Martin Mosebachs Roman
erzählt die Geschichte einer überstürzten Flucht. Der
Bankangestellte Patrick Elff ist voller Angst vor den juristischen
Folgen seiner Finanzgeschäfte aus dem Fenster des Polizeipräsidiums
gesprungen, hat das nächstbeste Flugzeug genommen und ist nach
Marokko geflogen.
Sanfte Landung. Tempelhofer Hangar, Berlin, 2018. |
"Spätabends war
er am Vortag in Casablanca gelandet, die Ausweiskontrolle hatte er
ohne weiteres passiert, aufatmend nach heftigem Erschrecken – er
hatte gar nicht bedacht, daß Marokko einen Paß bei der Einreise
verlangte –, da fand er in der Brusttasche, angstvoll tastend, den
Paß von der letzten Amerikareise her. Welch ein Glück, welch ein
Zeichen für den Erfolg seiner Reise, jetzt schon hätte sie
gescheitert sein können. Sie war also gewünscht, sie sollte sein,
das Schicksal blies Wind in seine Segel. Aber von nun an durfte der
Paß keine Rolle mehr spielen. Es mußte jetzt gänzlich ohne Paß
gehen. Ab sofort durfte er keine Spuren mehr hinterlassen".1
Eine geglückte Ankunft!
Vielleicht ein gutes
Zeichen, vielleicht nur ein Zufall...
Doch die Angst des
Davongekommenen vor der eigenen Geschichte und Identität
(symbolisiert durch den Pass) trübt die Freude seiner glücklichen
Ankunft.
Darum könnte heute der
Gedanke hilfreich sein, dass Gott meinen Weg lenkt. Vor ihm brauche
ich keine Angst zu haben angesichts meiner Lebensgeschichte mit ihren
Höhen und Tiefen. Vor ihm muss ich mich nicht am Ende der Welt
verstecken.
Welche Angst und welche
Scham kann ich im Vertrauen auf Gottes Ankunft in diesem Advent
hinter mir lassen?
__
Mehr über Nordafrika und
den heutigen Tagesheiligen Charles de Foucauld findet sich hier.
1 M.
Mosebach, Mogador. Reinbek bei Hamburg 2016, 15.