Kampmanns Roman ist ein
Roadmovie in fast lyrischer Sprache, eine Geschichte mit vielen
Stationen, doch ohne wirklich Ankünfte: Nach dem Unfalltod seines
Freundes verlässt Waclaw die Bohrinsel, auf der er gearbeitet hat
und macht sich auf den Weg in ein neues Leben.
Am Ende kehrt der traurige
Held in die Stadt seiner Kindheit Bottrop zurück:
Endlose Straße. Wald bei Rüdersdorf, 2015. |
"Der schmale
Bürgersteig, Liguster, die alte Tanne und der Rasen, im Weiterfahren
kam ihm ein Junge entgegen, ein Pflaster drückte von innen gegen
sein Brillenglas, er trug einen Brustbeutel und hatte die Hände weit
zurückgezogen in die Ärmel seines Pullovers. Die Straße vor ihm
schien endlos. Es waren weniger Kinder da als früher, oder sie
zeigten sich nicht. Und da war er wieder, der Geruch der Esse; als
hätte man mit einem Stück Kohle auf der Straße gemalt, an einem
heißen Sonnentag.
Waclaw fuhr den Fiorino
langsam, als würde er zu Fuß gehen ... er war müde, und sein Mund
war trocken. Im Rückspiegel sah ihn jemand an, der gelernt hatte,
sich weit hinter seine Augen zurückzuziehen.
Er kaufte Leberwurst
und Brötchen in einer Schlachterei, und er fragte nach einer
Pension, aber der Mann schüttelte nur den Kopf."1
Trostlosigkeit spricht aus
dieser Ankunft.
Zweimal wird in diesem
kurzen Abschnitt gesagt, dass sich einer bzw. etwas zurückgezogen
hat. Die Ankunft wirkt durch diese Formulierungen unvollendet, denn
um wirklich anzukommen bedarf es zunächst des Herauskommens und
Losgehens.
Im Advent will Gott mich
aus meinem Panzer herauslocken, damit er bei mir ankommen kann.
Wo ist in meinem Leben ein
Aufbruch nötig? Wo muss ich losgehen, damit Ankunft möglich wird?
1 A.
Kampmann, Wie hoch die Wasser steigen. München 2018, 286.