Sonntag, 14. November 2021

Hin und her und ohne Ausweg. Stimmungbild mit Sonntagsevangelium

Diese Zeiten schlagen mir wirklich auf die Stimmung - neue Corona-Welle, sichtbare Unfähigkeit der Staatengemeinschaft, die Klimakrise einzuhegen, erfrierende Menschen vor den Grenzen der EU und Regierungen, denen es um ihre Prinzipien, nicht um die Menschen geht...

Wohin ich auch schaue, es ist einfach zum Fürchten - und ich beschäftige mich Tag für Tag mit meinen kleinen Problemchen, während da draußen die Welt in Flammen steht.
Das Gefühl, doch nichts tun zu können und dem Geschehen blind ausgeliefert zu sein, es deprimiert mich. Kein Selbstwirksamkeitserleben, wie die Pädagogen sagen.

Rechts ein Graben, links ein Abgrund
und dazwischen nur Holperpflaster.
Zwischen Slubice und Nowy Lubusz, 2021.
Und dann noch dieses Evangelium (Mk 13,24-32). Für eine Dialogpredigt habe ich heute dummerweise den Part des ängstlichen und nölenden Kritikers übernommen. Da sind also meine ganz einseitig eingefärbten Gedanken zu drei Versen: 

Zu Mk 13,26 – „Dann wird man den Menschensohn in Wolken kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“

Manchen Menschen mag das helfen, wenn da Leute sind, die „Kraft und Herrlichkeit“ ausstrahlen – das ist ja schön und gut, aber mir geht es manchmal ziemlich auf den Geist, wenn die Leute so unglaublich gute Laune haben – wenn ich mir die steigenden Corona-Zahlen ansehe und gleichzeitig die schunkelnden Massen beim Kölner Straßenkarneval, dann dreht mir das schon mal den Magen um… Von deren herrlicher Feierei erwarte ich mir nix!

Oder einer zeigt mir seine tolle Kraft – dann fühle ich mich besonders schwach und merke, was ich alles nicht kann – also mich zieht das dann eher runter als dass es mich aufbaut!

Gehen wir aber so in die Welt, dass Menschen sich auch wirklich gestärkt fühlen! Nicht von uns ausgebremst und auch nicht von unserer frohen Hoffnung niedergedrückt!
 
zu Mk 13,27 – „Und er wird die Engel aussenden und die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen

Zusammenführen? Jaja, in der Gemeinschaft fühlen ChristInnen sich stark… aber allein kriegen wir den Mund nicht auf, ne? Machen wir doch bitte schön erst einmal in unserer Windrichtung, wo wir nun gerade mal sind, ein bisschen Wirbel für Gott! Sogar hier in Frankfurt!
 

Alte Gassen demütig durchschreiten.
Altstadt von Zielona Góra, 2021.
Aber wenn es Auserwählte gibt, was ist dann mit den Anderen, die nicht auserwählt sind? Hat Gott kein Interesse an ihnen und überlässt sie sich selbst? Er könnte sich doch für alle Menschen etwas Gutes ausdenken. (Und mit Verlaub, ich glaube auch, dass er Gott viel mehr Menschen auswählt als wir das gern hätten!) 

Und aus allen Richtungen? Naja, ich sehe hier Menschen aus Polen und aus Frankreich und Deutschland, aber ehrlich gesagt, so wirklich viele Himmelsrichtungen sind das nicht – schaut euch doch an! Da geht wirklich noch was!

zu Mk 13,32 – „Jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater.“

Wir machen uns Sorgen um die Zukunft und wüssten gern schon jetzt den Ausgang – und die Sorgen sind ja gerechtfertigt. Würden wir uns nicht sorgen, dann liefen die Dinge hier weiter völlig gegen die Wand – Huch, wenn ich auf Corona! und Klima! schaue, dann tun sie das ja trotzdem…

Zugleich gibt es genügend Leute, die immer schon behaupten, ganz genau zu wissen, was alles kommt und wann… Auch Christinnen und Christen maßen sich ja oft genug an, am besten Bescheid zu wissen, was der Papst oder Gott selbst genau am liebsten will. Ein bisschen Demut täte uns da ganz gut, finde ich!


Nun aber mal raus aus der Rolle des Defätisten!

Lassen wir uns mit Kraft beschenken durch den Kräftigen!
Handeln wir wie Auserwählte!
Vertrauen wir auf Gottes planende Macht!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen