Der Kernsatz im Evangelium
des heutigen Sonntags (Lk 17,5-10) stellt Gott in das Bild der
antiken Sklavenhaltergesellschaft, wobei die Haltung, die aufgrund
dessen von uns Christen erwartet wird, von Jesus mit der Haltung von
Sklaven gegenüber ihrem Herrn verglichen wird:
„Wenn ihr alles getan
habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze
Sklaven; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (v10)
Dieser anstößigen und
wenig einladenden Aussage von den Christen als unnützen Sklaven
ihres Gottes will ich mich anhand der drei Hauptbegriffe nähern.
„Unnütz“ – Aus
Gottes Sicht erbringen die Geschöpfe tatsächlich keinen Mehrwert.
Der Eine, der alles erschaffen hat und in Händen hält, steht über
den menschlichen Möglichkeiten, ihm etwas einzubringen. Was nicht
heißt, dass die Menschen in seinen Augen nichts wert wären. Aber
verdienen können sie sich nicht, was er schenkt.
Was wir tun, ist uns vor
Gott nicht anrechenbar und insofern nutzlos. Wir bekommen immer mehr
als wir verdienen. Und das nur gratis.
„Sklaven“ - Sklaven
sind die ganz auf ihren Herrn Angewiesenen. Ob sie nun wollen oder
nicht, sie bleiben abhängig und ausgerichtet auf ihren Herrn. Ohne
ihn können sie nichts tun. Auch wenn Jesus seine Jünger an anderer
Stelle nicht mehr Sklaven, sondern Freunde nennt, weil sie seine
Botschaft vom Vatergott gehört haben (Joh 15,15), bleiben sie doch
auch darin ganz ausgerichtet auf ihn.
Uns selbst als völlig
machtlos und ausgeliefert zu begreifen – das entspricht uns nicht.
Und doch ist es letztlich unser größtes Glück, bei Gott sein zu
können und ihm zu gehören.
„Schuldigkeit“ –
Vergleichbar formuliert Paulus in Bezug auf das menschliche Miteinander:
„Bleibt niemand etwas schuldig. Nur die Liebe schuldet ihr einander
immer.“ (Röm 13,8) Aus dieser Schuldigkeit, einander mit
Ehrfurcht, Achtung, Liebe zu begegnen, kommen Menschen nicht heraus.
Einander beigesellt, einander zugeordnet, aufeinander bezogen – als
dialogisches Wesen in die Welt gestellt, wäre es für den Menschen
typisch, die eigene Bezogenheit auf andere anzuerkennen und Gottes-
und Menschenliebe einzuüben. Daraus ergibt sich die Schuldigkeit –
dieser Bezogenheit gerecht zu werden.
Wir sind oft nicht so, kapseln uns ab
und verschließen uns. Sehen die Not der Flüchtlinge nicht – oder
erst, wenn es zu spät ist. Werden mit-schuldig, weil wir unsere
Schuldigkeit nicht tun. Richten wir uns jedoch auf Gott und unsere Nächsten
aus, erwerben wir zwar keine Ansprüche, aber tun, was eben unser Leben
ausmachen sollte.
Vor Gott unnütz sein, machtlos abhängiger Sklave Gottes
sein, Schulden bei Gott haben – all das als Gewinn zu erfassen
braucht ein hohes Maß an Vertrauen. Darum ist der Satz und der ganze
Vergleich Jesu eingebettet in die Bitte der Jünger um
Glaubensstärke (v5).