Nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten sind Rainer und Gudrun Trutz in die Sowjetunion
geflohen. Christoph Hein beschreibt in "Trutz" ihr
Leben und das ihres Kindes Maykl in den politischen Wirren des 20.
Jahrhunderts. Kurz nach der Ankunft in Moskau, noch fast ohne
Sprachkenntnisse und unsicher, wie ihr Leben überhaupt gelingen
soll, wird Gudrun schwanger. Rainer ist geschockt:
Kindernahrung? Couscous, Neukölln, Berlin, 2017. |
"Ich bin noch gar nicht ...,
ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. An ein Baby habe ich
überhaupt noch nicht gedacht. Können wir uns denn ein Baby leisten?
Wir haben keine Arbeit, überall, wo ich hingehe, bin ich falsch am
Platz oder unerwünscht. Wie sollen wir ein Baby ernähren, wenn wir
nicht einmal wissen, wie und wovon wir leben sollen? Ich weiß nicht,
Gudrun, aber ein Baby, das ängstigt mich. Das schaffen wir nicht,
Gudrun, noch nicht."1
Die "Falschen" und
"Unerwünschten" im Land vermehren sich. So scheint es wohl
zu allen Zeiten gewesen zu sein.
Auch Jesus war ein Kind, das zur Unzeit
kam.
Seine Eltern waren sicher genauso
voller Sorgen. Mit einem Kind stehen noch mehr Nöte und ganz neue
Ungewissheiten ins Haus.
Und trotzdem lassen sich Menschen in
aller Angst auf das neue Leben ein – im Vertrauen, dass es doch
gelingen kann!
1 C.
Hein, Trutz. Frankfurt a.M. 2017, 160.