Die Verbrechen der Shoah und die enthemmten Grausamkeiten der Nationalsozialisten schreien zum Himmel. Und obwohl der heutige Tag lange schon als Gedenktag begangen wird, obwohl der Kampf gegen Antisemitismus und Menschenverachtung in Deutschland einen hohen Stellenwert haben, greifen doch Hass und Menschenfeindlichkeit immer neu um sich.
Wenn wir aber den Opfern der nationalsozialistischen Schrecken gerecht werden wollen, reicht es eben nicht aus, sich zu erinnern. Der Einsatz für Menschlichkeit und Toleranz ist Teil des Gedenkens.
Daran gemahnt auch ein Brief von Etty Hillesum aus dem Lager Westerbork bei Amsterdam vom 03.07.1943:
Donnerstag, 27. Januar 2022
„Ohne Verbitterung, ohne Haß“ Etty Hillesum am Gedenktag der Opfer des NS
Donnerstag, 9. Dezember 2021
Alle sind schuldig?! Erfahrungen aus der Gefängnisseelsorge. Eine Ansprache
Der folgende Text bildet die Grundlage einer Ansprache beim Potsdamer Hochschulgottesdienst zm Thema "Gefangene besuchen" als Werk der Barmherzigkeit am 05.12.2021. Dafür nehme ich einige Gedanken und Textpassagen aus früheren Beiträgen (z.B. von hier und hier und hier und hier und hier) noch einmal auf und stelle sie in einen größeren Kontext.
Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, denen ich begegnet bin, waren ehemalige KZ- und Gulag-Häftlinge in der Westukraine. Vor zwanzig Jahren machte ich dort einen Freiwilligendienst und besuchte Alte, die ihre Hafterfahrungen niemals thematisierten und andere Alte, die über nichts anderes sprachen.
Die Gründe für ihre Inhaftierung waren ganz einfach ihr Patriotismus, ihr Jüdischsein, ihre politische Meinung oder die Tatsache, dass sie Teil der Roten Armee waren. Jedenfalls waren die Gründe für ihre Haft keine Gründe, die es rechtfertigen würden, Menschen zu inhaftieren oder gar in ein Todeslager zu stecken.
Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, die ich kennenlernte, waren also unschuldig.
Dienstag, 30. November 2021
„Ein Pflaster auf vielen Wunden sein.“ Etty Hillesum zum Gedächtnis
Eigentlich wollte ich über die letzthin wieder bekannter gewordene Gottsucherin und Menschenfreundin Etty Hillesum an ihrem heutigen Todestag ein paar schöne fromme Dinge schreiben.
Sie ist am 30. November 1943 in Auschwitz ermordet worden und hat durch ihre Tagebücher und ihren Einsatz für jene, die früher aus Westerbork in den Niederlanden deportiert wurden und für die sie sich einsetzte, seit den 1980ern eine gewisse Bekanntheit erlangt.
Donnerstag, 8. Oktober 2020
Gutes nicht übersehen! Zum Tod von Ruth Klüger
Nachdem ich bei meinem Freiwilligendienst vor fast zwanzig Jahren in der Ukraine mit vielen Überlebenden aus deutschen Konzentrationslagern zu tun hatte, las ich sehr eine Menge KZ-Erinnerungen.
Kein Zeugnis hat mich so nachhaltig beeindruckt wie das von Ruth Klüger, die am 6. Oktober diesen Jahres in Kalifornien gestorben ist.
Die analytische und völlig unpathetische Weise, den Schrecken ihrer Erfahrungen zu schildern, driftet nie ins Unpersönliche oder Empathielose. Trotz aller kritischen Härte spricht große Menschlichkeit und Weisheit aus ihrem Erinnerungsbuch "weiter leben".1
Beim Durchblättern meiner vor einigen Jahren erst gelesenen Ausgabe habe ich gerade eine Reflexion wiederentdeckt, die mich damals sehr nachdenklich machte.
Samstag, 1. Februar 2020
"Urlaub vom Galgen" Zum 75. Todestag von Alfred Delp
Montag, 27. Januar 2020
Vor dem Tod erinnern! Persönlicher Gedanke zum 27. Januar
Aber nun ist gestern mein Großvater gestorben. Jahrgang 1935, nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben, kein Opfer der Nationalsozialisten, aber ein von der kriegsbedingten Vertreibung lebenslang Geprägter.
Am Totenbett wurde mir einmal mehr klar: Erinnerung und ehrendes Gedenken sind gut und schön, nur leider ersetzen sie nicht das Gespräch.
Donnerstag, 23. Januar 2020
"Leb wohl, mein Herz." Helmuth James von Moltke schreibt den letzten Brief an seine Frau.
Montag, 23. Dezember 2019
Geliebt 23 – Pferdeschwänze in "Monster" von Yishai Sarid
Donnerstag, 8. August 2019
Am Schmelzpunkt. Gedanken zum Martyrium am Fest der heiligen Edith Stein
Samstag, 26. Januar 2019
Gott nicht loben! Eine Anklage aus Elie Wiesels "Die Nacht"
Freitag, 26. Januar 2018
Die Gewalt der Gefolterten. Zum Holocaustgedenken
Donnerstag, 9. November 2017
Die Deutschen vor ihrer Landschaft. Zum 9. November zwei Sätze von Yasmina Reza.
Donnerstag, 24. August 2017
Über golden schimmernde Straßen – Das Erinnern in "Lemberg" von Lutz C. Kleveman
Dienstag, 8. August 2017
Abgenutzt und heilig – Edith Stein über Gottes- und Menschenliebe
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Das Andere reicht hinein in unser Lebensbild. Kanal am Lohmühlenplatz, Treptow, Berlin, 2016. |