Sonntag, 5. Januar 2020

Aufbruch – Unglaube – Veränderung. Oder: Was ich dem Kinde bringen kann

Die Geschenke der drei Weisen aus dem Morgenland sind bekannt. Sie machten sich auf den Weg zum neugeborenen König der Juden und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe. So berichtet es der Evangelist Matthäus (Mt 2,1-12).

Mit Blick auf die in der Bibel überlieferte Geschichte können wir uns inspirieren lassen, was unsere Geschenke sein könnten, die wir Gott bringen.

Aufbruch mit Hindernissen?!
Salzburger Land, 2019.
1. Meinen Aufbruch
Die Weisen sind aufgebrochen aus ihrer Heimat. Da sie aus dem Osten kamen und sich mit den Sternen auskannten, dürfte es sich beim Land, das der Evangelist als ihr Herkunftsland im Blick hat, um den heutigen Irak oder Iran handeln. Andere mutmaßen, dass es sich um indische Weise gehandelt haben müsse.
Hier wie dort gab es eine jahrhundertealte Tradition der Sternenbeobachtung.
Woher auch immer genau sie kamen: Aus einem Land mit überlieferter Hochkultur machen sich nach der biblischen Geschichte ein paar Männer auf den Weg. Sie bleiben nicht sitzen auf ihren Polstern, sondern erheben sich und brechen auf in ein winziges Land am Mittelmeer.
All das, was sie kennen, lassen sie hinter sich, weil sie neugierig geworden sind.

Und dazu lädt uns dieses Fest als erstes ein: Neugierig zu werden und aufzubrechen.
Das könnte sogar ein Geschenk sein, das wir Gott bringen.
Doch wie kann das aussehen? Was sollten wir hinter uns lassen? Wie aufbrechen?
Sie sitzen heute hier, haben sich schon auf den Weg gemacht. Vielleicht waren Sie ja neugierig, was Sie heute hier erwartet. Vielleicht haben Sie schon eine Ahnung davon, wie Sie losgehen könnten, um diesen Gott zu finden.
Tatsächlich müssen Sie nicht unbedingt so weit reisen wie diese weisen Männer. Das wäre hier in Haft ja auch schwer möglich.
Der Aufbruch ist viel einfacher: Sie können einfach eine Bibel in die Hand nehmen, ein Lied singen, ein Gebet sprechen, die Hand zur Versöhnung reichen...
Bringen Sie Gott als Ihr Geschenk diesen Aufbruch! Nehmen Sie Kontakt mit ihm auf!

Doch um dahin zu kommen, müssen wir womöglich noch einen Schritt zurückgehen.

2. Meinen Unglauben
So wenig wie wir wissen, woher genau die Weisen gekommen sein sollen, so wenig wissen wir etwas von ihren religiösen Überzeugungen. Klar ist aber, dass die altorientalischen Religionen alle polytheistisch ausgerichtet waren. Einen weiteren starken Eingottglauben gab es im Umfeld der damaligen jüdischen Religion nicht.
Die, die da kamen, um den König der Juden neugierig anzuschauen und ihm ihre Gaben zu bringen, glaubten gar nicht an den Gott dieser Juden und sie teilten auch nicht ihre Erwartung eines messianischen Königs.
Das ist schließlich auch die Pointe des Matthäusevangeliums: Es waren Ungläubige, die vor dem Kind knieten, das wir als Sohn Gottes bekennen.

Doch tun wir das wirklich? Sehen Sie in diesem Jesus von Nazareth den Sohn Gottes? Oder halten Sie ihn für einen von diesen weisen und vorbildlichen Menschen? Wenn schon die drei Weisen aus dem Osten nicht die Jungfräulichkeit Marias glaubten, nicht die Zweinaturenlehre kannten und die Dreifaltigkeitstheologie nicht bekennen konnten, wie geht es Ihnen dann damit?

ungläubig starr.
Rusinowo, 2019.
Aber keine Sorge: Es ist kein Problem, wenn Sie nicht alles glauben, was wir Christen hier so beten.
Wie gesagt taten die weisen Männer das ja auch nicht.
Auch Sie müssen nicht zu jeder Glaubensüberzeugung Ja und Amen sagen. Vieles wird Ihnen vielleicht fremd vorkommen, wenn Sie nicht oft hierher in den Gottesdienst kommen.
Ich versichere Ihnen: Keiner muss als fertiger Christ hier hereinkommen.

Aber Sie können, wie die Weisen aus dem Osten, an die Krippe kommen und beten. Ob Sie dann bejahen können, was Gott Ihnen anbietet, steht auf einem anderen Blatt.
Hierhin können Sie mit Ihren Zweifeln und Ihren Fragen, Ihrem Unglauben und Ihrem Schwanken kommen und werden nicht komisch angeschaut.
Daran erinnert auch die Jahreslosung: "Ich glaube; hilf meinem Unglauben!" (Mk 9,24)
Sie sind Gott willkommen, was auch immer Sie schon von ihm erkannt haben oder glauben.
Bringen Sie ihm ruhig Ihren Unglauben als Geschenk – Vielleicht verwandelt sich dann etwas in Ihnen.
Denn darum geht es in der abschließenden Überlegung.

3. Meine Bereitschaft zur Veränderung
Von den Weisen heißt es, dass sie auf einem anderen Weg heimwärts zogen, weil sie wussten, dass auf dem alten Weg Gefahren lauern (vgl. v12). Sie wollten sich nicht von Herodes für seine Zwecke instrumentalisieren lassen. Wussten Sie doch, dass es ihm nur um seine Macht ging, nicht um Gott.

Auch Sie sind auf einen bestimmten Weg hierher in die Haft gekommen.
Sicher nicht, weil sie den neugeborenen Messias finden wollten...

Aber das können Sie. Sie können ihn hier finden. Hier.
Weil Gott zu Weihnachten mit seiner ganzen Herrlichkeit in die Kleinheit eines Menschen eingezogen ist, hat er den Himmel mit herunter gebracht zu uns. Er hat alles verändert.

Denn nun können wir Gott mitten in dieser verrückten und kaputten Welt begegnen. Er hat in seiner Geburt als Mensch alles neu gemacht und ist Teil dieser Welt geworden.

Sie können Gott begegnen - und so wie er einen neuen Weg einschlagen. Wenn Sie sich schon trauen, aufzubrechen, wenn Sie sich schon trauen, mit ihrem halben Glauben oder ihrem Unglauben hierher zu kommen – dann können Sie auch diesen Jahresanfang nutzen und sich selbst verändern.

Und Sie müssen es noch nicht einmal selbst tun: Gott selbst wird Sie verwandeln, wenn Sie ihm begegnet sind. Wenn Sie spüren, wie sehr er Sie liebt, wenn Sie mit Blick auf diese unfassbar große Welt staunend feststellen, dass dies alles Gottes Werk ist, wenn Sie vertrauen können, dass Ihre Fehler Ihnen verziehen werden können – dann gehen Sie verwandelt und verändert daraus hervor.

Die Begegnung mit Gott verändert nämlich. Das ist in der Geschichte viele tausend Male passiert. Und ich wünsche Ihnen, dass Sie den Mut finden, sich darauf einzulassen.

So wie die Weisen aus der biblischen Geschichte können Sie Ihre Gaben bringen:
den Aufbruch, den Unglauben, den Willen zur Veränderung.
Versuchen Sie es!
Gott ist dabei.

Gott ist dabei.
Peetzsee, 2017.

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