Peter Høegs Roman "Der Plan von
der Abschaffung des Dunkels" handelt von traumatisierender
Erziehung in staatlichen Bildungseinrichtungen. Unter dem Anspruch,
niemanden zurückzulassen, werden auch stark verhaltensauffällige
Kinder durch eine Schule gebracht, deren System für sie nicht
gemacht ist und ihnen darum zum Alptraum wird.
In den späteren Reflexionen eines der
Kinder fällt der paradigmatische Satz:
Nicht allein! Archivregal in Dresden, 2017. |
"Niemals kann man ein Kind
verlassen, ohne sich selbst ins Verderben zu stürzen, niemals, das
ist eine Regel, gegen die man selbst nichts ausrichten kann."1
Das kindliche Gefühl des
Verlassenseins ist eine fundamentale Angst, die ein Leben schwer
beschädigen kann. Natürlich werden Kinder auch anderweitig
geschädigt (wie ich nicht zuletzt aus den Biographien der Straftäter
im Gefängnis erfahren muss!), aber das Allein- und Verlassensein in
seinen verschiedenen Ausprägungen widerspricht so grundlegend der
menschlichen Ausrichtung auf ein Du hin, dass es heraussticht.
Alleinlassend und Alleingelassen
wären wir verdorben.
Im Advent sind wir eingeladen, die
Beziehung zum Gegenüber neu zu pflegen – zu Gott und zu unseren
Mitmenschen.
1 P.
Høeg, Der Plan von der Abschaffung des Dunkels. Reinbek bei Hamburg
1998, 178.