Montag, 3. Dezember 2018

Ankunftszeit 3 – Störungsfrei in "Die Kieferninseln" von Marion Porschmann

Der Dozent Gilbert reist auf einen eigenartigen Traum hin spontan nach Japan. Im Verlauf von Marion Porschmanns Roman macht er sich in den Spuren des legendären Dichters Bashō auf den Weg in Richtung der von diesem besungenen Kieferninseln.
Doch zunächst kommt er erst einmal an:

Alles so einfach.
Linum, 2018.
"Nach der Landung rief er seine Nachrichten ab, aber niemand hatte sich bei ihm gemeldet. Allerdings waren noch Semesterferien, er versäumte in den kommenden Wochen keine Termine, und seitens der Universität vermisste man ihn nicht. Die Vorlesungen begannen erst wieder Ende Oktober. Bis dahin hatte er nur einen Vortrag auf einem Kongreß in München zu halten. Noch während er auf den Koffer wartete, sagte er seine Teilnahme ab. ... [Anschließend fuhr er] mit dem Narita-Flughafenexpress ins Zentrum von Tokyo. Am Hauptbahnhof nahm er ein Taxi zu seinem Hotel. Es war alles so einfach. Wie von selbst fuhr er um die halbe Welt, kein Widerstand, keine Verzögerung, keine Probleme."1

Keine Probleme bei der Ankunft!
Der Ausstieg aus dem bisherigen Leben und das Hineingleiten in eine neue Lebensweise geschieht geräuschlos und leicht.
Doch es hatte sich „niemand … bei ihm gemeldet“. Gilberts Enttäuschung wird nicht explizit berichtet, aber seine inneren Erklärungen sprechen Bände. Wer seine Nachrichten abruft, tut dies in der Hoffnung, dass jemand Interesse an ihm zeigt. Wenn er dann enttäuscht wird, fühlt er sich – trotz aller sonstigen Komplikationslosigkeit – wahrscheinlich nicht besser.

Darum heute die Einladung, sich einfach mal so bei jemandem zu melden. Einen Adventsgruß abschicken. Oder unerwartet zu Besuch auftauchen.
Macht der liebe Gott ja auch manchmal!


Mehr über Japan und den heutigen Tagesheiligen Franz Xaver findet sich hier.

1   M. Porschmann, Die Kieferninseln. 4. Aufl. Berlin 2017, 16.17.