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Sonntag, 27. März 2022

Versöhnung braucht Umkehr, Zeit und Mut. Parabel vom verlorenen Sohn im Krieg.

Die Parabel vom verlorenen Sohn (Lk 15,11-32) handelt von Versöhnung.
 
Und jeder, der sie heute – in diesen Kriegstagen – liest oder im Gottesdienst hört, wird sich eventuell fragen, wie das denn aktuell gehen soll mit der Versöhnung zwischen den Kriegsparteien. Manche schieben den Ball zur Ukraine mit der mehr impliziten oder mehr expliziten Aufforderung, sich doch zu ergeben und die Kämpfe so zu beenden. Manche fordern weitere Zugeständnisse an Russland und kritisieren die Waffenlieferungen an die Ukraine als etwas, das mehr Öl ins Feuer gießen würde.

Und alles unter den Hoffnungsbegriffen von Frieden und Versöhnung.

Dienstag, 1. März 2022

Aschermittwoch. Ohnmacht und Kraft angesichts des Krieges

Ich komme in diesen Tagen schwer zur Ruhe.
Das Leiden der Ukraine ist mir so nah, die Menschen tun mir so leid.
In den Nachrichten und auf Social Media höre und sehe ich sie in ihrer Verzweiflung, in ihrem Kampfgeist, in ihrer Angst, in ihrer Standhaftigkeit.
Fühle mich ihnen nah und fern zugleich.

Ich will die Dinge ändern und kann es nicht.
Ich will helfen und bin hilflos.
Ich will weinen und schreien vor Hilflosigkeit.

Montag, 31. Januar 2022

Austritt – Rückblick nach zehn Jahren

Vor genau zehn Jahren habe ich ein Auto beladen und bin mit meinen Sachen von St. Georgen in Frankfurt am Main nach Berlin gefahren.
Wegen einer Möbelspende, die abzuholen, und einem Mitfahrer, der abzuliefern war, führte der Weg über Bremen und Hamburg, was eine gewaltige Fahrt von knapp 900 km bedeutete.

Aber das war dann auch noch irgendwie zu schaffen. Nachdem ich so viel geschafft hatte.
Mich von so vielen Menschen, von so vielen möglichen Lebensperspektiven verabschiedet hatte und aus dem Jesuitenorden ausgetreten bin.
Am 01. Februar 2012 habe ich noch einmal neu angefangen.

Samstag, 15. Januar 2022

Dein Wasser reicht gegen den Frust. Predigt zum Weinwunder in Kana (Joh 2,1-11)

Ich kann die Angst vor der Unzufriedenheit der Gäste förmlich spüren. Da sind das ganze Dorf und viele auswärtige Gäste zusammengekommen und wollen feiern. Sie wollen den tristen Alltag endlich mal für ein paar Stunden (oder Tage!) verlassen und es sich richtig gut gehen lassen.
Und dann ist der Wein alle. Das heißt, die Party wird bald vorbei sein.
Was muss das für ein Ärger für die Einladenden sein, wenn sogar schon bis zu den Gästen durchdringt, dass nicht mehr weitergefeiert werden kann! Was für eine Enttäuschung, was für ein Frust.

Aber wozu bei der biblischen Geschichte stehenbleiben?

Sonntag, 9. Januar 2022

„...während er betete, öffnete sich der Himmel…“ Taufe des Herrn als Hoffnungsbild

Jesus lässt sich taufen und wird von oben bestätigt. Als er betet, tut der Himmel sich auf, der Geist kommt herab, eine Stimme ertönt (Lk 3,15-16.21-22).

Wie oft wünschte ich mir eine solche Vergewisserung, während ich bete! Eine Stärkung im Glauben. Einen Kraftakt Gottes, der mir zeigt, wie es um mich steht, was er wirklich will und dass er an meiner Seite ist.
Aber so etwas gibt es selten oder gar nicht.
Wir normalen Christ*innen sind zwar auch getauft, aber die Bestätigung bleibt oftmals aus. Wenn wir beten, fühlt es sich oft an, als würden wir ins Leere sprechen. Was unser Gebet wirklich bringt – und ob es etwas bringt, bleibt unklar. Ich selbst fühle mich unwohl mit manchen vorgeprägten Formulierungen. Wenn ich selbst formuliere, bleibe ich hinter meinen Erwartungen zurück oder fühle gar nicht, was ich eigentlich meinte.

Donnerstag, 23. Dezember 2021

Erlöst er uns? Maria kurz vor der Niederkunft

„Jetzt wird’s langsam wirklich eng. Ich habe das Gefühl, mein Bauch könnte jeden Moment platzen.

Immerhin haben wir es schon nach Jerusalem geschafft.
Aber diese Stadt ist echt anstrengend – zum Glück müssen wir nicht hier zur Zählung aufs Amt.
Allein die hohen Häuser sind ja eine Zumutung! Und dann die Leute! Ohne Rücksicht rennen die hier durch und rempeln sich durch den Tag!

Donnerstag, 27. Mai 2021

Halte mich! Von meinem Stoßgebet.

Eines meiner meistgebeteten Stoßgebete lautet:


Gott, halte mich!


Ich bete es immer, wenn mein Kopf zu voll ist, um mehr Worte zu suchen und anderes zu beten.

Donnerstag, 11. März 2021

Poetische Fastenspeise 3 – "Ohne" von Tadeusz Różewicz

Nun wäre es Zeit für eine weitere Fastenspeise – dachte ich und suchte so vor mich hin. Nachdem schon der Frauentag in meinem Bücherschrank keine lyrische Fundgrube war und ich noch viele andere Dinge um die Ohren habe, war ich zunächst nicht sehr optimistisch.

Aber da!

Im neu erworbenen Auswahlband von Tadeusz Różewicz mit dem Titel "Zweite ernste Verwarnung"1 wurde ich fast erschlagen von der existenziellen Kraft des folgenden Gedichts.

Es spiegelt in Anlehnung an viele biblische Worte die Last und die Pein, die Größe und Bedeutung, aber auch die Belanglosigkeit und die Nebensächlichkeit der Gottesfrage für uns heute Lebende. Für mich ist es auch ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Alltagsatheismus, der sogar Menschen erfassen kann, die sich als gläubig ansehen.

Mich hat dieses Gedicht jedenfalls gerade so erfasst, dass ich es euch einfach zur Meditation überlasse und im Anschluss nichts mehr kommentiere oder interpretiere.

Samstag, 13. Februar 2021

Wach vor Gott da sein = Verherrlichung Gottes. In memoriam Franz Jalics

Am Sonntag ist eine meiner liebsten Bibelstellen zu hören. Sie steht bei Paulus und lautet:

"Ob ihr esst oder trinkt oder etwas anderes tut: Tut alles zur Verherrlichung Gottes!" (1Kor 10,31) 

Freilich ist der Kontext bei Paulus ein sehr konkreter, aber seine Aussage ist universell: Auch essen und trinken kann mit Gott zu tun haben und sogar zum Lob Gottes beitragen.

Samstag, 9. Januar 2021

Identität, Orientierung und Namen. Predigt zu den Drei Königen

Am Ende der Weihnachtszeit erinnern wir uns an die biblische Geschichte, die erzählt, wie die Botschaft von Weihnachten, die Botschaft von der Geburt Jesu, in die Welt hinausgetragen wurde. Denn Gott hatte einen Plan für alle Menschen, nicht nur für die, die sowieso schon immer im Kontakt waren mit ihm.
Es geht also um alle die zur Zeit Jesu nicht zum jüdischen Volk gehörten – aber wir dürfen das gern auch auf unsere Situation anwenden.

1 Wer waren sie? Wer bist du?

Die Bibel schreibt, dass "magoi" aus dem Osten kamen. Die Übersetzungen für dieses griechische Wort gehen weit auseinander. Waren es – Weise, Sterndeuter, Magier? Oder gar Könige?

Donnerstag, 24. Dezember 2020

Heilszeit 24 – Name in "Die Stille" von Don DeLillo

Während des Super-Bowl-Sonntags sitzen Max und seine Frau Diane mit ihrem ehemaligen Studenten Martin zusammen, um das Spiel zu schauen – als der Strom ausfällt.
Jeder reagiert anders auf die Lage. Während Max trinkt und auf den stummen Fernseher starrt, zitiert Martin aus Einsteins Werken. Dann entspinnt sich ein Gespräch zwischen ihm und Diane.

Mittwoch, 23. Dezember 2020

Donnerstag, 10. Dezember 2020

Heilszeit 10 – Traum in "Die Korrekturen" von Jonathan Franzen

Al lebt mit seiner Frau in einer weitgehend freudlosen, von Missverständnissen geprägten Ehe. Die Kinder sind lange aus dem Haus und in Streitigkeiten verstrickt, die Gesundheit liegt im Argen, vielfältige Verpflichtungen überfordern ihn und die Arbeit eines Lebens hat plötzlich keinen Wert mehr.

Montag, 30. November 2020

Heilszeit 0 – Prolog von Jesus dem Heiler

Ein Advent, der vor dem 1. Dezember beginnt, braucht natürlich einen Prolog. Dieser Adventskalender stellt seinen mehr oder weniger heimlichen Hintergrundspieler vor: Jesus von Nazareth.

Als erste Zusammenfassung seines Tuns wird im Matthäusevangelium besonders sein heilendes Wirken betont – und die enormen Begehrlichkeiten, die er damit auslöste.

Samstag, 7. November 2020

Ihr seid wichtig – seid auch bereit! Predigt zum Gleichnis von den zehn Jungfrauen

"Sie haben Ihre VPK1 leider doch erst übernächste Woche!"

"Bitte haben Sie noch etwas Geduld, ich brauche nur noch eine Unterschrift!"

"Der Teilanstaltsleiter möchte da noch einmal draufschauen, ich kann Ihnen erst in ein paar Tagen Bescheid geben."

"Der Psychologische Dienst ist gerade nicht besetzt, da müssen Sie leider noch warten."

"Leider bin ich bei dem Termin im Urlaub, mit dem Gespräch wird es erst im nächsten Monat was."

 

Sie kennen diese und viele andere Aussagen, die alle darauf hinauslaufen, dass Sie sehr geduldig sein müssen, bis in Ihrem Haftverlauf irgendetwas passiert.

Sie kennen damit auch das Gefühl beständiger Unsicherheit, ob nun demnächst eine entscheidende Änderung eintritt oder nicht.

Donnerstag, 1. Oktober 2020

Mauern vor dem Himmel. Die Schattenzeiten der Theresa von Lisieux

Schein und Wirklichkeit klaffen bisweilen weit auseinander.

Besonders wenn es um Heilige geht, stellen wir uns gern glaubensstarke Persönlichkeiten vor, die heroisch Gutes tun und vorbildliche Gottesbeziehungen pflegen.

Entsprechend groß war der allgemeine Schrecken über das erschreckend dunkle Glaubensleben der Mutter Teresa von Kalkutta, wie es vor einigen Jahren in ihren veröffentlichten Tagebüchern zum Ausdruck kam.

Aber auch die "Selbstbiographischen Schriften"1 der so genannten "kleinen" Theresa von Lisieux bringen dies zum Ausdruck. Schwach und kränklich wie sie ist, schreibt sie im Auftrag der Priorin Marie de Gonzague im Juni 1897 ihre Lebens- und Glaubensgeschichte auf.

Samstag, 12. September 2020

Wie lerne ich, gern zu vergeben? Predigt im Gefängnis

Mitten in die Predigtvorbereitung über das heutige Evangelium von der Vergebung (Mt 18,21-35) wird mir in der Nacht zu Freitag mein Fahrrad aus dem Hof geklaut. Das vierte geklaute Rad in acht Jahren in Berlin.
Da fällt es mir schwer, über Vergebung nachzudenken.
Weil ich selbst betroffen bin.
Sitze ich in der JVA jemandem gegenüber, der von seinen Straftaten erzählt, kann ich leichter Verständnis aufbringen. Ich bin ja nicht der Geschädigte, nur der Seelsorger, der dann die Lebensumstände und den Suchtdruck des Inhaftierten bedenkt und sich wohlwollend verhalten kann.
Aber wenn es um mich selbst geht, werde ich aggressiv.
Und dann dieses Evangelium!

Sonntag, 6. September 2020

Zurechtweisung als Mittel der Konfliktlösung? Über das Evangelium Mt 18,15-20

Wie soll eine Problemlösung aussehen, wenn sie christlichen Idealen folgt?

Das Sonntagsevangelium (Mt 18,15-20) bietet eine Schrittfolge an, wie mit ungehörigem Verhalten unter Christen umgegangen werden soll, damit der einen Seite Vergebung, der anderen Umkehr zu möglich wird. Der Konflikt, also "wenn dein Bruder gegen dich sündigt" (v15), soll, wenn er nicht gelöst werden kann, immer weiter ins Öffentliche gebracht, um es dem, der da Unruhe in eine Gruppe gebracht hat, zu erleichtern, ohne (allzu großen) Gesichtsverlust sein Verhalten zu ändern. Erst wenn auch die immer größere Öffentlichkeit nichts gebracht hat, heißt es, „sei er für dich wie ein Heide oder Zöllner“ (v17), also nicht mehr zur Gemeinschaft dazugehörig.

Sicher geht es in manchen, seltenen Fällen, nicht anders. Aber Leute hinauszuwerfen ist ja auf Dauer keine Lösung.

Freitag, 19. Juni 2020

„…eine unglaubliche Energie oder Strahlung…“ Pierre Teilhard de Chardin und das Herz Jesu

Es wirkt wie ein seltsam aus der Zeit gefallenes Fest – das heutige „Fest des Heiligsten Herzens Jesu“. Die Verehrung des Herzens Jesu und seine Frömmigkeit mit ihren eigenartig kitschigen und auf verstörende Weise verdinglichenden Darstellungen ließen mich oft schaudern.

Nicht meine Spiritualität.
Aber ich bin damit nicht allein: auch Teilhard de Chardin hat sich kritisch gegenüber den Ausdrucksformen dieser Frömmigkeit geäußert – und es zugleich geschafft, eine innere Erweiterung des Festinhalts zu denken, die mich versöhnlicher stimmt.

Donnerstag, 11. Juni 2020

Fronleichnam und die Frage nach dem "überwesentlichen" Brot für morgen

Es ist nicht wichtig, wie dieses Brot schmeckt. Es ist nicht wichtig, wie es aussieht. Es ist noch nicht einmal besonders wichtig, aus welchen Körnern es zubereitet wurde.
Wichtig ist in erster Linie das, was es zuinnerst ausmacht, also sein Wesen, seine tiefste Bedeutung. Noch konkreter schreibt Eckhard Nordhofen: "Sein Wesen ist seine Geschichte. Die ist unsichtbar, man kann sie aber erzählen."1

1.
In seinem viel diskutierten Buch "Corpora. Die anarchische Kraft des Monotheismus", dem ich hier auch schon einen begeisterten Beitrag gewidmet habe, beschäftigt sich Nordhofen mit den Medien, durch die Gott mit den Menschen in Kontakt tritt. Waren für die Israeliten das Offenbaren des göttlichen Namens und die Heilige Schrift die entscheidenden Kontaktstellen Gottes mit der Welt, so steht für die Christen mit dem Johannesprolog fest: "Gott, das ewige Wort, wird nicht Schrift, sondern Fleisch."2 (Auch Jesus selbst hat in seiner Auseinandersetzung mit besonders schrifttreuen Juden regelmäßig die Schrift relativiert und das menschliche Herz ins Zentrum gestellt.)

Das neue Gottesmedium ist ein Mensch. Doch Jesus ist nicht nur als Mensch geboren, sondern auch als Mensch gestorben – wie aber kann der in Jesus menschgewordene Gott dann seine Gegenwart in der Welt retten?