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Montag, 20. Juli 2020

Widerstand und Solidarität. Bonhoeffer entscheidet sich für beides

Unterscheiden können ist eine Kunst, die eingeübt sein will. Nicht jeder ist dazu bereit und fähig. 
Leider gilt das auch für die, die sich mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzen, heute wie damals.

Einer aber, der es konnte, sei hier noch einmal benannt, heute, an dem Tag, an dem ich auf meinem Blog jedes Jahr Gedanken aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus notiere. 
Dietrich Bonhoeffer ist der Gemeinte, der zwischen den Nazis und seinen Landsleuten, den Deutschen, unterscheiden konnte.

Samstag, 2. Mai 2020

Ein guter Hirte zeigt neue Perspektiven. Drei Punkte für den Knast

Ich brauche ab und zu einen, der weiß, wo es lang geht.
Nicht nur in Krisenzeiten wie jetzt, sondern auch sonst bin ich manchmal froh, wenn ich nicht alles selber wissen und machen muss.
Das ruft mir das Evangelium vom Guten Hirten (Joh 10,1-10) von diesem Sonntag ins Gedächtnis. Jesus stellt sich darin als Hirte vor, dem die Schafe vertrauen und folgen.

Ein erster Gedanke dazu:
Vertrauen ist entscheidend – wenn jemand Macht über mein Leben hat, will ich mich darauf verlassen können, dass er (oder sie) es gut mit mir meint.
Besonders in einem Kontext wie dem Justizvollzug, in dem die Inhaftierten den Bediensteten in besonderer Weise ausgeliefert sind, ist es essenziell, dass der Inhaftierte weiß, er kann sich auf die Anweisungen und Entscheidungen des Personals verlassen.

Mittwoch, 8. April 2020

"Ich verstehe deine Wege nicht" – Die Leere und eine neue Art Gottesdienst mitten in der Karwoche

1.
Am Montag hatte ich meine erste Chorprobe via Zoom. Sehr gewöhnungsbedürftig, wie so vieles in dieser Zeit. Dabei sangen wir auch ein Taizé-Lied mit einem Text von Dietrich Bonhoeffer, das mich seitdem begleitet:

"Gott, lass meine Gedanken sich sammeln zu dir. Bei dir ist das Licht, du vergisst mich nicht. Bei dir ist die Hilfe, bei dir ist die Geduld. Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich."

So geht es mir gerade im Zugehen auf auf Ostern – ich verstehe Gottes Wege nicht, aber ich hoffe darauf, dass Gott einen Sinn für uns in dieser Corona-Krise versteckt hat. Normalerweise bin ich ja immer schnell beim Deuten und Sinnsuchen (und war es hier ja auch schon), aber ehrlich gesagt stiefelt mir gerade sehr viel Zweifel im Kopf herum.

Montag, 11. Dezember 2017

KinderStück 11 – Weit ausgreifend in die Zeit

Aus dem Gefängnis Tegel schreibt Dietrich Bonhoeffer im Mai 1944 an den eben geborenen Sohn seines besten Freundes Eberhard Bethge. Er schreibt im klaren Bewusstsein, dass er den nach ihm benannten Dietrich Wilhelm Rüdiger nicht mehr persönlich kennenlernen wird.
Gerade darum reflektiert er die generationenüberspannenden Beziehungen, in denen der Kleine aufwächst:

Mittwoch, 1. März 2017

Zollstock - Schlüssel - Herz. Drei Symbole für Aschermittwoch

Am Aschermittwoch stellt sich die Frage nach dem, was die Fastenzeit in diesem Jahr für mich bedeuten soll.
Traditionell steht der Aufruf zur Buße als innere Vorbereitung auf Ostern im Zentrum. Das heutige Evangelium konkretisiert diesen Ruf durch die Aufforderung zum Fasten, Beten und Almosengeben. Ich möchte mich diesem Dreigestirn der Fastenzeit heute mithilfe dreier Symbole nähern.

Donnerstag, 4. Februar 2016

Heilsame Enttäuschung über die Kirche – Dietrich Bonhoeffer am 110. Geburtstag

Dietrich Bonhoeffer hat nicht erst in der Zeit seiner größten Krisen im Gefängnis, sondern auch vorher schon alles auf Gott gestellt. Denn ihm war klar, dass Gott nicht an den Rändern voller Not und Ängste, sondern in der Mitte und Stärke des menschlichen Lebens gefunden werden will.
Das zeigt sich auch in Bonhoeffers Bild von kirchlicher Vergemeinschaftung, wie er es in der 1939 zum ersten Mal veröffentlichten Schrift "Gemeinsames Leben" zeichnet.
Konsequent denkt er von Gott her und sieht im Lichte dessen auch die inneren Grenzen christlicher Gemeinschaft sehr wohl – wie es wohl zu jeder Zeit und auch heute Menschen gibt, die sich an eine Pfarrgemeinde, eine geistliche Gemeinschaft oder einen Orden binden wollen und deren Grenzen trotzdem wahrnehmen.
Hier bietet Bonhoeffer einige Sehhilfen an, wie die Schwächen einer kirchlichen Nahgemeinschaft anzusehen sein könnten:

Samstag, 19. Dezember 2015

"Leben und Wirklichkeit wie nie zuvor" - Dietrich Bonhoeffer schreibt im Advent

Am 19.12.1944 schrieb der seit gut eineinhalb Jahren inhaftierte Dietrich Bonhoeffer aus den Kellern der Prinz-Albrecht-Straße in Berlin (heute Gelände der "Topographie des Terrors") an seine Verlobte Maria von Wedemeyer.
Der Brief vermittelt einen kleinen Eindruck von der Lage und dem Denken des Theologen und Widerständlers im Advent des letzten Kriegsjahres, der auch sein letzter Advent auf Erden sein würde:

Samstag, 6. September 2014

Leidsensible Außenpolitik

"Wir glaubten, dass wir uns durch Vernunft und Recht im Leben durchsetzen, und wo beides versagte, sahen wir uns am Ende unserer Möglichkeiten. Wir haben die Bedeutung des Vernünftigen und Gerechten auch im Geschichtsablauf immer wieder unterschätzt."1 So schreibt D. Bonhoeffer aus der Haft an sein Patenkind.
Angesichts des Kriegsschreckens, der in Teilen der Welt tobt, angesichts der Rechtslosigkeit und Unvernunft fühle ich mich wie gelähmt. Zwar beschäftigt mich das Leiden so vieler Menschen dauernd, aber ich kann mir keinen Reim auf das Chaos machen. Zudem bekomme ich mehr und mehr das Gefühl, dass die Angst vor der Schuld und dem Versagen politischer Entscheidungen auch viele politisch Verantwortliche lähmt.

Samstag, 19. Juli 2014

Der 20. Juli 1944 – Welche Ernte gibt es?

Weizen und Unkraut wachsen gemeinsam empor; wenn die Felder gepflegt werden, kommt nicht nur das Gute, sondern auch das Schlechte aus der Erde heraus. "Lasst beides wachsen bis zur Ernte" (Mt 13,30) befiehlt der Bauer im Evangelium des heutigen Sonntags (Mt 13,24-30) seinen Arbeitern. Denn zur Zeit der Ernte wird beides seinen Platz finden – in der Scheune oder im Feuer.

Im großen Gedenkjahr 2014 wird vielerorts gefragt, was das Erbe des Deutschen Kaiserreiches war, durch das der Erste Weltkrieg vor hundert Jahren maßgeblich verschuldet wurde und in dessen Folge es letztlich unterging. Welche Mentalitäten wirkten weiter, welche Strukturen schwächten die Weimarer Republik, welche Kontinuitäten lassen sich ins "Dritte Reich" verfolgen?

Samstag, 14. Dezember 2013

Alles ist schon da

Johannes vom Kreuz, den die Kirche heute feiert, schreibt in seinem Hauptwerk "Aufstieg auf den Berg Karmel", wie Gott auf die menschlichen Wünsche nach einem persönlichen Zeichen, nach Wundern und Visionen oder privaten Offenbarungen antworten würde – ein Text, der meiner Meinung nach ein zeitloses Meisterwerk christozentrischer spiritueller Literatur ist und den ich hier kommentarlos einstellen will:

Mittwoch, 6. November 2013

Nicht an den Grenzen, sondern in der Mitte

Der christlichen Spiritualität (und auch mir in meiner eigenen Gottesbeziehung) kam es lange Zeit darauf an, Gottes Stärke ins Gegenüber zu setzen zu unserer menschlichen Schwachheit. Gott zu begegnen hieß dann in erster Linie, demütig und schuldbewusst zu sein. Christliche Apologetik setzte dort an, wo die Grenzen des Menschen sich auftaten und versuchte, Menschen im Moment der Erfahrung eigener Kleinheit mit der übermächtigen Gnade zu erreichen.