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Freitag, 10. Juni 2022

Meine, deine, unsere Sprache. Impuls beim Friedensgebet in Frankfurt (Oder)

 Man sollte meinen, eine Sprache, die beide Seiten verstehen, erleichtert die Kommunikation.

Wenn wir in die Ukraine schauen, scheint das aber nicht der Fall zu sein.

Dort wachsen die Menschen in der Regel mehrsprachig auf, das Russische und das Ukrainische werden normalerweise verstanden – je nach Region ist die aktive Nutzung der Sprache verschieden, aber verstanden wird die jeweils andere Sprache.

Karl Schlögel, ehemaliger Professor der hiesigen Europa-Universität Viadrina, schreibt in seinem Aufsatzband „Entscheidung in Kiew“ dazu:

Samstag, 9. April 2022

Gesegnet, die da kommen im Namen des Herrn! Radiobeitrag an Palmsonntag

Ankunft am Bahnhof.
Frankfurt (Oder), März 2022.

So ähnlich werde ich morgen früh um ca. 10 vor 10 im Radio auf rbb 88,8 zu hören sein:

Ich war in den letzten Wochen immer wieder auf unserem Bahnhof in Frankfurt / Oder. Dort sind seit den ersten Tagen des Krieges in der Ukraine täglich mehrere tausend Menschen durchgefahren.
Fast immer sind es Frauen mit ihren Kindern gewesen. Oftmals waren sie mehrere Tage im Zug unterwegs. Sie hatten wenig geschlafen und waren unruhig und ausgelaugt. Diejenigen, die ausstiegen, wollten oft einfach nicht mehr weiterfahren und suchten etwas Ruhe. Manchen war noch nicht einmal klar, dass sie nun in Deutschland waren.

Sonntag, 9. Januar 2022

„...während er betete, öffnete sich der Himmel…“ Taufe des Herrn als Hoffnungsbild

Jesus lässt sich taufen und wird von oben bestätigt. Als er betet, tut der Himmel sich auf, der Geist kommt herab, eine Stimme ertönt (Lk 3,15-16.21-22).

Wie oft wünschte ich mir eine solche Vergewisserung, während ich bete! Eine Stärkung im Glauben. Einen Kraftakt Gottes, der mir zeigt, wie es um mich steht, was er wirklich will und dass er an meiner Seite ist.
Aber so etwas gibt es selten oder gar nicht.
Wir normalen Christ*innen sind zwar auch getauft, aber die Bestätigung bleibt oftmals aus. Wenn wir beten, fühlt es sich oft an, als würden wir ins Leere sprechen. Was unser Gebet wirklich bringt – und ob es etwas bringt, bleibt unklar. Ich selbst fühle mich unwohl mit manchen vorgeprägten Formulierungen. Wenn ich selbst formuliere, bleibe ich hinter meinen Erwartungen zurück oder fühle gar nicht, was ich eigentlich meinte.

Mittwoch, 5. Januar 2022

Sie brauchen einander! Provokation der Drei Könige

So unglaublich es klingt: Der böse König Herodes und die Weisen aus dem Morgenland brauchen einander.

Als die Besucher aus dem Osten in Jerusalem auftauchen, fragen sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (Mt 2,2)
Nachdem Israels Schriftgelehrte auf Geheiß des entsetzten Königs Herodes in der Bibel recherchiert und Betlehem als Ort der Geburt des Gegen-Königs identifiziert hatten, ließ sich Herodes von den Weisen heimlich „sagen, wann der Stern erschienen war“ (v7).

Samstag, 1. Januar 2022

Mehr Ruhe. Gedanke zu Neujahr.

Gefroren am Meer. Ostsee, 2021.
"Das ist eigentlich unsere einzige moralische Aufgabe: In sich selbst große Flächen urbar zu machen für die Ruhe, für immer mehr Ruhe, so daß man diese Ruhe wieder auf andere ausstrahlen kann. Und je mehr Ruhe in den Menschen ist, desto ruhiger wird es auch in dieser aufgeregten Welt sein."

Etty Hillesum hat diese Sätze geschrieben im Angesicht der europaweiten Vernichtung von Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten. Sie schöpfte aus der eigenen inneren Ruhe, in der sie sich auch mit Gott verbunden fühlte. Ihr Wunsch nach einer friedvolleren und weniger „aufgeregten Welt“ hat sich allerdings nicht unmittelbar bewahrheitet. Aber manchmal taucht sie schon auf, diese große Ruhe. 

Das wünsche ich euch im beginnenden Jahr 2022: Dass ihr im Angesicht von viel Leid und Angst und Verschlossenheit und Aggression trotzdem eine hoffnungsvolle und friedliche Ruhe in euch bewahren könnt. Und dass diese Ruhe auf eure Umgebung ausstrahlt.

Ergo: Ein gutes, ein in tiefer Ruhe starkes Jahr wünsche ich!


(J.G. Gaarlandt (Hg.), Das denkende Herz. Die Tagebücher der Etty Hillesum 1941-1943. Reinbek bei Hamburg 1985, 192; Eintrag vom 29.09.1943.)

Samstag, 11. Dezember 2021

Von Steinen und Strahlen. Bildmeditation zu Maria und Josef am 3. Adventssonntag

(Ansprache nach dem Evangelium in der Kirche Heilig Kreuz in Frankfurt)

Es ist eine Herausforderung für mich, heute von der Freude im Advent zu sprechen – und diese Freude auch zu fühlen.
Denn wohin ich auch schaue, ist wenig Grund zur Freude zu erkennen: die niemals endende Corona-Krise mit dem sich anschließenden Elend in den Krankenhäusern, der Angst vor Schulschließungen, mit Online-Lehre an der Uni, ausgefallenem Weihnachtsmarkt und vielen weiteren Zwängen, aber auch Tornados in den USA, leidende Flüchtlinge vor den Grenzen der EU und so weiter und so fort.
Freude liegt gerade nicht oben auf.

Samstag, 20. November 2021

Selbst Verantwortung übernehmen. Über Franz Jägerstätter und Christkönig

Kann man der Regierung noch gehorchen? Oder gibt es einen höheren Bezug, in den sich ein verantwortungsbewusster Mensch in seinem Gewissen stellen muss und der es ihm dann in gewissen Fragen nicht gestattet, der Regierung zu folgen?

Es waren diese großen Fragen, von denen „Ein verborgenes Leben“ handelte, der letzte Film von Terrence Malick. Franz Jägerstätter, ein österreichischer Bauer, der aus Gewissensgründen den Kriegsdienst unter dem Nationalsozialismus verweigerte und heute als Märtyrer der katholischen Kirche verehrt wird, wird in diesem Film porträtiert. Er konnte den damals Regierenden nicht folgen, weil sein christlicher Glaube und sein Gewissen dem entgegenstanden. Seine inneren Konflikte und seine äußeren Bedrängnisse werden im Film meditiert.

Sonntag, 14. November 2021

Hin und her und ohne Ausweg. Stimmungbild mit Sonntagsevangelium

Diese Zeiten schlagen mir wirklich auf die Stimmung - neue Corona-Welle, sichtbare Unfähigkeit der Staatengemeinschaft, die Klimakrise einzuhegen, erfrierende Menschen vor den Grenzen der EU und Regierungen, denen es um ihre Prinzipien, nicht um die Menschen geht...

Wohin ich auch schaue, es ist einfach zum Fürchten - und ich beschäftige mich Tag für Tag mit meinen kleinen Problemchen, während da draußen die Welt in Flammen steht.
Das Gefühl, doch nichts tun zu können und dem Geschehen blind ausgeliefert zu sein, es deprimiert mich. Kein Selbstwirksamkeitserleben, wie die Pädagogen sagen.

Montag, 1. November 2021

Alle gehören dazu! Anstoß an Allerheiligen

Wenn an den Tagen rund um den 1. November Kerzen auf viele Gräber gestellt werden, dann denken wir an unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde. Denn es ist Allerheiligen und Allerseelen. „Du bist nicht vergessen!“ wollen diese Kerzen sagen, „Wir halten dich in unseren Herzen!“ Wir als Christ:innen drücken damit zugleich unser Vertrauen aus, dass Gott unsere Lieben (und später auch uns selbst) im Tod nicht verlässt.

Donnerstag, 3. Juni 2021

Fronleichnam – Fest der Liebe

Wenn wir Christen gerade mit irgendwas nach draußen gehen sollten, dann ist das meiner Meinung nach – Liebe.

Es wäre ein Gegenangebot dazu, wie kirchliches Christsein aktuell wahrgenommen wird – als ausschließend, abgehoben, weltfremd, fern von den alltäglichen Fragen und Problemen.


Das heutige Fest passt dazu sehr gut. Es hebt sich aus dem Alltag heraus, um uns eine Vorstellung davon zu geben, wie christliche Liebe aussehen könnte. Und wie sie öffentlich werden kann.

Samstag, 29. Mai 2021

Der Über-neben-in-Gott. Gefängnispredigt zu Trinitatis

Was Gott angeht, habe ich anspruchsvolle Vorstellungen, das gebe ich zu:

Gott ist der eine, der über allem ist und zugleich ganz nah bei uns.


Dann: Er ist der, zu dem zu allen Zeiten und in allen Kulturen und Religionen unter verschiedenen Namen gebetet wurde. Aber wenn man sich die Religionsgeschichte anschaut, gibt es unterschiedlichste Vorstellungen von Gott und dem Göttlichen.

In manchen Überlieferungen und Traditionen scheint er eindeutiger in der Nähe der Menschen zu sein – in anderen wiederum ist er ferne und entrückt. Das erscheint erst einmal kompliziert bis widersprüchlich.

Wenn man es auf die nah-fern-Frage beschränkt: Wir Christen glauben beides. (Und noch mehr.)

Mittwoch, 19. Mai 2021

Geiststurm heute? Vier Strophen zu Pfingsten

1

Gern Kirchengeburtstag genannt.

Ein heftiger Sturm ... erfüllte das ganze Haus

Stürmisch kennt Kirche es ja heute auch:

Segensmacht, Missbrauch, Weihezugang, Grabenkämpfe...

Kommt der Sturm vom Geist?

Donnerstag, 13. Mai 2021

Verbunden. Himmelfahrtspredigt im Gefängnis

Einer hats schon geschafft!

Mit der Himmelfahrt Jesu Christi sind wir Menschen ganz bei Gott angekommen. Wenn Jesus – Gottes Sohn und zugleich ganzer Mensch – nun bei seinem himmlischen Vater ist, dann hält er den Himmel für uns offen. Und wir haben jetzt schon eine Verbindung in den Himmel.

Samstag, 6. März 2021

Schmeiß raus, was dich kaputt macht. Kommentar zum Evangelium am 3. Fastensonntag

Gott will uns in der Fastenzeit herausfordern – gut ablesen kann man das am Evangelium: Jesus taucht auf als ein Zerstörer. Er vertreibt die zum Verkauf stehenden Tiere aus dem Tempel und kippt das Geld auf den Boden.

Jesus schmeißt all das aus dem Tempel, was die Menschen ablenkt vom Eigentlichen. Nicht die Opfertiere und nicht die genau berechneten Geldgaben sind entscheidend für die Gottesbeziehung.

Für die Fastenzeit gesprochen: Sie bietet die Chance, Jesus Raum zu geben, damit er all das rausschmeißt, was uns hindert, Gott wieder näher zu kommen.

Samstag, 9. Januar 2021

Identität, Orientierung und Namen. Predigt zu den Drei Königen

Am Ende der Weihnachtszeit erinnern wir uns an die biblische Geschichte, die erzählt, wie die Botschaft von Weihnachten, die Botschaft von der Geburt Jesu, in die Welt hinausgetragen wurde. Denn Gott hatte einen Plan für alle Menschen, nicht nur für die, die sowieso schon immer im Kontakt waren mit ihm.
Es geht also um alle die zur Zeit Jesu nicht zum jüdischen Volk gehörten – aber wir dürfen das gern auch auf unsere Situation anwenden.

1 Wer waren sie? Wer bist du?

Die Bibel schreibt, dass "magoi" aus dem Osten kamen. Die Übersetzungen für dieses griechische Wort gehen weit auseinander. Waren es – Weise, Sterndeuter, Magier? Oder gar Könige?

Freitag, 1. Januar 2021

Am Anfang steht der Name. Neujahrsgedanke

Am Anfang eines neuen Jahres stehen oft gute Vorsätze und Wünsche. Am Anfang dieses Jahres steht vor allem die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie bald vorbei ist. 

Am Anfang der Geschichte Jesu steht sein Name. Das heutige Evangelium am Fest der Gottesmutter Maria betont: „Man gab ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“ (Lk 2,21)

Über dieses Leben, von dem noch niemand etwas wissen konnte, stellt Gott in der Botschaft des Engels diesen Namen: Jesus. Es ist wie ein Motto, eine Überschrift, fromm ausgedrückt eine Verheißung. 

Donnerstag, 24. Dezember 2020

"Einseitiges Telefonat" zum Weihnachtsfest

Die wunderbare Nora Gominger hat die Weihnachtsgeschichte aus Sicht einer Person geschrieben, die alle Ereignisse mit eigenen Augen miterlebt und sie kurz und bündig für ihr Gegenüber am anderen Ende des Telefons darstellt.

Es ist sehr erhellend, wie das Mitteilungsbedürfnis und die dürren Worte, das neuzeitliche Beschäftigtsein und die Perspektive der Rechtfertigung zusammen zu einem lyrischen Weihnachtserlebnis werden:

Montag, 14. Dezember 2020

Heilszeit 14 – Abstand am Gedenktag des heiligen Johannes vom Kreuz

Johannes vom Kreuz, das muss man fürs bessere Verständnis vorwegschicken, war ein Ordensmann. Er liebte die geistliche Strenge und wollte zusammen mit Teresa von Avila seinen Orden, die Karmeliter, reformieren. Seine Strenge aber war kein Selbstzweck, sondern stand im Dienst der Gottesnähe und Heilung des Einzelnen vom Egoismus.

Davon zeugen auch die "Klugheitsregeln", die er 1578/1579 für die Karmelitinnen von Beas verfasste. Der Anfang der ersten Regel hat viel von der buddhistischen Spiritualität des Loslassens:

Sonntag, 13. Dezember 2020

Heilszeit 13 – Licht in der "Legenda Aurea" von Jacobus de Voragine

Im 13. Jahrhundert sammelte Jacobus de Voragine Heiligenlegenden und gab sie in der "Legenda Aurea" heraus. Auch die heilige Lucia kam darin vor, derer die Kirche heute gedenkt. Sie war eine frühchristliche Märtyrerin, die von ihrem Verlobten verraten wurde und einen qualvollen Tod gestorben sein soll (mehr hier).

In der "Legenda Aurea" wird ihrer Geschichte eine Reflexion ihres Namens vorangestellt:

Sonntag, 29. November 2020

Heilszeit – Ein Adventskalender im Corona-Jahr 2020

Als ich im Laufe des Jahres über ein Thema für diesen Blog-Adventskalender nachdachte, kam mir schnell der Gedanke an Heilung und Heil. 2020, so dachte ich, braucht an seinem Ende eine Pause – eine Zeit, um zu heilen.

Nun ist es leider anders gekommen: Wir können uns (in der Mehrzahl) noch nicht darauf konzentrieren, die Krankheit hinter uns zu lassen, sondern müssen uns weiter vor der Ansteckung und dem Krankwerden schützen. Die fortwährenden Einschränkungen während des Lockdown light haben keinen adventlichen Glanz, auch wenn sie, ganz wie der Advent, vorbereiten sollen auf ein schönes Weihnachtsfest.