Die Lyrik Hilde Domins fasziniert mich
außerordentlich, bis dahin, dass sie diesem Blog den Namen gab. Aber
sie hat auch einige Erinnerungsfragmente aufgeschrieben, unter
anderem über ihre eigene Kindheit:
Hölzerne Unterschiede und Ähnlichkeiten. Dießen am Ammersee, 2015. |
"Irgendwann – ich war noch sehr
klein - ängstigte ich mich, ob ich vielleicht ein adoptiertes Kind
sei, und stellte mit großer Beruhigung fest, daß ich beiden Eltern
ähnlich sehe. Das tue ich noch immer. Dabei sahen sie völlig
verschieden aus. Als mein Vater gestorben war, sah ich mich an und
sah meinen Vater. Als Mutter gestorben war, sah ich, im Spiegel,
meine Mutter."1
Das Aussehen sagt doch manchmal etwas
über uns aus, selbst wenn es nicht immer ein "Spiegel der
Seele" ist.
Die Ähnlichkeit mit den eigenen Eltern
kann frustrierend sein – und beruhigend.
Schön, dass wir nie nur ein Abziehbild
eines Elternteils sind, sondern immer beides in uns haben, auch wenn
es manchmal nicht zusammen zu passen zu scheint.
1 H.
Domin, Von der Natur nicht vorgesehen. Autobiographisches. Frankfurt
a.M. 1993, 11.