Aus dem Gefängnis Tegel schreibt
Dietrich Bonhoeffer im Mai 1944 an den eben geborenen Sohn seines
besten Freundes Eberhard Bethge. Er schreibt im klaren Bewusstsein,
dass er den nach ihm benannten Dietrich Wilhelm Rüdiger nicht mehr
persönlich kennenlernen wird.
Gerade darum reflektiert er die
generationenüberspannenden Beziehungen, in denen der Kleine
aufwächst:
Altes und Neues umfassend. Umweltforum und Kirche, Friedrichshain, Berlin, 2016. |
"Dein Urgroßvater wird Dir
noch aus persönlicher Begegnung von Menschen erzählen können, die
im 18. Jahhundert geboren sind, und Du wirst einstmals weit nach dem
Jahre 2000 Deinen Nachkommen die lebendige Brücke mündlicher
Überlieferung von mehr als 250 Jahren sein – dies alles sub
conditione Jacobea, d.h. "so Gott will und wir leben". So
gibt uns Deine Geburt besonderen Anlaß, über den Wechsel der Zeiten
nachzudenken und den Versuch zu unternehmen, die Umrisse des
Zukünftigen zu erkennen."1
Ein Kind ist immer Verheißung auf eine
Zukunft hin, die noch unbekannt ist.
Im Advent kommen die Erinnerung an das
göttliche Kind Jesus und das Versprechen auf seine Wiederkunft
zusammen, die künden von einer Freiheit, die auch Bonhoeffer im Gefängnis gespürt hat.
Jesus ist die lebendige Brücke
zwischen Altem und Neuem, er zieht uns hinein in die alles
umspannende Geschichte Gottes mit den Menschen, vom Anfang der Welt
bis in eine Zukunft, in der wir ganz bei ihm sind.
1 D.
Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus
der Haft. 3., erweiterte Auflage, Berlin (Ost) 1972, 321 (Gedanken
zum Tauftag von D.W.R. Bethge, Mai 1944).