Samstag, 1. Dezember 2018

Ankunftszeit 1 – Geglückt in "Mogador" von Martin Mosebach

Martin Mosebachs Roman erzählt die Geschichte einer überstürzten Flucht. Der Bankangestellte Patrick Elff ist voller Angst vor den juristischen Folgen seiner Finanzgeschäfte aus dem Fenster des Polizeipräsidiums gesprungen, hat das nächstbeste Flugzeug genommen und ist nach Marokko geflogen.

Sanfte Landung.
Tempelhofer Hangar, Berlin, 2018.
"Spätabends war er am Vortag in Casablanca gelandet, die Ausweiskontrolle hatte er ohne weiteres passiert, aufatmend nach heftigem Erschrecken – er hatte gar nicht bedacht, daß Marokko einen Paß bei der Einreise verlangte –, da fand er in der Brusttasche, angstvoll tastend, den Paß von der letzten Amerikareise her. Welch ein Glück, welch ein Zeichen für den Erfolg seiner Reise, jetzt schon hätte sie gescheitert sein können. Sie war also gewünscht, sie sollte sein, das Schicksal blies Wind in seine Segel. Aber von nun an durfte der Paß keine Rolle mehr spielen. Es mußte jetzt gänzlich ohne Paß gehen. Ab sofort durfte er keine Spuren mehr hinterlassen".1

Eine geglückte Ankunft!
Vielleicht ein gutes Zeichen, vielleicht nur ein Zufall...
Doch die Angst des Davongekommenen vor der eigenen Geschichte und Identität (symbolisiert durch den Pass) trübt die Freude seiner glücklichen Ankunft.

Darum könnte heute der Gedanke hilfreich sein, dass Gott meinen Weg lenkt. Vor ihm brauche ich keine Angst zu haben angesichts meiner Lebensgeschichte mit ihren Höhen und Tiefen. Vor ihm muss ich mich nicht am Ende der Welt verstecken.
Welche Angst und welche Scham kann ich im Vertrauen auf Gottes Ankunft in diesem Advent hinter mir lassen?

__

Mehr über Nordafrika und den heutigen Tagesheiligen Charles de Foucauld findet sich hier.


1   M. Mosebach, Mogador. Reinbek bei Hamburg 2016, 15.