Samstag, 9. Dezember 2017

KinderStück 9 - Doch nicht adoptiert!

Die Lyrik Hilde Domins fasziniert mich außerordentlich, bis dahin, dass sie diesem Blog den Namen gab. Aber sie hat auch einige Erinnerungsfragmente aufgeschrieben, unter anderem über ihre eigene Kindheit:

Hölzerne Unterschiede und Ähnlichkeiten.
Dießen am Ammersee, 2015.
"Irgendwann – ich war noch sehr klein - ängstigte ich mich, ob ich vielleicht ein adoptiertes Kind sei, und stellte mit großer Beruhigung fest, daß ich beiden Eltern ähnlich sehe. Das tue ich noch immer. Dabei sahen sie völlig verschieden aus. Als mein Vater gestorben war, sah ich mich an und sah meinen Vater. Als Mutter gestorben war, sah ich, im Spiegel, meine Mutter."1

Das Aussehen sagt doch manchmal etwas über uns aus, selbst wenn es nicht immer ein "Spiegel der Seele" ist.
Die Ähnlichkeit mit den eigenen Eltern kann frustrierend sein – und beruhigend.
Schön, dass wir nie nur ein Abziehbild eines Elternteils sind, sondern immer beides in uns haben, auch wenn es manchmal nicht zusammen zu passen zu scheint.



1   H. Domin, Von der Natur nicht vorgesehen. Autobiographisches. Frankfurt a.M. 1993, 11.