Freitag, 4. Oktober 2013

Franziskus und Ignatius – zwei Radikale im Namen Gottes

Mit einem Papst, der Jesuit ist und sich den Namen Franziskus gibt, habe ich mir zum Gedenktag des großen Kirchenreformers aus Assisi einige Gedanken zu den beiden Bezugspersonen Franz von Assisi und Ignatius von Loyola gemacht.

Was haben die beiden gemeinsam – und was könnten sie vielleicht für uns bedeuten?

Franziskus war Sohn eines italienischen Edelmannes im 13. Jahrhundert, der sich nach der intensiv empfundenen Begegnung mit Armen von seinem reichen Elternhaus ab und einem Leben in Armut und Naturverbundenheit zu wandte. Er wollte Jesus in einer Gemeinschaft von Menschen suchen, die wie er alles verlassen und ein neues Leben der Gottes- und Nächstenliebe beginnen.

Ignatius war ein Ritter am Beginn der Neuzeit, der nach einer schweren Verletzung auf dem Krankenlager beginnt, sein Leben neu als ein religiöses Leben zu ordnen und auf Pilgerreisen und beim Studieren Gefährten um sich schart, um Gott und der Kirche als gut gebildete Seelsorger zu dienen. Er suchte Jesus zunächst in sehr wörtlicher Weise auf den Spuren Jesu in Jerusalem und später, indem er sich vom Papst senden ließ.

Es gibt viel Gemeinsames:
Zwei willensstarke Gottsucher, die ihr ganzes Leben für diesen Gott einsetzen.
Zwei Männer, die durch einen Bruch mit ihrer ausschweifenden Jugend und ihrer Herkunft ihrem Leben eine neue Richtung geben.
Zwei, die viel Zeit ihres Lebens unterwegs sind, meist zu Fuß.
Zwei, deren Naturerfahrung ihnen von Gott erzählt, im Sonnengesang des Franziskus ebenso dokumentiert wie in der Schau der Welt bei der Betrachtung zur Erlangung der Liebe des Ignatius.
Zwei, denen ein Besuch in der Heimat Jesu, dem Heiligen Land, viel bedeutet und die es nach großen Mühen und Rückschlägen erreichen – um es bald darauf wieder verlassen zu müssen.
Zwei, die zeitlebens mit gesundheitlichen Gefährdungen zu tun haben, ausgelöst auch durch ihre eigene Askese.
Zwei, die in Zeiten der Krise und des Umbruchs leben – Krisen ausgelöst vor allem durch die Hierarchie der Kirche, sei es ihr Reichtum zu Zeiten des Franziskus oder das Machtgepränge zur Zeit des Ignatius.

Sie reagieren darauf beide mit einem Leben in Einfachheit und mit der konkreten Orientierung an Jesus.

Beide stellen den Dienst an ihren Mitmenschen ganz klar in das Zentrum ihres Tuns – Franziskus ist den Armen nahe in eigener Armut hilft konkret in materieller Not und durch das Predigen auf Wanderschaft, Ignatius ist nicht weniger konkret durch Besuche der Kranken, geistliche Begleitung und die Ermöglichung von Bildung.
Beide hegen missionarische Ambitionen – Franziskus predigt schließlich auch vor dem Sultan, Ignatius sendet seine Ordensbrüder bis nach Indien und Japan.
Und nicht zuletzt: im Gegensatz zu vielen anderen Reformern ihrer jeweiligen Zeit bleiben beide der Kirche bei allem Gegenwind, der ihnen von offizieller Seite entgegen weht, treu.

Zusammengefasst: Zwei Menschen, die ihr Leben gegen viele Widerstände ganz neu ausgerichtet haben, die Gleichgesinnte um sich scharen, damit sie auf die jeweiligen Nöte der Zeit im Geist Jesu antworten können.

Und das will nicht nur der Papst heute, das wollen viele Menschen: Altes und Unbrauchbares hinter sich lassen, um gemeinsam mit anderen im Geist und in der Kraft des menschenliebenden Gottes tätig zu werden.