(Ansprache nach dem Evangelium in der Kirche Heilig Kreuz in Frankfurt)
Es ist eine Herausforderung für mich, heute von der Freude im Advent zu sprechen – und diese Freude auch zu fühlen.
Denn wohin ich auch schaue, ist wenig Grund zur Freude zu erkennen: die niemals endende Corona-Krise mit dem sich anschließenden Elend in den Krankenhäusern, der Angst vor Schulschließungen, mit Online-Lehre an der Uni, ausgefallenem Weihnachtsmarkt und vielen weiteren Zwängen, aber auch Tornados in den USA, leidende Flüchtlinge vor den Grenzen der EU und so weiter und so fort.
Freude liegt gerade nicht oben auf.
Maria und Josef unterwegs. Frankfurt (Oder), 2021. |
Wir sehen die Figuren von Maria und Josef auf dem Weg. Wir können uns vorstellen, dass sie gerade auf dem Weg nach Betlehem, in die Heimat Josef sind, Maria in Erwartung ihres Kindes. Sie haben ihren ganz eigenen Advent, haben damals Gutes für sich erwartet, waren unterwegs.
Auf dem Bild sehen wir sie über felsigen Boden laufen.
Ihr Weg ist steinig.
Das Vorankommen ist dort sicher nicht leicht.
Doch sie sind nah beieinander.
Im Hintergrund sind undeutlich große Löcher zu sehen, auch hier ist alles steinig und macht keinen beruhigenden Eindruck machen.
Angesichts dieses Bildes können wir uns die Frage stellen, was unseren eigenen Weg gerade jetzt beschwerlich macht.
Was liegt steinig und anstrengend vor mir?
Welche Sorgen und Fragen stehen bei mir derzeit im Hintergrund?
Habe ich jemanden in meiner Nähe, der oder die mich unterstützt?
In diesem Sinne ist das Bild ganz typisch für das, was Advent auch ist – er steht für eine anstrengend dunkle Zeit, für die dunkle Welt, durch die wir gehen. Die angezündeten Kerzen am Kranz sind darin ein kleiner Schein, um die große Dunkelheit um uns herum wenigstens ein wenig zu erleuchten.
Aber da ist noch das andere Bild.
Ich lade Sie ein, nun dieses Bild zu betrachten.
Blick in die Sonne. Frankfurt (Oder), 2021. |
Und vor allem sehen wir das Ziel, das vor ihnen liegt: das aufgehende Licht, von dem sie schon beschienen werden.
Auch hier sind die beiden irgendwie auf dem Weg. Auch hier wird der Weg (wenn wir das Bild ernst nehmen) nicht leicht.
Aber auf dem Weg ist schon zu sehen, wohin es geht.
Auch hier können wir uns selbst fragen, wohin es mit unserem Leben geht.
Welche Hoffnung strahlt jetzt schon in mein Leben hinein?
Was gibt meinem Leben Licht?
In dem Bild spüre ich die Freude dieses Dritten Adventssonntags Gaudete.
Das Herz geht mir auf und ich kann mit dem Propheten Zefanja jubeln.
Denn Gott ist ja in unserer Mitte, daran erinnert der Prophet. Schon jetzt, mitten in dieser Zeit, die wir auch als Ankunftszeit begehen.
Gott will in unser Leben hineinstrahlen und es hell machen. Seine Strahlen können die Angst und die Sorgen hell machen. All das Dunkle erscheint dann in neuem Licht.
Auch das Dunkle in uns selbst!
Denn, so schreibt der Prophet, „er freut sich und jubelt über dich“ (v17).Ich selber finde mich oftmals gar nicht so zum Jubeln. Aber weil Gott mich liebt, fällt es ihm leicht zu jubeln, trotz all dem Unsinn den ich so anstelle. Und dann kann ich ahnen, dass er auch dich liebt und auch dich, und er jubelt auch über dich.
Wenn ich meine oft auch etwas anstrengenden Mitmenschen also mit dieser Perspektive anschaue, sehe ich vielleicht auch eher das Gute in ihnen. Kann durch Gottes Strahlen etwas finden, was mich jubeln lässt.
Ich wünsche Ihnen und euch allen die vertrauensvolle Ausrichtung auf das Licht, das auf uns zukommt. Und diesen Blick voller Liebe, der uns – auch in dieser Zeit – jubeln lassen kann.
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