Mittwoch, 24. Februar 2021

Poetische Fastenspeise 1 – "Ich mache meinen Frieden" von Gerhard Gundermann

Ich weiß nicht viel von diesem Mann. Eigentlich habe ich nur den Film "Gundermann" (2018) angesehen und das zerrissene Schicksal dieses Mannes hat mich fasziniert.

Beim genaueren Hören auf seine Texte fiel mir dieser hier besonders auf.

Er scheint mir eine sehr fastenzeitliche Botschaft zu haben:

Friedvolle Landschaft.
Neuendorf auf Hiddensee, 2018.
Ich mache meinen Frieden mit dir du großer Gott
Ich nehm' was du mir bieten kannst, Leben oder Tod
Ich will mich nicht mehr drängeln und will mich nicht verpissen
Und wer mich angeschissen hat, will ich auch nicht mehr wissen
So fülle meinen Becher, ich trink ihn bis zur Neige
Nun gib mir schon mein Kreuz oder eine Geige

Ich mache meinen Frieden, mit dir du kleine Mücke
Du kannst mich ruhig pieken, ich werd dich nicht zerdrücken
Du kannst mich ruhig stechen, ich werde dich nicht schlagen
Du musst mir nur versprechen, es deinen Kumpels nicht zu sagen
Nun hau schon deinen Spund rein und lass uns einen heben
Ich fülle auf mit Rotwein, so könn' wir beide leben

Ich mache meinen Frieden mit all den Idioten
Die die Welt behüten woll'n, mit ihren linken Pfoten
Mit jedem Samurai, mit jedem Kamikaze
Mit jedem grünen Landei und auch mit jeder Glatze
Die, die Welt nicht bessern können, aber möchten
Mit viel zu kurzen Messern in viel zu langen Nächten


Ich höre ein großes Verständnis für alles Menschliche darin, aber zugleich den Wunsch, es anders zu machen als sonst.

Dieser Sänger erkennt ziemlich genau das Leid und den Ärger (1. Strophe), die Brutalität der Natur, in der eines vom anderen lebt (2. Strophe) und das Genervtsein von den unzulänglichen Versuchen der Weltverbesserung (3. Strophe).

Dagegen setzt er seine Sehnsucht nach Frieden. Und seine Bereitschaft, nicht mehr mit allen anderen zu "drängeln", nicht mehr zu vergelten, die schwache Mücke nicht zu erschlagen, sich nicht über jede politische Abweichung aufzuregen.

Stattdessen finde ich im Frieden-Machen die Anerkennung des Anderen, ein "Leben und leben lassen" und die Offenheit, das anzunehmen, was Gott gibt.

Vielleicht ist diese Sehnsucht nach Frieden eine gute Haltung auch für meine Fastenzeit – gerade in dieser unruhigen Phase der Kirche (Köln!) und Gesellschaft (Corona!) – und ich versuche ebenso, meinen Frieden mit Gott, mit meinen Nächsten, mit meiner Kirche und meiner Umwelt zu machen.



PS: Ehrlicherweise muss ich anfügen, dass das Lied noch eine weitere Strophe hat – die aber in der Filmversion nicht vorkommt – wer sie sehen will, wird wahrscheinlich verstehen warum sie dort und hier nicht auftaucht. Die Texterfassung der Quellen im Netz scheint automatisch erfolgt zu sein, weshalb ich ihn oben leicht korrigiert wiedergebe.

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