Als unsere zweite Tochter
geboren wurde, ging alles ganz schnell. Natürlich hatten wir uns
vorbereitet so gut es ging, und mit einem drei Jahre älteren
Kleinkind zu Hause ist ja auch schon einiges kindgerecht
eingerichtet. Aber die innere Vorbereitung war nicht mehr besonders
ausführlich – für Ruhe und Besonnenheit fehlte uns einfach die
Zeit.
Dienstag, 25. Dezember 2018
Montag, 24. Dezember 2018
Ankunftszeit 24 – Geliebt in "Königskinder" von Alex Capus
Marie
ist die Tochter eines wohlhabenden Bauern, Jakob ein Waise, der Jahre
für Jahr die Kühe des Bauern oben in den Bergen hütet. Jedes Jahr
bringt Jakob die Herde ins Tal und sieht Marie. Aber dieses Jahr ist
etwas anders.
Sonntag, 23. Dezember 2018
Ankunftszeit 23 – Fremd in "Von dieser Welt" von James Baldwin
John ist Sohn eines
Predigers und als solcher mit Küsterdiensten beauftragt. Allerdings
hadert er mit dem Glauben, den seine Familie ihm vorlebt und der auf
intensiver Gotteserfahrung fußt. Seine Erfahrung ist eine andere,
als er zur Vorbereitung des abendlichen Gottesdienstes den
Kirchenraum betritt:
Samstag, 22. Dezember 2018
4. Adventssonntag – Bildmeditation zu "Da hüpfte das Kind vor Freude in ihrem Leib"
Aus dem Evangelium am Zweiten Adventssonntag:
„Als Elisabeth den Gruß Marias
hörte, hüpfte das Kind vor Freude in ihrem Leib“ (vgl. Lk
1,44)
Ankunftszeit 22 – Eingekerkert in "Gott ist nicht schüchtern“ von Olga Grjasnowa
Der Roman erzählt auf
beklemmend realistische Weise die Geschichte zweier erfolgsverwöhnter
Syrer in der Zeit der ersten Aufstände gegen Assads Regime. Hammoudi
reist von Paris, wo er wohnt, nach Syrien, um seinen Pass verlängern
zu lassen – und scheitert an diesem eigentlich formalen Procedere.
Amal, die junge Schauspielerin, wird nach einer Demonstration auf
offener Straße verhaftet und ins Gefängnis verbracht.
Freitag, 21. Dezember 2018
Ankunftszeit 21 – Verwandelt in "Hain" von Esther Kinsky
Dies ist das Buch einer Reise nach
Italien, angetreten, um den Verlust des Geliebten zu verarbeiten.
Esther Kinsky beschreibt äußerst detailreich, wie sie in einem Dorf
die Landschaft, die Menschen und die Jahreszeiten erlebt.
Donnerstag, 20. Dezember 2018
Ankunftszeit 20 – Verändert in "Olga" von Bernhard Schlink
Olga und Herbert kommen
aus zwei verschiedenen Welten: Das einfache Mädchen und der Sohn
eines Großgrundbesitzers können nicht zusammen kommen. Zusammen mit
Herberts Schwester Viktoria waren sie jedoch einige Zeit ein enges
Dreiergespann – bis Viktoria auf eine weiter entfernte Schule geht.
Im Sommer kehrt sie zurück:
Mittwoch, 19. Dezember 2018
Ankunftszeit 19 – Eingeladen in „Kriegslicht“ von Michael Ondaatje
Nathaniel ist während der
Ferien zum Gehilfen eines Schmugglers von Windhunden geworden.
Nebenbei trifft er sich von Zeit zu Zeit mit seiner Freundin in
leerstehenden Häusern, die zum Verkauf stehen. In einer Nacht kommt er mit
einigen Hunden im Auto an:
Dienstag, 18. Dezember 2018
Ankunftszeit 18 – Blockiert in "Ein russischer Roman" von Emmanuel Carrère
„Ein russischer
Roman“ erzählt viele Geschichten, die eng an des Autors
eigenes Leben und Denken angelehnt sind. Am Ende des Romans dreht
sich alles um die Beziehung zu seiner damaligen Lebensgefährtin. In
der Form eines Briefes an sie rekapituliert Carrère eine Zeit
starker Konflikte während eines Urlaubs auf Korsika:
Montag, 17. Dezember 2018
Ankunftszeit 17 – Pathetisch in „Töchter“ von Lucy Fricke
Eine
super Road-Novel, in der es um Vaterbeziehungen geht: Zwei Frauen
machen sich auf den Weg in die Schweiz, um den todkranken Vater der
einen in den Tod zu begleiten. Doch dann ändert sich das Ziel und
nach einer Reihe von Umwegen dreht sich plötzlich alles darum, den
verschollenen Vater der anderen zu finden.
Diese
Suche führt die Reisenden schließlich auf eine Insel in der Ägäis:
Sonntag, 16. Dezember 2018
Ankunftszeit 16 – Verdächtig in "Hier ist noch alles möglich" von Gianna Molinari
Die
Heldin des Romans beginnt als Nachtwächterin in einer Kartonfabrik
zu arbeiten und wohnt auch auf dem Fabrikgelände. Langsam freundet
sie sich auch mit ihrem Kollegen Clemens an.
Samstag, 15. Dezember 2018
3. Adventssonntag – Radiobeitrag zu Gaudete – "Freut Euch! Der Herr ist nahe!"
Folgende Worte von mir sind am Sonntag, 16.12.2018, ab ca. 10 vor 10 auf Radio Berlin 88,8 zu hören:
Es gibt Sätze, die mich sofort wach
machen.
"Freu dich doch!", ist so ein
Satz.
Wenn ich höre, dass ich mich freuen
soll, dann werde ich erstmal aggressiv. Darf ich das bitteschön
vielleicht noch selbst entscheiden, wann ich mich freue?
Und selbst wenn die Aufforderung "Freut
euch! Der Herr ist nahe!" (Phil 4,4.5) in der biblischen Lesung am
Dritten Adventssonntag steht: Das braucht mir mitten im Adventsstress
niemand zu raten oder zu gar zu befehlen!
Ankunftszeit 15 – Verschneit in "Underground Railroad" von Colson Whitehead
Immer wieder flohen
Sklaven aus dem Süden der USA, um im Norden ein besseres Leben
anzufangen. Die Anfänge des Zufluchtsortes in Colson Whiteheads
Roman, zu dem die Heldin Cora kommt, werden mittels einer Geschichte
kurz erzählt:
Freitag, 14. Dezember 2018
Ankunftszeit 14 - Frei in "Sonnenfinsternis" von Arthur Koestler
Der
ehemalige Star der Partei Rubaschow wird Opfer einer
Säuberungskampagne in der stalinistischen UdSSR der späten 1930er Jahre. Mitten in der Nacht
aus dem Bett gerissen und verhaftet, bringt man ihn zum Gefängnis.
Donnerstag, 13. Dezember 2018
Ankunftszeit 13 – Erfüllt in "Unter der Drachenwand" von Arno Geiger.
Veit reist mitten im
Zweiten Weltkrieg verwundet aus dem Lazarett nach Hause, um wieder
auf die Beine zu kommen. Eine tagelange Fahrt liegt hinter ihm:
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Ankunftszeit 12 – Stürmisch in "Nebentage" von Thorsten Palzhoff
Als seine Wohnung abbrennt, begibt sich
Felix Fehling, ein junger Mann aus dem Westen Deutschlands in den mit den
Wendewirren kämpfenden Osten:
Dienstag, 11. Dezember 2018
Ankunftszeit 11 – Grau in "Ein anderes Brooklyn" von Jacqueline Woodson
Der
Vater verlässt mit den Kindern die Mutter und zieht aus der
dörflichen Umgebung in Tennessee nach Brooklyn in New York. Jahre
später erinnert die erwachsene Heldin ihren Umzug vom Land in die
Stadt:
Montag, 10. Dezember 2018
Ankunftszeit 10 – Unklar in "Die Welt im Rücken" von Thomas Melle
Thomas Melle schildert in
seinem Buch eindrücklich seine Phasen von Manie und Depression.
Innere Zustände und äußere Erlebnisse versucht er, im Nachhinein
einigermaßen geordnet zu erzählen. Mit Aljoscha, einem der letzten
Freunde, die zu ihm halten, organisiert Melle eine Zeit lang mühsam
das Weiterleben.
Sonntag, 9. Dezember 2018
Ankunftszeit 9 – Schattig in "Die Schulzeit Jesu" von J.M. Coetzee
Jetzt folgt der Text, der
in diesem Adventskalender am wenigsten romanhaft ist.
J.M. Coetzee legt die
folgenden Aussagen Ana Magdalena Arroyo in den Mund, der Leiterin
einer Tanzschule und Ehefrau eines begnadeten Komponisten. Die
Tanzschule hat eine platonisch-pythagoreische Grundlagenphilosophie
und David, der im Vorgängerband „Die Kindheit Jesu“ mit
seinem Ziehvater in das neue Land gekommen ist, besucht diese Schule.
Samstag, 8. Dezember 2018
2. Adventssonntag - Bildmeditation zu "Bereitet dem Herrn dem Weg"
Aus dem Evangelium am Zweiten
Adventssonntag:
"Bereitet dem Herrn den Weg!
Ebnet ihm die Straßen! Jede Schlucht soll aufgefüllt werden, jeder
Berg und Hügel sich senken." (Lk 3,4f)
Ankunftszeit 8 – Beschenkt in "Der Typ ist da" von Hanns-Josef Ortheil
Mias Zufallsbekanntschaft
aus Venedig ist plötzlich bei ihr in Köln aufgetaucht. Nach und
nach bringt er ihr ganzes Leben durcheinander. Denn Matteo ist anders
als die meisten Männer, die sie kennt. Er ist still, beobachtet sehr
genau, besucht Kirchen, zeichnet.
In dieser Szene sind Mia
und Matteo verabredet.
Freitag, 7. Dezember 2018
Ankunftszeit 7 – Geschockt in "Der Vogelgott" von Susanne Röckel
Eine geheimnisvoll düstere
Religion um Vögel und Vogelmenschen steht im Zentrum des Romans von
Susanne Röckel. Dabei empfinden die Hauptakteure ihre inneren
Zustände und Erinnerungen so stark, dass alles, was mit vogelartigen
Wesen oder Engeln zu tun hat, für sie zu einer persönlichen Prüfung
wird. Hier kommt Lorenz gerade auf das Gelände einer Klinik.
Donnerstag, 6. Dezember 2018
Ankunftszeit 6 – Verspätet in "Altes Land" von Dörte Hansen
Die Musiklehrerin Anne
gerät mit ihrem Leben an die Grenze der Überforderung, als sie
mitbekommt, dass ihr Freund sie betrügt. Darum wird sie im Verlauf
von Dörte Hansens Bestseller aus Hamburg in das titelgebende Alte
Land entfliehen. Zuvor jedoch holt sie ihren Sohn Leon aus der Kita
ab, allerdings leicht verspätet:
Mittwoch, 5. Dezember 2018
Ankunftszeit 5 – Schmerzhaft in "Neujahr" von Juli Zeh
Henning
macht mit seiner Familie Urlaub auf Lanzarote. Am Neujahrsmorgen
setzt er sich nach einer Reihe ruhig verbrachter Tage endlich aufs
Fahrrad und will ein bisschen Sport machen.
Es
folgt eine unerwartet anstrengende Strecke bergauf.
Schließlich
kommt er völlig ausgelaugt in Femés an:
Dienstag, 4. Dezember 2018
Ankunftszeit 4 – Verzweifelt in "Der Reisende" von Ulrich Alexander Boschwitz
Es ist eine erschütternde
Abstiegsgeschichte, die der junge Autor Ulrich Alexander Boschwitz
1938 niederschreibt (2018 erstmals erschienen). Wie viele deutsche Juden erlebt auch sein
Romanheld Otto Silbermann die Erschütterungen in den ersten Jahren
der nationalsozialistischen Herrschaft als radikalen Umsturz seines
bisher so geordneten Lebens. Nach einigen Tagen der Angst ist der
Kaufmann kurz in seine von einem SA-Trupp durchsuchte Wohnung
zurückkehrt, um einige Dinge an sich zu nehmen.
Kein Bleiben...? Fassade des Willy-Brand-Hauses, Berlin-Kreuzberg 2015. |
"Er war im
Schlafzimmer angelangt und ließ sich auf sein Bett fallen. Ich muss
fort, dachte er und schloss die Augen. 'Ach, ich möchte bleiben,
schlafen ... Und nun zur Grenze? Aber dem bin ich niemals gewachsen.
Das kann ich doch gar nicht. Heimlich über die Grenze...' Er
schüttelte sich bei dem Gedanken. 'Was wollen die Leute eigentlich
alle von mir?', fragte er dann leise. "Ich will doch nichts, als
in Ruhe leben, mein Brot verdienen ... Die Grenze! Ich und die
Grenze – mein Gott!'
Er sprang auf!"1
Es ist klar, dass
Silbermann hier nicht bleiben kann.
Verzweiflung und Müdigkeit
führen einen inneren Kampf in ihm, und doch spürt er genau: Die
Ankunft ruft schon nach Aufbruch. Hier ist kein Bleiben.
Das Gefühl der Gefahr ist
uns Heutigen möglicherweise unbekannt, aber das Gefühl des
Gehetztseins von einem Ort zum nächsten kennen die meisten von uns.
Und der Advent soll anders
sein – aber er kippt doch oft genug um in Hast. Nicht Ankunft,
sondern Flucht würde er in manchen Fällen richtiger lauten.
Die Anregung für heute:
Welcher Ort hilft mir, um ruhig zu werden? Wo kann ich mich fallen
lassen und entspannen?
Mehr zu U.A. Boschwitz'
Roman findet sich hier.
1 U.A.
Boschwitz, Der Reisende. Stuttgart 2018 (Original 1938), 105f.
Montag, 3. Dezember 2018
Ankunftszeit 3 – Störungsfrei in "Die Kieferninseln" von Marion Porschmann
Der Dozent Gilbert
reist auf einen eigenartigen Traum hin spontan nach Japan. Im Verlauf
von Marion Porschmanns Roman macht er sich in den Spuren des
legendären Dichters Bashō auf den Weg in
Richtung der von diesem besungenen Kieferninseln.
Doch zunächst kommt er
erst einmal an:
Sonntag, 2. Dezember 2018
Ankunftszeit 2 – Zurückgezogen in "Wie hoch die Wasser steigen" von Anja Kampmann
Kampmanns Roman ist ein
Roadmovie in fast lyrischer Sprache, eine Geschichte mit vielen
Stationen, doch ohne wirklich Ankünfte: Nach dem Unfalltod seines
Freundes verlässt Waclaw die Bohrinsel, auf der er gearbeitet hat
und macht sich auf den Weg in ein neues Leben.
Am Ende kehrt der traurige
Held in die Stadt seiner Kindheit Bottrop zurück:
Samstag, 1. Dezember 2018
1. Adventssonntag – Bildmeditation zu "Richtet euch auf und erhebt euer Haupt"
Aus dem Evangelium am Ersten
Adventssonntag:
Wenn ihr den Menschensohn mit
großer Macht und Herrlichkeit auf einer Wolke kommen seht, dann
richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist
nahe. (vgl. Lk 21,28)
Ankunftszeit 1 – Geglückt in "Mogador" von Martin Mosebach
Martin Mosebachs Roman
erzählt die Geschichte einer überstürzten Flucht. Der
Bankangestellte Patrick Elff ist voller Angst vor den juristischen
Folgen seiner Finanzgeschäfte aus dem Fenster des Polizeipräsidiums
gesprungen, hat das nächstbeste Flugzeug genommen und ist nach
Marokko geflogen.
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