Aber nun ist gestern mein Großvater gestorben. Jahrgang 1935, nach dem Krieg aus Schlesien vertrieben, kein Opfer der Nationalsozialisten, aber ein von der kriegsbedingten Vertreibung lebenslang Geprägter.
Am Totenbett wurde mir einmal mehr klar: Erinnerung und ehrendes Gedenken sind gut und schön, nur leider ersetzen sie nicht das Gespräch.
Lange Fahrt in Jena-Göschwitz, 2020. |
Mein Leben ging ja weiter, ich hatte so viel zu tun, wollte studieren und mein Leben gestalten.
Inzwischen dürfte es an ein Wunder grenzen, wenn noch einer oder eine von ihnen am Leben ist.
Wichtiger als die Erinnerung ist das, was wir den noch Lebenden vor ihrem Tod geben. Sowohl denen, die zu Opfern von Gewalt geworden sind als auch denen, die ihr Leben behaglich im Kreis ihrer Lieben gestalten konnten. In der Familie genauso wie in der Politik.
Hinterher zu bereuen, dass ich mich nicht gemeldet habe, ist vergleichsweise leicht. Die eigentliche Herausforderung aber liegt vorher.
Besuchen. Zuhören. Mitgehen.
Irgendwann ist dafür keine Zeit mehr.
Auch die Opfer der Nazi-Brutalität dürfen nicht vergessen werden.
Aber Erinnern und Ehren muss jetzt anfangen und nicht erst dann, wenn es zu spät ist.
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