Sonntag, 21. Februar 2021

Die Pandemie ist eine Wüste voller Versuchungen. Drei Gedanken zum Lockdown

Diese Pandemie mit ihrem kleinen Bruder, dem Lockdown, ist eine echt wüste Zeit.

Passend dazu erzählt das Evangelium am Ersten Sonntag der Fastenzeit von Jesu Aufenthalt in der Wüste und seinen Versuchungen. In diesem Jahr leider nur in der Kurzversion nach Markus, aber die Langversion ist ja bekannt (vgl. Mt 4).

In dieser trockenen und anstrengenden Lockdown-Zeit voller Beschränkungen und Verbote gibt es auch in uns genügend unheilsame Stimmen, die uns verführen wollen:

Lass die Dinge fliegen.
Tischtennisball, Neukölln, 2021.
Manchmal sagt die Stimme in mir:

Du kannst es doch, mach es einfach!

Jesus hätte wohl einfach mal Stein in Brot verwandeln können (vgl. Mt 4,3). Aber er tat es nicht.

Aktuell: Ich könnte doch Leute treffen, wahrscheinlich würde es niemand merken und ein wirklicher Schaden würde doch sicher auch nicht entstehen. Warum also nicht einfach mal diese ganzen Kontaktbeschränkungen vergessen...


Manchmal sagt die Stimme in mir:

Dir kann nichts passieren!

Auch Jesus hätte sich wohl einfach so vom Tempel hinabwerfen können (vgl. Mt 4,5f). Aber er tat es nicht.

Aktuell: Das Risiko, dass ich mich mit Corona infiziere, ist doch inzwischen wieder so gering – und ich bin jung und gesund, habe keine relevanten Vorerkrankungen. Der Lockdown nervt einfach nur noch.


Manchmal sagt die Stimme in mir:

Du kannst trotzdem alles haben, was du brauchst!

Auch Jesus hätte die Welt besitzen können, wie der Versucher es ihm anbot (vgl. Mt 4,8f). Aber er wollte es nicht.

Aktuell: Ich erliege in diesen Tagen manchmal der Versuchung, mir Dinge im Internet auszusuchen, die ich glaube, unbedingt besitzen zu müssen und die ich dann sofort bestelle. Völliger Quatsch eigentlich.


Neue Dinge zu haben, sich gehen zu lassen, zu genießen, Freunde zu treffen – das ist alles nicht an sich schlecht. Aber es kann in einer Krisenzeit wie dieser Pandemie auf verschiedenen Ebenen Dynamiken entfachen, die nicht hilfreich sind.


Genauso will uns die Fastenzeit sensibilisieren, um den geistlichen Dynamiken zu begegnen, die uns treffen können, wenn wir in der Krise sind:

Aktionismus, Selbstüberschätzung, Habsucht.


Jesus hat in diesen Versuchungen ausgehalten und auf Gott verwiesen.

Dann konnte er losziehen, um Gottes liebevolle Herrschaft zu verkünden. Das Aushalten und Zurückweisen der Versuchungen war die Voraussetzung dafür, dass er im Sinne Gottes weitergehen konnte.


Das wünsche ich uns auch: Weiterzugehen durch die Krisen, ohne dass wir Aktionismus, Selbstüberschätzung, Habsucht verfallen – und in allem auf Gott hinzuweisen.

Lass fliegen - Eis überm Horizont.
Obersee, Berlin, 2021.

 

 

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