Montag, 11. Dezember 2017

KinderStück 11 – Weit ausgreifend in die Zeit

Aus dem Gefängnis Tegel schreibt Dietrich Bonhoeffer im Mai 1944 an den eben geborenen Sohn seines besten Freundes Eberhard Bethge. Er schreibt im klaren Bewusstsein, dass er den nach ihm benannten Dietrich Wilhelm Rüdiger nicht mehr persönlich kennenlernen wird.
Gerade darum reflektiert er die generationenüberspannenden Beziehungen, in denen der Kleine aufwächst:

Altes und Neues umfassend.
Umweltforum und Kirche, Friedrichshain,
Berlin, 2016.
"Dein Urgroßvater wird Dir noch aus persönlicher Begegnung von Menschen erzählen können, die im 18. Jahhundert geboren sind, und Du wirst einstmals weit nach dem Jahre 2000 Deinen Nachkommen die lebendige Brücke mündlicher Überlieferung von mehr als 250 Jahren sein – dies alles sub conditione Jacobea, d.h. "so Gott will und wir leben". So gibt uns Deine Geburt besonderen Anlaß, über den Wechsel der Zeiten nachzudenken und den Versuch zu unternehmen, die Umrisse des Zukünftigen zu erkennen."1

Ein Kind ist immer Verheißung auf eine Zukunft hin, die noch unbekannt ist.
Im Advent kommen die Erinnerung an das göttliche Kind Jesus und das Versprechen auf seine Wiederkunft zusammen, die künden von einer Freiheit, die auch Bonhoeffer im Gefängnis gespürt hat.
Jesus ist die lebendige Brücke zwischen Altem und Neuem, er zieht uns hinein in die alles umspannende Geschichte Gottes mit den Menschen, vom Anfang der Welt bis in eine Zukunft, in der wir ganz bei ihm sind.


1   D. Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft. 3., erweiterte Auflage, Berlin (Ost) 1972, 321 (Gedanken zum Tauftag von D.W.R. Bethge, Mai 1944).