In der Natur zeigen sich gerade im
Frühjahr Andeutungen und Zeichen dessen, was wir als Christen unter
Auferstehung und neuem Leben verstehen
– kein Wunder, dass Ostern in der Blüte des Jahres gefeiert wird.
In seinem Gedichtband „Beim
Anblick eines Grashalms“ hat Andreas Knapp „Naturgedichte“
versammelt, die oftmals mehr oder weniger deutlich eine spirituelle
Lesart enthalten.
So auch hier:
Geburt des Morgens
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Neue Farben in der Stadt.
Neukölln, Berlin, 2019. |
der letzte Stern
gibt der Amsel den Einsatz
im Crescendo des Lichts
wächst die Erwartung des neuen
Tages
der erste Sonnenstrahl
bricht sich in den Nachttränen
tausendfaches Aufblitzen im Tau
als habe sich der Sternenhimmel
in den Grashalmen verfangen
alle Farben werden neu erfunden
ein Atemzug Ahnung
vom ersten Schöpfungstag
Was mich sofort anspricht: das Bild der
neu erfundenen Farben.
So verstehe ich Auferstehung sofort:
Neues Leben bedeutet neue Farben.
Das sind zunächst einmal Negierungen:
Nicht matt, nicht altbekannt, nicht verblasst, nicht schwarz-weiß,
nicht althergebracht, nicht rosig, nicht von früher übernommen,
nicht grau, nicht wiederholt.
Sondern: neu.
Alles wird neu, denn Auferstehung ist
eine Neuschöpfung. Daran erinnern die letzten Zeilen: Ahnung der
Frische des Urzustands.
Was wir bisher gesehen haben, ist nicht
vergleichbar mit dem Neuen. Unsere Kategorien greifen nicht mehr, die
Augen können nicht fassen, was Auferstehung von Gott her meint,
nämlich das gänzlich Neue für uns: neue Farben, ein neuer Morgen,
neue Schöpfung, neue Lebendigkeit.