„Jetzt wird’s langsam wirklich eng. Ich habe das Gefühl, mein Bauch könnte jeden Moment platzen.
Immerhin haben wir es schon nach Jerusalem geschafft.
Aber diese Stadt ist echt anstrengend – zum Glück müssen wir nicht hier zur Zählung aufs Amt.
Allein die hohen Häuser sind ja eine Zumutung! Und dann die Leute! Ohne Rücksicht rennen die hier durch und rempeln sich durch den Tag!
Maria und Josef in der Stadt. Markt, Frankfurt (Oder), 2021. |
Wie unerlöst manche hier doch aussehen, auch wenn sie so nahe am Heiligtum leben. Dieser Händler da vorn scheint zwar ein gutes Geschäft zu machen, so dickbäuchig wie der ist, aber froh scheint er davon nicht geworden zu sein. Wie ärgerlich der jeden Kunden anschaut!
Und die Frau hier vorn mit ihrem Korb voller Gemüse und dem Kind am Gewandzipfel! So gestresst werde ich als Mutter doch hoffentlich nicht aussehen!
Und ich soll den Erlöser für sie alle in mir tragen? Nicht zu glauben!
Ach Gott, führe uns alle gut durch diese Zeit! Heile die Angst in uns und wische den Ärger fort! Und überwinde die Traurigkeit, die sich über mich legt, wenn ich daran denke, was alles Schlimmes passieren könnte!
Ja Gott, wenn dein Erlöser das schaffen könnte, sähe die Welt wirklich schon viel besser aus.
Wenigstens scheinen wir die Stadt jetzt endlich durchquert zu haben. Es kann auch nicht mehr lange dauern, bis der Kleine kommt.
Jetzt müssen wir nur noch die paar Schritte nach Betlehem schaffen und ein Nachtlager finden, dann wird auch das mit der Geburt schon klappen.
Und dann werde wenigstens ich schon mal erlöst sein.“
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