde Motive und Gedanken. Bov Bjerg hat die "Serpentinen" des Titels in die Handlung eingewoben.
Doch letztendlich spricht das Buch von einem großen Aufbruch: Ein Mann versucht, aus der Suizid-Spirale seines Vaters und seines Großvaters auszubrechen. Dazu wagt er mit seinem Sohn ein Experiment. Sie reisen in die schon lang verlassene Heimat und entdecken dabei nicht nur die dunkle Vergangenheit. Nein, sie erleben einige Krisen, Gefährdungen und Neuaufbrüche. 

Eine Entdeckung machen sie bei der Lektüre der biblischen Geschichte vom verlorenen Sohn (vgl. Lk 15,11-32):

Donnerstag, 2. April 2020

Bibel-Mini 5 – Elija in der Wüste

In Zeiten von Corona-Quarantäne und Rückzug aus den vertrauten sozialen Begegnungsräumen kann ein Blick auf den biblischen Urvater des Eremitentums vielleicht interessant sein.

Es handelt sich um den alttestamentarischen Propheten Elija, der sich im Konflikt mit König Ahab und vor allem mit dessen Frau Isebel für die Sache Gottes verausgabt (vgl. 1Kön 18). Nachdem Elija einen Wettstreit mit den Baalspriestern gewonnen hat, verkündet Isebel, dass sie sich an ihm rächen will (1Kön 19,1f).

Dienstag, 24. März 2020

Bibel-Mini 4 – Renaissance des Gehorsams?

Als ich las, dass 95% der Deutschen die Kontaktverbote der nächsten zwei Wochen für richtig halten, war ich sehr erstaunt. Die Einschränkungen sind massiv – und trotzdem stimmen fast alle Befragten ihnen zu. So geeint und so gehorsam habe ich diese Republik wohl noch nie erlebt.

Dienstag, 17. März 2020

Bibel-Mini 3 – Im Flügelschatten Gottes

Die Corona-Krise und unser vorheriger Italien-Urlaub haben eine Folge: häusliche Quarantäne.
Als Familie „allein“ zu Haus zu sein hat natürlich eine andere Qualität als allein zu Haus zu sein.
Aber das social distancing ist in beiden Fällen sehr prägend.
Dazu gibt es aktuell viele religiös motivierte Hinweise und Tipps im Netz – von der klausurierten Ordensschwester bis hin zu geistlich-praktischen Verhaltensregeln von Johannes Hartl.

Ich nehme hier ein Psalmgebet aus Ps 57 auf, das mich gerade bewegt.

Donnerstag, 5. März 2020

Bibel-Mini 2 - Heimatloser Abraham

Es gibt in Christoph Heins Roman „Landnahme“ eine Schlüsselszene, in welcher der Nachkomme eines aus den ehemals deutschen Ostgebieten Vertriebenen nun fremdenfeindliche Parolen brüllt - und klar wird, wie kurz die Erinnerung währte. Es brauchte nur eine Generation, bis die Kinder der nach dem Krieg verunglimpften Flüchtlinge sich selbst als Herren im Lande fühlen.

In der Bibel existieren viele Stellen, die die Erinnerung daran wachhalten sollen, dass die Hörenden selbst Nachkommen eines Heimatlosen sind. Eine dieser Stellen findet sich im Buch Deuteronomium:

Montag, 2. März 2020

Bibel-Mini 1 - Hanna betet

In dieser Fastenzeit möchte ich ein paar biblische Exkursionen machen und die sich dabei (hoffentlich / wahrscheinlich / sicher) ergebenden Entdeckungen hier mit kurzen Beiträgen reflektieren.
Weil ich sonst sehr viel in den Evangelien unterwegs bin, wird es schwerpunktmäßig um das Alte Testament gehen.

Heute also Hanna aus dem Ersten Buch Samuel. Wie so viele Frauen der Bibel hat sie ein Problem damit, dass sie keine Kinder, besonders keinen Sohn bekommt. In ihrer Verzweiflung geht sie in den Tempel in Schilo und betet.