Mit einem Papst, der Jesuit ist und
sich den Namen Franziskus gibt, habe ich mir zum Gedenktag des großen
Kirchenreformers aus Assisi einige Gedanken zu den beiden
Bezugspersonen Franz von Assisi und Ignatius von Loyola gemacht.
Was haben die beiden gemeinsam – und
was könnten sie vielleicht für uns bedeuten?
Franziskus war Sohn eines italienischen
Edelmannes im 13. Jahrhundert, der sich nach der intensiv
empfundenen Begegnung mit Armen von seinem reichen Elternhaus ab und
einem Leben in Armut und Naturverbundenheit zu wandte. Er wollte
Jesus in einer Gemeinschaft von Menschen suchen, die wie er alles
verlassen und ein neues Leben der Gottes- und Nächstenliebe
beginnen.
Ignatius war ein Ritter am Beginn der
Neuzeit, der nach einer schweren Verletzung auf dem Krankenlager
beginnt, sein Leben neu als ein religiöses Leben zu ordnen und auf
Pilgerreisen und beim Studieren Gefährten um sich schart, um Gott
und der Kirche als gut gebildete Seelsorger zu dienen. Er suchte
Jesus zunächst in sehr wörtlicher Weise auf den Spuren Jesu in
Jerusalem und später, indem er sich vom Papst senden ließ.
Es gibt viel Gemeinsames:
Zwei willensstarke Gottsucher, die ihr
ganzes Leben für diesen Gott einsetzen.
Zwei Männer, die durch einen Bruch mit
ihrer ausschweifenden Jugend und ihrer Herkunft ihrem Leben eine neue
Richtung geben.
Zwei, die viel Zeit ihres Lebens
unterwegs sind, meist zu Fuß.
Zwei, deren Naturerfahrung ihnen von
Gott erzählt, im Sonnengesang des Franziskus ebenso dokumentiert wie
in der Schau der Welt bei der Betrachtung zur Erlangung der Liebe des
Ignatius.
Zwei, denen ein Besuch in der Heimat
Jesu, dem Heiligen Land, viel bedeutet und die es nach großen Mühen
und Rückschlägen erreichen – um es bald darauf wieder verlassen
zu müssen.
Zwei, die zeitlebens mit
gesundheitlichen Gefährdungen zu tun haben, ausgelöst auch durch
ihre eigene Askese.
Zwei, die in Zeiten der Krise und des
Umbruchs leben – Krisen ausgelöst vor allem durch die Hierarchie
der Kirche, sei es ihr Reichtum zu Zeiten des Franziskus oder das
Machtgepränge zur Zeit des Ignatius.
Sie reagieren darauf beide mit einem Leben in Einfachheit und mit der konkreten Orientierung an Jesus.
Beide stellen den Dienst an ihren
Mitmenschen ganz klar in das Zentrum ihres Tuns – Franziskus ist
den Armen nahe in eigener Armut hilft konkret in materieller Not und
durch das Predigen auf Wanderschaft, Ignatius ist nicht weniger
konkret durch Besuche der Kranken, geistliche Begleitung und die
Ermöglichung von Bildung.
Beide hegen missionarische Ambitionen –
Franziskus predigt schließlich auch vor dem Sultan, Ignatius sendet
seine Ordensbrüder bis nach Indien und Japan.
Und nicht zuletzt: im Gegensatz zu
vielen anderen Reformern ihrer jeweiligen Zeit bleiben beide der
Kirche bei allem Gegenwind, der ihnen von offizieller Seite entgegen
weht, treu.
Zusammengefasst: Zwei Menschen, die ihr
Leben gegen viele Widerstände ganz neu ausgerichtet haben, die
Gleichgesinnte um sich scharen, damit sie auf die jeweiligen Nöte
der Zeit im Geist Jesu antworten können.
Und das will nicht nur der Papst heute,
das wollen viele Menschen: Altes und Unbrauchbares hinter sich
lassen, um gemeinsam mit anderen im Geist und in der Kraft des
menschenliebenden Gottes tätig zu werden.