Dienstag, 30. Juli 2019

Loben, loben, loben. Ignatius von Loyola und die Kirche in der Krise

Ohne kirchlichen Auftrag und ohne zertifizierte Kenntnisse hatte Ignatius auf seinen Reisen begonnen, geistig Suchenden die später als Exerzitien berühmt gewordenen geistlichen Übungen zu geben. Deshalb war er ins Visier der Inquisition geraten. Mehrfach war er inhaftiert, mehrfach wurden er und seine „Lehre" überprüft und kein einziges Mal fand man Gründe zur Beanstandung. Außer eben: zu wenig Anbindung an die institutionelle Kirche.
In den vorreformatorischen Jahrzehnten hungerten die Gläubigen nach einem glaubwürdigen Mittler des Glaubens – doch Ignatius, der aus seiner eigenen Biographie heraus Glaubwürdigkeit verkörperte, war in den Augen der Verantwortlichen zu wenig kirchlich integriert.

Angesichts dessen finde ich es spannend, dass derselbe Ignatius der Druckfassung seiner Geistlichen Übungen einige Regeln zum Spüren mit der Kirche folgen lässt (GÜ 352-370).

Samstag, 27. Juli 2019

Wer an Gott nur glaubt, der lügt sich in die Tasche! Von Aufdringlichkeit und Freundschaft

Die Pointe und wichtigste Botschaft des heutigen Evangeliums (Lk 11,1-13) ist die Aufforderung, zu Gott zu gehen und darauf zu vertrauen, dass er mir hilft wie ein guter Freund. Man könnte sogar zuspitzen und sagen: Wir sollen Gott gegenüber genauso aufdringlich sein wie ein störender Freund, der nachts klopft.
Dazu drei Gedanken.

1. In der Not füreinander da sein - oder?
Ich sehe es hier immer wieder, wenn ich über die Flure gehe: Männer stehen zusammen in der Küche und bereiten sich gemeinsam eine gute Mahlzeit zu. Oder sie sitzen in den Aufenthaltsräumen und essen miteinander. Man hat vielleicht einen ähnlichen Geschmack oder Essensrhythmus, man kommt ins Gespräch, man verbringt gemeinsam Zeit und, hier besonders wichtig: man vertraut einander. (Jedenfalls insoweit es um die Verteilung des Essens und die gemeinsame Einkaufsliste geht...)
Jedes Mal freue ich mich darüber, denn es ist für mich ein Zeichen, dass Inhaftierte miteinander Verantwortung übernehmen für das, was ihr Leben angeht, auch wenn es sich dabei "nur" um das Essen handelt. Zugleich ist es ein Zeichen dafür, dass Essen verbindet.

Dienstag, 23. Juli 2019

Ein Sämann ging aufs Feld... Predigt über Vögel, Wurzeln, Dornen

Jesus beschreibt das Handeln und die Herrschaft Gottes oft in Bildern. Viele dieser Bilder kommen aus der Landwirtschaft und aus dem Alltag der einfachen Leute in Israel. Mit seinen Vergleichen will Jesus deutlicher machen, worum es ihm geht.
Im Gleichnis vom Sämann (Mt 13,1-9) geht es ihm um die Frage, ob die Frohe Botschaft bei mir und dir ankommt.

Allerdings ist das Gleichnis mit Vorsicht zu genießen, denn es geht Jesus nicht um eine Darstellung der damaligen Lebenswirklichkeit! Es ist eben „nur" ein Bild.

Der Karmelitenpater Reinhard Körner meint darum, dass die Kleinbauern um den See Genezareth erst einmal gelacht haben werden, als sie hörten, wie der Bauer in Jesu Rede vorgeht. Er stellt sich vor, wie er zwischen ihnen steht und ihre Reaktionen mitbekommt:

Sonntag, 21. Juli 2019

Klare Ansage gefällig? Der 20. Juli und die Küchenarbeit

Welche Anmaßung in diesen Worten steckt!
Da kommt der Star aus Nazareth als Gast zu Maria und Marta, lässt sich bekochen und macht dann die Fleißigere der beiden Frauen runter, als sie ihre Schwester in der Küche braucht.
Jesus sagt den Frauen, was nach seiner Meinung die bessere Wahl ist, was wirklich zählt – ihm zuhören, anstatt in der Küche zu stehen.

Heute höre ich das mit einem gendersensiblen Ohr und ärgere mich über etwas diesen so selbstverständlich eingreifenden und sortierenden Mann, der den Frauen sagt, was dran ist.
Und es tauchen Fragen in mir auf: Gibt es nicht immer mehrere Perspektiven, die zu ihrem Recht kommen müssen? Sollten wir nicht allen Seiten Gerechtigkeit widerfahren lassen? Leben wir nicht in einer moralisch viel unübersichtlicheren Welt als damals?

Samstag, 13. Juli 2019

Lass den Samariter nicht im Regen stehen!

Stellen wir uns für einen Moment vor, dass der Wirt den barmherzigen Samariter mit dem geretteten Mann nicht aufgenommen hätte. Stattdessen wäre der Wohltäter abgewiesen worden mit Worten wie:

Davon hatte ich schon zu viele!
Ist er doch selbst schuld, wenn er diesen Weg geht!
Du sammelst den Typen auf und willst ihn hier loswerden?!
Ich bin doch nicht das Sozialamt für ganz Palästina!

Was wäre die Barmherzigkeit des Guten Samariters dann noch wert gewesen, wenn sich keine langfristige Lösung für den Geretteten findet?

Freitag, 5. Juli 2019

Unterwegs ohne Gepäck. Ein Radiobeitrag zum Sonntagsevangelium

So ähnlich bin ich am Sonntag, dem 07.07.2019, gegen kurz vor 10 Uhr auf Radio rbb 88,8 zu hören:

Auch in diesem Jahr werde ich wieder eine Menge Dinge mit in den Sommerurlaub schleppen:
Genügend Wechselsachen für die warmen Tage am Strand, aber auch für kältere Tage genug. Schuhe zum Wandern, Sandalen für den Strand, Hausschuhe. Ach ja, ein Hemd vielleicht noch, wenn es doch mal etwas eleganter sein soll. Für die Kinder genügend Spielzeug, Sonnenhüte, aber auch Regenjacken, vielleicht sogar die Gummistiefel? Ein großes Strandtuch! Und ein gutes Buch für mich, aber vielleicht komme ich auch dazu, etwas mehr zu lesen, also packe ich lieber ein Zweites ein.

Und so werden die Taschen und Rucksäcke nach und nach immer voller.
Am Ende des Urlaubs staune ich dann wieder, was ich alles mitgeschleppt und gar nicht gebraucht habe. Manche Sachen sind noch nicht mal ausgepackt !

Und dann kommt mir der Satz in den Sinn, den Jesus seinen Jüngern mitgibt, als er sie losschickt:
"Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe!" (Lk 10,4)

Dienstag, 2. Juli 2019

Ja, ich höre dich. Betrachtung zu einem Kreuz in Stella Maris, Zinnowitz 

Wer betet, hofft gehört zu werden. Auch wir Christen sind überzeugt, dass Gott die Anliegen der Gläubigen hört und erhört.

In der Kirche Stella Maris, die zum St. Otto-Heim in Zinnowitz gehört, hängt eine Darstellung des Gekreuzigten, die das wunderbar ins Bild setzt und deutlich macht.

Ein gotischer Christus hängt leidend an einem zeitgenössisch schlichten Kreuz. Sein Körper ist ausgemergelt und verwundet. Der Kopf hängt zu seiner rechten Seite herab. Dadurch fallen die Haare über die Schulter und enthüllen ein leicht überdimensioniertes Ohr.
So wirkt es, als würde der Sterbende noch lauschen.