Der
ehemalige Star der Partei Rubaschow wird Opfer einer
Säuberungskampagne in der stalinistischen UdSSR der späten 1930er Jahre. Mitten in der Nacht
aus dem Bett gerissen und verhaftet, bringt man ihn zum Gefängnis.
Elektrisches Licht. Mühle von Müllrose, 2017. |
"In
allen Korridoren des neuen Prachtgefängnisses brannte elektrisches
Licht. Es lag fahl auf den eisernen Galerien, den kahl getünchten
Wänden, den Zellentüren mit den Namenskarten und den schwarzen
Löchern der Spione. Rubaschow war dieses fade, reflexlose Licht und
die schrille Akustik ihrer Schritte auf den Steinfliesen so vertraut,
daß er einige Sekunden lang mit der Illusion spielte, wieder zu
träumen. Er wollte sich gerne einreden, daß er wirklich daran
glaubte. 'Wenn es dir gelingt, dich davon zu überzeugen, daß du nur
träumst, dann wird es wirklich nur ein Traum sein', dachte er. ...
Inzwischen waren sie schon bei Zelle 404 angelangt. Über dem Spion
hing eine Karte, auf der sein Name stand, Nicolas Salmanowitsch
Rubaschow. 'Die haben ja alles schön vorbereitet', dachte Rubaschow,
der Anblick seines Namens auf der Karte berührte ihn unheimlich. Er
wollte noch eine Zusatzdecke wegen seines Rheumatismus vom Aufseher
verlangen, da knallte bereits die Zellentür hinter ihm ins Schloß."1
Dort, wo sich niemand
wirklich wohlfühlen kann, nämlich im Gefängnis, ist „ja alles
schön vorbereitet“. Was so fürsorglich klingt, ist ganz gewiss nicht gastfreundlich!
Wenn ich mich im Advent
auf Gottes Kommen vorbereite, lasse ich ihn dann frei, wenn er zu mir
kommt? Habe ich lieber einen Gott nach meinem Bilde bei mir? Oder bin
ich in meiner ganzen Gastfreundlichkeit trotzdem freilassend?
Von einem anderen Mann,
der in seiner Haftzeit Wichtiges erlebte, nämlich den Tagesheiligen
Johannes vom Kreuz, findet sich mehr hier.
1 A.
Koestler, Sonnenfinsternis. Nach dem deutschen Originalmanuskript.
Coesfeld 2018 (Original 1940), 28.