In den Nachrichten ist das Thema gerade ganz groß: Die Impfdosen sind knapp und begehrt – wer an der Reihe ist und es einrichten kann, besorgt sich einen Termin. In manchen Altenheimen waren Impfdosen übrig, die man nicht wegschmeißen wollte – dann hat man möglichst rasch noch Impfwillige gesucht. So kann es passieren, dass Leute geimpft werden, die eigentlich noch gar nicht an der Reihe sind. Oft sind das komischerweise örtliche Bürgermeister und Krankenhaus-Geschäftsführer, die noch sehr lange hätten warten müssen und nun doch schnell dran sind.
Andererseits hört man immer wieder, dass es so schwierig ist, überhaupt einen Termin zu bekommen, Hotlines sind übervoll und bei begrenzten Impfstoffmengen sind auch Termine Mangelware. Vor Impfzentren stauen sich die Menschen.
Manche dieser Nachrichten erinnern mich an den "busy man", von dem wir gerade (Mk 1,29-39) gehört haben – alle Leute kommen zu Jesus. Denn er hat anscheinend das, was alle wollen.
Himmel voll - und doch frei. Neukölln, 2020. |
Wenn man auf diesen Überblick schaut, kann man leicht vergessen, warum Jesus das getan hat. Oder anders gesagt: Was wollte Jesus überhaupt?
Heilen – Dämonen austreiben – predigen?
All das wird von ihm berichtet – aber was wollte er selbst?
Klar, irgendwie wollte er all das tatsächlich tun, sonst hätte er es ja auch lassen können – aber in all dem zeigt sich noch mehr!
Jesus wollte doch nicht nur ein Exorzist sein. Nicht nur ein Wunderheiler. Nicht nur irgendein Prediger.
Nein, hinter all dem steht noch mehr: Jesu Ziel war, dass sich Gottes Herrschaft durchsetzt.
Er tat das alles für dieses Ziel.
Wenn man dem Evangelium glauben kann – und ich glaube, hier ist es sehr glaubwürdig – kamen sie nicht (nur) deswegen zu ihm, um etwas Frommes zu hören.
Sie kamen wohl vor allem, weil sie etwas wollten. Und er hat ihnen anscheinend meistens gegeben, was sie wollten.
Vielleicht kommen Sie zu mir nicht in solchen Massen wie zum Impfzentrum oder zu Jesus, aber Sie kommen.
Und ich glaube, auch so kann Gottes Herrschaft sich zeigen: Durch gute Gespräche, durch aufmunternde Worte, durch Interesse aneinander...
Menschen heil machen, sie von ihren Dämonen befreien, sie aufrichten und ihnen ein gutes Wort sagen – all das tat er, damit Gottes Herrschaft auf der Welt immer mächtiger wird.
Denn all das – jetzt kommts – sind Zeichen von Gottes Herrschaft.
Nicht nur jenseitig, auch diesseitig. Straße in Groß Köris, 2017. |
Ob wir Gottes Herrschaft, seine Liebe, seine Macht, seine Gegenwart unter uns erkennen. Wo jemand aufgerichtet wird. Wo jemand ohne Hintergedanken liebt. Wo einer gibt, ohne dafür etwas zu bekommen. Wo vergeben wird. Wo Menschen sich von ihrer Schuld abwenden. Wo einer vertraut, dass da noch mehr ist als die Enge dieser Welt. Wo Heilung geschieht. ...
So wie Jesus die Schwiegermutter des Petrus (ja, er war verheiratet!) berührte und aufrichtete (v31), ist es heute an uns, einander aufzurichten.
Und wie Jesus immer mal wieder eine Auszeit mit Gott brauchte (v35), sind auch wir eingeladen, uns in die Stille zu Gott zurückzuziehen.
So wächst Gottes Herrschaft in dieser Welt.
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