Montag, 17. Dezember 2018

Ankunftszeit 17 – Pathetisch in „Töchter“ von Lucy Fricke

Eine super Road-Novel, in der es um Vaterbeziehungen geht: Zwei Frauen machen sich auf den Weg in die Schweiz, um den todkranken Vater der einen in den Tod zu begleiten. Doch dann ändert sich das Ziel und nach einer Reihe von Umwegen dreht sich plötzlich alles darum, den verschollenen Vater der anderen zu finden.
Diese Suche führt die Reisenden schließlich auf eine Insel in der Ägäis:

Das Tor zum Schlaubetal.
Müllrose, 2017.
Wir legten an, die Klappe der Fähre öffnete sich, über die Lautsprecher ertönte Flötenmusik, und ich stand im Bug, musste an das Himmelstor denken, an das ich nicht glaubte. Das Versprechen eines Anfangs tat sich vor mir auf. Nichts als eine Insel war es, doch ich betrat sie mit einem so großen Schritt, als gelte es, einen Abgrund zu überspringen. Anders gesagt: Ich stolperte als Pathosbündel vom Schiff.“1


Es gibt Situationen, die führen uns auf einen emotional ganz ungewohnten und manchmal sogar ungewollten Pfad. 
Wir werden von Gefühlen übermannt, denen wir aus der sicheren Distanz nur einen Vogel gezeigt hätten.

Im Advent ermuntert Gott uns zu dem Wagnis, den entscheidenden Schritt zu tun und Dinge an uns herankommen zu lassen, die wir sonst auf Abstand halten – Gefühle, Personen, Erlebnisse... Vielleicht tut sich beim Überwinden innerer Widerstände dann auch vor uns „das Versprechen eines neuen Anfangs“ auf.
Was für ein (kleiner) Neuanfang könnte bei mir anstehen?


1   L. Fricke, Töchter. 4. Aufl. Reinbek bei Hamburg 2018, 162.