Einer hats schon geschafft!
Mit der Himmelfahrt Jesu Christi sind wir Menschen ganz bei Gott angekommen. Wenn Jesus – Gottes Sohn und zugleich ganzer Mensch – nun bei seinem himmlischen Vater ist, dann hält er den Himmel für uns offen. Und wir haben jetzt schon eine Verbindung in den Himmel.
Himmel vor den Gittern. Unbekannter Inhaftierter, JVA Plötzensee, vor 2019. |
Wenn wir auf die Jünger in der Lesung (Apg 1,1-11) schauen, dann wären sie sicher gern noch länger mit Jesus zusammen geblieben. Fassungslos schauen sie hinterher, wie er nach einigen letzten Anweisungen verschwindet. Das zweite Mal. Erst der Schock, dass er tatsächlich am Kreuz stirbt. Dann, als er sich als Lebender zeigt, die Hoffnung, dass seine Gegenwart so nah und fast schon greifbar bleibt. Doch er bleibt nicht.
Die Jünger verlieren den Menschen, der ihnen am wichtigsten war.
Ich denke, Sie kennen diese Erfahrung – als Sie sich bei der Inhaftierung verabschieden mussten von Ihren Liebsten.
Der Abschied gehört dazu, im Verlust haben wir manchmal den Impuls, einfach abzuhauen, aufzugeben und alles sein zu lassen. Der Verlust kann in uns viele verschiedene Emotionen wecken: manchmal Wut,
manchmal Trauer, manchmal Angst.
Die Jünger sind erst einmal
verblüfft und starren nach oben – später werden sie den Verlust
in Aktion verwandeln.
2. Verbindung
Manchmal gelingt es sogar, die Verbindung zu halten. Zwar ist in Haft körperliche Nähe unmöglich, und während dieser Corona-Zeit ist alles noch viel schwieriger, aber der Kontakt kann trotzdem weiterhin da sein. Sei es über das Telefon, über Skype oder – seien wir ehrlich – manchmal auch über das Handy.
Diese Verbindung zu halten ist so
wichtig! So kommen viele wenigstens in Gedanken für ein paar Minuten
aus diesen Mauern heraus und können die Perspektive wechseln, den
Kopf frei bekommen und sich neu orientieren.
Der andere ist da,
auch wenn er weg ist!
Und noch ganz anders gilt das auch für
unsere Verbindung zu Gott! Auch Gott kann uns helfen, einen klareren
Kopf zu bekommen und einen neuen Blick auf unsere Situation. Auch er
ist da, wenn er weg zu sein scheint. Und: Auch hier können wir die
Verbindung halten.
Wenn Sie auf das Bild in der Mitte schauen,
dann sehen Sie aus einer Zelle hinaus, durch das Gitter, in den
blauen Himmel. Doch der Himmel ist nicht nur draußen, er ist ganz
nah, er ist drinnen, die Wolken zeigen uns, dass es da einer
geschafft hat, die Verbindung zum Himmel so fest zu machen, dass der
Himmel sogar in der Zelle ist!
Ich finde das eine wunderbare Aussage:
Wir haben eine feste Verbindung in den Himmel.
Auch wenn Jesus
fort ist, so sagt uns dieses Fest, dass das nicht bedeutet, dass wir
allein sind. Sondern so wie Sie eine innere Verbindung zu Ihren
Lieben, Ihrer Familie im Herzen haben (und manchmal auch eine
telefonische), so können wir auch die Verbindung zu Gott im Herzen
tragen. Dann fängt der Himmel schon hier an.
3. Stärkung
Wenn die schlechten
Gefühle nicht überhand nehmen beispielsweise.
Wenn wir Trost
finden.
Wenn wir neue Kraft schöpfen.
Das letzte ist es ja auch, was Jesus
verspricht – jetzt, wo er weg ist, werden die Jünger eine andere
Kraft bekommen.
Sie werden gestärkt durch ihre Verbindung nach
oben: "ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf
euch herabkommen wird; und ihr werdet meine Zeugen sein ... bis an
die Grenzen der Erde." (v8)
Gottes Heiliger Geist, dessen Aussendung wir an Pfingsten in der nächsten Woche feiern, ist es, der uns stärkt. Und er gibt uns zugleich eine Aufgabe. Nicht nur für uns selbst sollen wir gestärkt sein, sondern wir sind gesandt zu den Anderen, gesandt in die Welt. Auch Sie als Inhaftierte!
Eine schöne Zusammenfassung eigentlich: Verbunden mit dem Himmel stehen wir nicht nur ratlos rum, sondern werden gestärkt und ausgesandt, von unserer Himmelsverbindung zu sprechen.
Stärkung durch Weite. Blicküber die Oder in Frankfurt/Oder, 2020. |
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