Chimamanda N. Adichie hat in
"Americanah" (neben vielem anderen) den
Zusammenprall der Kulturen analysiert. Als die Nigerianerin Ifemelu
versucht, in den USA Fuß zu fassen, wird sie zunächst Kindermädchen
in einem Haushalt der weißen Oberschicht.
Eine Szene beschreibt die Versuche der
jungen Mutter Laura, mit ihrer halbwüchsigen Tochter zurande zu
kommen:
Einer entscheidet doch. Schaukelschatten, Neukölln, Berlin, 2017. |
"Laura ging zu ihr und bald
begannen Verhandlungen.
'Willst du das, Liebes? Das Gelbe
oder das Blaue oder das Rote? Was für eins willst du?'
Gib ihr einfach eins, dachte
Ifemelu. Das Kind mit vier Auswahlmöglichkeiten zu überwältigen,
ihm die Last der Entscheidung aufzuhalsen hieß, ihm das Glück der
Kindheit zu nehmen. Das Erwachsensein zeichnete sich schließlich
schon ab, und dann müsste es zunehmend harte Entscheidungen
treffen."1
Kindsein bedeutet Freiheit von vielen
Entscheidungen.
Oft sind es Entscheidungen, die das
Fassungsvermögen eines Kindes übersteigen und ihm darum abgenommen
werden.
Erwachsene können in diesen Zustand
zwar nicht einfachhin zurückkehren.
Der Blick auf die eigene vergangene Kindheit als ein entscheidungsfreies Glücklichsein kann darum eine wohltuende Reise in eine sonst unerreichbare Sphäre sein.
Der Blick auf die eigene vergangene Kindheit als ein entscheidungsfreies Glücklichsein kann darum eine wohltuende Reise in eine sonst unerreichbare Sphäre sein.
Der Blick birgt in sich das Vertrauen,
dass da einer ist, der mir gut will und gut für mich entscheiden
wird – egal wie ich als Erwachsene Person mich tatsächlich
entscheide.
1 C.N.
Adichie, Americanah. Frankfurt a.M. 2014, 312.