Mittwoch, 23. Dezember 2015

Advent und Weihnacht berühren sich – Ein Gedicht von Andreas Knapp

Wir haben das Ziel des Advents fast erreicht. Die Aufregung und Hektik, Verstimmung und Unruhe nimmt in vielen Haushalten zu.
Auf den letzten Metern innehaltend möchte ich zur Betrachtung eines fast-schon-weihnachtlichen Gedichts von Andreas Knapp einladen, der es wagt, in der Spur des heiligen Ignatius einen Blick aus der Perspektive des dreifaltigen Gottes auf uns zu werfen.

Bei Ignatius dürfen die Beter sich die Dreifaltigkeit im Entschluss der Menschwerdung vorstellen: "wie die drei göttlichen Personen die ganze Fläche oder Rundung der ganzen Welt voller Menschen schauten und ... in ihrer Ewigkeit beschlossen wird, daß die zweite Person Mensch werde, um das Menschengeschlecht zu retten ..."1

Für Andreas Knapp liest sich das menschliche Tun aus der Perspektive Gottes als ein Ineinander von Wort und Antwort, von Hoffnung und Gegenwart, von Verheißung und Ankunft:

Eingang und Ausgang. Rostock, 2015.
von gott aus gesehen

ist unser suchen nach gott
vielleicht die art und weise, wie er uns auf der spur bleibt
und unser hunger nach ihm das mittel
mit dem er unser leben nährt

ist unser irrendes pilgern
das zelt, in dem gott zu gast ist
und unser warten auf ihn
sein geduldiges anklopfen

ist unsere sehnsucht nach gott
die flamme seiner gegenwart
und unser zweifel der raum
in dem gott an uns glaubt 2


Unser Warten ist Gottes Ankunft, was für eine beruhigende Botschaft.


1   Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen und erläuternde Texte. Leipzig 1978, 54 (GÜ 102).
2   A. Knapp, Höher als der Himmel. Göttliche Gedichte. Würzburg 2010.