In John Williams' Roman "Augustus"
wird der gleichnamige römische Kaiser aus den unterschiedlichsten
Perspektiven dargestellt, Freunde wie Feinde kommen zu Wort. Am Ende
steht ein Brief aus seiner eigenen (fiktiven) Feder an seinen
jüdischen Freund Nikolaos, in dem der scheidende Kaiser über sein
Leben und Denken reflektiert.
Auch über die Liebe schreibt er
ausführlich. Unter anderem dies:
Auf einer Ebene. Sitzmöbellager, Neukölln, Berlin, 2017. |
"Ein Kind zu lieben
ist vielleicht die reinste Form dieses Mysteriums, denn im Kind
stecken Potentiale, die man sich kaum vorzustellen vermag, ein vom
Beobachter weitestmöglich entferntes Ich. Meine Liebe für meine
adoptierten Kinder wie für meine Enkel war Anlass für manch
Amüsement bei jenen, die mich kennen und wurde für die Schwäche
eines ansonsten rationalen Mannes gehalten, für die sentimentale
Neigung eines eigentlich verantwortungsvollen Vaters. Ich habe dies
nie so gesehen."1
Die Liebe will uns aus
unserer eigenen Enge herausführen, von uns selbst weg und zum
Anderen hin, um selbst anders zu werden.
Es mag manchmal lächerlich
erscheinen, zu einem Kinde in diesem Sinne liebevoll zu sein und sich
auf seine Stufe zu stellen.
Aber der Ausbruch aus der
eigenen Erwachsenen-Welt ist mitunter nötig, um dadurch erneuert zu
sich zu kommen.
Dazu will der Advent
anregen.
1 J.
Williams, Augustus. München 2016, 429.