„Ihr wollt nicht?“ - „Dann machen wir es eben ohne euch!“
Die Dynamiken in der Lesung aus der Apostelgeschichte (Apg 13,43-52) zeigen ziemlich gut, wozu wir Menschen in Krisensituationen neigen: Wenn es Konflikte gibt, schlagen die emotionalen Wellen hoch und die Verständigung wird schwieriger. Es gibt Spaltung und Hetze gegen „die Anderen“, außerdem bestimmen Konkurrenz und Neid das Bild. Man hat sich nichts mehr zu sagen der Dialog wird beendet.
Wie traurig!
Und doch – manchmal geht es auch nicht anders.
Samstag, 7. Mai 2022
Eine wirklich gute Zukunft im Blick. Predigtgschnipsel zum Evangelium vom Guten Hirten
Sonntag, 14. November 2021
Hin und her und ohne Ausweg. Stimmungbild mit Sonntagsevangelium
Diese Zeiten schlagen mir wirklich auf die Stimmung - neue Corona-Welle, sichtbare Unfähigkeit der Staatengemeinschaft, die Klimakrise einzuhegen, erfrierende Menschen vor den Grenzen der EU und Regierungen, denen es um ihre Prinzipien, nicht um die Menschen geht...
Wohin ich auch schaue, es ist einfach zum Fürchten - und ich beschäftige mich Tag für Tag mit meinen kleinen Problemchen, während da draußen die Welt in Flammen steht.
Das Gefühl, doch nichts tun zu können und dem Geschehen blind ausgeliefert zu sein, es deprimiert mich. Kein Selbstwirksamkeitserleben, wie die Pädagogen sagen.
Montag, 1. November 2021
Alle gehören dazu! Anstoß an Allerheiligen
Wenn an den Tagen rund um den 1. November Kerzen auf viele Gräber gestellt werden, dann denken wir an unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde. Denn es ist Allerheiligen und Allerseelen. „Du bist nicht vergessen!“ wollen diese Kerzen sagen, „Wir halten dich in unseren Herzen!“ Wir als Christ:innen drücken damit zugleich unser Vertrauen aus, dass Gott unsere Lieben (und später auch uns selbst) im Tod nicht verlässt.
Samstag, 14. August 2021
"...aus demselben Stoff gemacht wie wir...". Elena Ferrante an Mariä Himmelfahrt gelesen
Elena Greco, die Ich-Erzählerin von
Elena Ferrantes vierbändiger Reihe "Meine geniale Freundin"
(im deutschen etwas pathetisch Neapolitanische Saga genannt), hat es
geschafft.
Die junge Frau, die aus einfachsten,
nahezu analphabetischen Verhältnissen eines Ghettos (Rione) in
Neapel kommt, hat am Ende des zweiten Bandes "Die Geschichte
eines neuen Namens" nicht nur die Grundschule und das
Gymnasium, sondern auch noch ein Studium hervorragend abgeschlossen.
Und doch merkt sie, dass ihr etwas fehlt, das alle ihre
Mitstudentinnen und -studenten zu haben scheinen. Denn "eigentlich",
sagt sie von sich, "blieb ich eine kulturell angepasste
Dilettantin, ich besaß keine Rüstung, in der ich ruhig
voranschreiten konnte, wie sie es taten."1
Samstag, 17. April 2021
Trauer und Hoffung. Von den Toten und der Auferstehung
Während wir jetzt hier im Gefängnis unseren Gottesdienst feiern [Predigt am 18.04.2021, vormittags], wird gleichzeitig in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein großes Gedenken für die Opfer der Corona-Pandemie (und alle Toten dieser Zeit) begangen. Die Trauer über die Toten, von denen sich ihre Angehörigen oft genug nicht einmal verabschieden durften, kann dort noch einmal Raum finden.
In unserem Gottesdienst möchte auch ich dieses Gedenken an die Toten mit einbeziehen.
Für uns Christen ist das sowieso der richtige Zeitpunkt – wir feiern die Auferstehung, 50 Tage lang ist Osterzeit, bis Pfingsten!
Die Trauer um die Toten und die Hoffnung auf ihr Leben bei Gott gehören zusammen.
Sonntag, 22. November 2020
Christkönig: Christsein als Lebenspraxis und Nächstenliebe als Gottesliebe.
1.
Es gibt verschiedene Maßstäbe, nach
denen Religionen angeschaut werden können.
Zum einen lässt sich philosophisch fragen, ob sie eine in sich konsistente Weltsicht bieten und keine logischen Widersprüche lehren.
Dann kann man soziologisch auswerten, welche Verhaltensweisen in den verschiedenen Religionen vorrangig zu finden sind oder wie sich religiöse Lehren auf den Alltag auswirken.
Natürlich kann man die Religionen auch religionswissenschaftlich miteinander vergleichen oder ökonomisch fragen, wie sich Religiosität auf dem Konto auswirkt. Oder oder oder...
Davon hören wir im heutigen Evangelium (Mt 25,31-46): Der Maßstab, den Christus einmal an uns anlegen wird, ist die Frage, wie wir ihm in unseren leidenden Nächsten begegnet sind.
Samstag, 7. November 2020
Ihr seid wichtig – seid auch bereit! Predigt zum Gleichnis von den zehn Jungfrauen
"Sie haben Ihre VPK1 leider doch erst übernächste Woche!"
"Bitte haben Sie noch etwas Geduld, ich brauche nur noch eine Unterschrift!"
"Der Teilanstaltsleiter möchte da noch einmal draufschauen, ich kann Ihnen erst in ein paar Tagen Bescheid geben."
"Der Psychologische Dienst ist gerade nicht besetzt, da müssen Sie leider noch warten."
"Leider bin ich bei dem Termin im Urlaub, mit dem Gespräch wird es erst im nächsten Monat was."
Sie kennen diese und viele andere Aussagen, die alle darauf hinauslaufen, dass Sie sehr geduldig sein müssen, bis in Ihrem Haftverlauf irgendetwas passiert.
Sie kennen damit auch das Gefühl beständiger Unsicherheit, ob nun demnächst eine entscheidende Änderung eintritt oder nicht.
Freitag, 19. Juni 2020
„…eine unglaubliche Energie oder Strahlung…“ Pierre Teilhard de Chardin und das Herz Jesu
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.
Donnerstag, 11. Juni 2020
Fronleichnam und die Frage nach dem "überwesentlichen" Brot für morgen
Samstag, 8. Februar 2020
Was für ein Licht? - Was für ein Licht! Drei Reflexionen zu Mt 5,14
Freitag, 15. November 2019
Trauriges Auseinanderfallen – Andreas Knapp und der Weltuntergang
Dienstag, 22. Oktober 2019
Überraschungsgott und Fürsorgemensch. Predigt zu Lk 12,39-48
Freitag, 2. August 2019
Gier bis zum Tod und über den Tod hinaus. George Saunders und das Evangelium
Mittwoch, 29. Mai 2019
Die fehlende Sehnsucht nach dem Himmel. Predigtgedanken an Christi Himmelfahrt
Eng begrenztes Licht. An der Dahme bei Zeuthen, 2019. |
![]() |
Sehnsucht nach Licht. Universitätsbibliothek Warschau, 2015. |
Donnerstag, 2. Mai 2019
Vom Kern des Auferstehungsglaubens – Kurz gefasst von Medard Kehl
Freitag, 26. April 2019
Ein neues Leben für Annie Ernaux. Von Ostern und sozialem Aufstieg
Dienstag, 23. April 2019
„Geburt des Morgens“ - Österliche Natur bei Andreas Knapp
Samstag, 20. April 2019
Karsamstag: Blick in den Abgrund mit Andrea Mantegna
Samstag, 16. März 2019
"Schaut die verklärte Leibsgestalt." Ostern in Sicht und Abstieg ins Tal
Dienstag, 1. Januar 2019
Auch uns! Gebetsbitte an Neujahr
Langsam, aber sicher. S. Donnino, 2019 |
Tag reiht sich an Tag und alles geht fort und fort wie eh und je. Wären wir in China, hätte der ganze Trubel um diesen Wechsel des bürgerlichen Jahres von gestern auf heute gar keine Bedeutung, dort kommt Neujahr erst noch.
Nur die Feuerwerker jubilieren hierzulande, alle nutzen den willkommenen Feieranlass und vielleicht kann manch einer symbolisch eine Sache verabschieden und sich neuen Dingen annähern.
Aber eben auch nur symbolisch, denn wir bleiben ja doch die Alten. Was soll schon wirklich neu sein an diesem Jahr?
Soweit meine resignierte Vernunft zum Thema Neujahr.
Schaue ich die Sache vom Glauben aus an, springt mir ein Gedanke ins Hirn:
Alles, was das Christentum im Letzten will und glaubt (und was sich letztlich auch „gottlos" sagen lässt), ist die Möglichkeit der Verwandlung.
Nichts muss bleiben, wie es ist.
Gott schenkt dauernd Neuanfänge: Er wandelt Schuld durch Vergebung. Er wandelt Verzweiflung mit Vertrauen. Er wandelt Tod in Leben.
Die ganze christliche Botschaft ist vom Glauben an Verwandlung durchdrungen.
In einem frommen Lied heißt es dazu: „Du verwandelst das Brot in Jesu Leib, du verwandelst den Wein in Jesu Blut, du verwandelst den Tod in Auferstehn. Verwandle du auch uns!"
Heute wurde ich in der Messe, die dem Urlaubsort gemäß auf italienisch gefeiert wurde, darauf gestoßen: Auch wenn ich nur Bruchstücke verstanden habe, reime ich mir mithilfe meines theologischen Vorwissens doch immer kreativ etwas zusammen und glaubte heute zu hören, dass Gott das Universum heiligen würde.
Selbst wenn der Priester eigentlich etwas ganz anderes gepredigt haben sollte, begann damit doch meine Assoziationskette - dass auch die ganze Schöpfung, wie Paulus schreibt, „von der Knechtschaft der Vergänglichkeit befreit werden [soll] zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes." (Röm 8,21)
Auch hier, im Großen, soll Verwandlung geschehen, ebenso wie bei mir im Kleinen.
Kann sich ja Zeit lassen.
Aber das ist die gute Verheißung der christlichen Botschaft:
Alles wird verwandelt auf Gott hin.
Auch in diesem neuen Jahr, Schritt für Schritt.
Meine Bitte an Gott ist am Anfang des Jahres deshalb so kurz und bündig wie immer nötig: „Verwandle du auch uns!"
Und wir können dabei mittun.
Auf geht’s!