Was Gott angeht, habe ich anspruchsvolle Vorstellungen, das gebe ich zu:
Gott ist der eine, der über allem ist und zugleich ganz nah bei uns.
In manchen Überlieferungen und Traditionen scheint er eindeutiger in der Nähe der Menschen zu sein – in anderen wiederum ist er ferne und entrückt. Das erscheint erst einmal kompliziert bis widersprüchlich.
Wenn man es auf die nah-fern-Frage beschränkt: Wir Christen glauben beides. (Und noch mehr.)
Gott über uns, hell und dunkel. Moritzkirche, Halle/Saale, 2015. |
Gott ist „Über uns“
Da ist der Vater, der Schöpfer aller
Dinge, der alles geschaffen hat und über allem steht. Kein Kumpel,
kein Buddy, kein Freund. Sondern er, der in der Sprache der Bibel mit
himmlischen Scharen im Himmel thront.
Er ist der große Gott: die
Kraft, die die ungeheuerliche Menge der Sterne und Planeten schuf und
zugleich an dir und mir Interesse hat.
Es ist über allem und zugleich Gott als unser Schutz und unsere Hilfe.
Wir könnten auch sagen: der mächtige und schützende Gott.
Gott ist „Neben uns“
Da ist der Sohn, Jesus Christus, unser Bruder. Gott der Mensch geworden ist und uns Hoffnung auf ewiges Leben gibt. An ihm, dem Mann aus Nazareth, können wir sehen, wie Gott als Mensch ist: liebevoll, zugewandt, nicht exklusiv, aber zugleich klar und fordernd.
In ihm zeigt Gott sein menschliches Gesicht, stellt sich neben uns und lädt uns ein, mit ihm zu gehen. Seine Liebe zu erkennen und zu bezeugen.
Wir könnten sagen: der solidarische Gott, der an unserer Seite steht. Sogar bis in den Tod.
Gott neben uns, auch in den Heiligen. Martinsbastion, Mainz, 2019. |
Und wie es im Matthäusevangelium heißt: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan." (Mt 25,40) – er ist der Gott, der uns Brüder nennt, er steht neben den Geringen, er steht neben uns. Und er ruft uns dazu auf, selbst einander beizustehen.
Denn wenn uns das wichtig ist, werden auch wir solidarisch mit unseren Nachbarn sein.
Gott ist „In uns“
Dann ist da der Heilige Geist, der Atem Gottes in uns. Denn Gott ist nicht nur der Gott über uns und neben uns, sondern er ist in uns. Es ist sozusagen der dritte Schritt, mit dem Gott uns immer näher kommt. Bis er uns von innen erleuchtet
Er ist der Gott, der uns alle mit
vielen Talenten beschenkt hat, der uns frei macht.
Denn er ist Gott, der unseren Blick nicht festnagelt an den Dingen dieser Welt, sondern uns öffnet für das „mehr“. Er lädt dazu ein, die Gitter und Mauern zu überwinden und auf ihn zu schauen.
Das ist das Wirken Gottes im Heiligen Geist: dass er uns innerlich frei machen will. Sein Wunder ist nicht, dass Sie plötzlich aus dieser Anstalt entlassen werden und freikommen.
Das Wunder ist, dass Sie Gott in sich spüren und ahnen: Gott liebt mich. Er liebt mich so sehr, dass er, der über allem ist, sich auch für mich interessiert und in mir gegenwärtig sein will.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Gottes Liebe und sein Geschenk der Freiheit in sich entdecken können!
Freiheit, die ich meine. Feder auf dem Hof, Neukölln, 2019. |
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