Mittwoch, 20. Dezember 2017

KinderStück 20 – Ich kann so klein sein, wie ich bin

In der empfehlenswerten Reihe der "Ignatianischen Impulse" hat der ehemalige Provinzial der Deutschen Provinz der Jesuiten, Stefan Kiechle, vor einigen Jahren ein schönes Büchlein mit dem Titel "Spielend leben" geschrieben. Darin reflektiert er (ähnlich und manchmal in Anlehnung an Hugo Rahner) auch das Kindsein:

So klein und grün.
Tempelgarten, Neuruppin, 2017.
"Nach dem Ideal Jesu (vgl. z.B. Mt 18,1-5) sind Kinder der Inbegriff seliger Existenz. Selbstvergessen und selbstverloren spielen sie, stundenlang hingegeben, in abgrundtiefem Vertrauen, das die Welt und die Menschen gut sind und ihr Leben geborgen ist in der Güte Gottes. Die Seligkeit der Kinder besteht ... darin, dass sie spontan Freude empfinden, dass sie interesselos den Augenblick verkosten, dass sie dankbar und vertrauend sich dem hingeben, was sie – und sei es noch so gering – an beschränktem Ort und in beschränkter Zeit vorfinden, dass sie so klein sein können, wie sie sind, und sich nicht größer machen müssen, dass sie Zuwendung vorbehaltlos annehmen und daraus leben..."1

Aus der Vielzahl der in dieser Aufzählung genannten Eigenschaften springt mir die Fähigkeit, so klein sein zu können, wie man ist, ins Auge.
Selbstverständlich wollen Kinder im Spiel auch mal groß sein, Eltern oder Erzieher oder Ärztin. Und meine Tochter spricht auch dauernd davon, was sie denn alles tun kann, wenn sie groß ist.
Aber das konkrete Bewusstsein für die Vor- und (unbestreitbaren) Nachteile des Großseins fehlt (mindestens kleinen) Kindern weitgehend. Und sie können sich ohne Angst und ohne Zwang in das eigene Kleinsein hineingeben.
Advent wäre dann: So sein, wie ich bin. Mich annehmen können ohne den Druck, dass da noch viel nachgeliefert werden müsste. Mich nicht aufplustern in der Annahme, erst dann etwas zu gelten.



1S. Kiechle, Spielend leben. Würzburg 2008, 17.