Mittwoch, 15. Dezember 2021

Über die Grenzen. Maria und Josef auf dem Weg

 „Ja, jetzt versuche ich es doch noch mal.
Die letzten Tage waren wirklich furchtbar anstrengend, weißt du, da ging irgendwann gar nichts mehr. Wir mussten ein paar Tage Pause einlegen und machen jetzt ganz langsam.

Es war so: Der Übergang von Galiläa nach Samarien ist ja meistens kein Problem, aber jetzt sind plötzlich so viele Leute unterwegs, dass wir immerzu warten mussten und gar nicht vorankamen – und dann noch in irgendwelche Kontrollen der Römer geraten sind.

An der Grenze.
Insel Ziegenwerder, Frankfurt (Oder), 2021.

Einfach gräßlich! Diese wilden Typen, die von überallher kommen und unsere Sprache nicht sprechen – und Latein oder Griechisch meistens auch nicht. Irgendwelche Hilfstruppen des Heeres, die sich hier aufspielen wie sonstwas, wahrscheinlich Heiden aus Europa; gegen die sind die echten Legionäre richtig kultiviert.

Als wir jedenfalls diesen Grenzübergang hinter uns hatten, rannte Josef plötzlich richtig, er hatte Angst, dass wir bei den Samaritern keine Unterkunft bekommen und wollte so schnell wie möglich dort durch. Dann haben wir sogar eine Nacht im Freien geschlafen, weil wir plötzlich mitten auf dem Feld standen als es dunkel wurde. Ja und dann konnte ich irgendwie nicht mehr.

Das alles zusammen hat mich wirklich an meine Grenzen geführt! So habe ich mir meine Schwangerschaft wirklich nicht vorgestellt! Ich bin ja nun nicht die Älteste, aber Josef scheint gar keine Vorstellung zu haben, wie es sich mit einem Kind im Bauch läuft.

Unterwegs sein ist ja schön und gut, aber dieses Gehetze halte ich nicht aus. Ein bisschen Ruhe brauche ich schon. Zum Glück hat Josef das eingesehen und in die Ruhetage eingewilligt.

Da fiel uns auch gleich ein schöner Vorname für dieses Kind in meinem Bauch ein!“

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