Samstag, 19. Juni 2021

Die anderen Boote. Seitenblick auf das Evangelium von der Stillung des Sturms (Mk 4,35-41)

 Das Evangelium von der Stillung des Sturms (Mk 4,35-41) ist ganz konzentriert auf das Boot, in dem Jesus sich befindet. Nur in Vers 36 wird erwähnt, dass es auch "andere Boote" gab, die sie begleiteten.

Als die Jünger sich dann vor dem Sturm fürchten und Jesus nach ihrem Glauben fragt, wandelt sich die Geschichte zu einer wirklichen "guten Nachricht" von Jesus dem Sturmbezwinger und zugleich zur Frage nach dem Vertrauen auf Jesus in den Stürmen des Lebens.

Die "anderen Boote" tauchen in all dem nicht mehr auf. Doch wer waren sie? Was geschah mit ihnen während des Sturms? Wie hielten ihre Passagiere die Angst aus in den Booten, in denen Jesus nicht schlief?

Ein anderes Boot...
Oder bei Frankfurt, 2021.
Vielleicht sind das naive Fragen, die mit der Botschaft des Evangeliums nicht viel zu tun haben und die den Aussagekern der Perikope nicht treffen. Aber diese Randständigen beschäftigen mich. Sie schienen ja in die gleiche Richtung unterwegs zu sein wie Jesus. Sie wollten ja weiter in seiner Nähe sein. Sie ließen sich nicht abwimmeln und wegschicken von den Jüngern. Auch sie verließen das schützende Ufer und begaben sich ins Risiko.

Nur eben ohne die große Nähe zu Jesus.

In unserer Gesellschaft gibt es viele (und immer mehr) Menschen, die nicht so nah an Jesus dran sind wie diejenigen, die im Schiff der Kirche Platz genommen haben. Vielleicht wollen sie gar nicht (mehr) im gleichen Boot mit den Christinnen und Christen sitzen. Vielleicht halten sie ein wenig Distanz zu Jesus, möchten sich aber trotzdem an seiner Fahrtrichtung orientieren. Vielleicht wollen sie auch nur ein bisschen schauen. Oder sie wurden abgewiesen.
Vielleicht wagen auch sie die Fahrt ins Offene, ganz ohne einen Messias im Boot.

Ich halte diese Perspektive für wichtig.
Denn auch diese Reisenden auf den Meeren des Lebens profitieren von der Kraft Gottes in der Welt.
Auch ihre Stürme werden gestillt. Auch ihre Angst kann überwunden werden.

Selbst wenn die Kirche (oder der Evangelist) sie nicht weiter beachtet.

Möglicherweise erzählen einige morgen schon von ihrer Erfahrung Gottes, die nicht in einem Kirchenschiff stattgefunden hat.
Werden wir sie hören? Werden wir Gottes Wirken erkennen?

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