Joseph Ratzinger hat neben seinen
theologischen Werken (und den kirchenoffiziellen Dokumenten als
Kardinal und Papst) auch viele geistliche Kleintexte verfasst, von
denen sich einer auch mit dem "Kindsein Jesu" beschäftigt:
Angewiesen auf einen Rasenmäher? Camburg (Saale), 2017. |
"Er ist Kind geworden. Was ist
das, Kindsein? Es bedeutet zunächst: Abhängigkeit, Angewiesensein,
Hilfsbedürftigkeit, Verwiesenheit auf die anderen. Als Kind kommt
Jesus nicht nur von Gott, sondern von anderen Menschen. Er ist im
Schoß einer Frau geworden, von der er sein Fleisch und Blut, seinen
Herzschlag, seine Gebärde, seine Sprache erhalten hat. Er hat Leben
aus dem Leben eines anderen Menschen empfangen."1
Das Kind als Mängelwesen – so
scheint der Tenor des Abschnittes zunächst zu sein.
Aber die Aussage geht weit darüber hinaus. "Leben
aus dem Leben eines anderen" bedeutet auch, dass im Leben
eine existenziell tiefe innere Verbundenheit herrscht.
Autarkie ist letztlich eine Illusion,
unser Leben ist immer "von anderen" und "aus anderen".
Umgekehrt bedeutet dies, dass wir Verantwortung füreinander haben.
Das zeigt wunderbar auch der Tagesheilige
Nikolaus von Myra, der mit seinen Hilfstaten davon Zeugnis abgelegt
hat, wie die Reaktion auf die "Hilfsbedürftigkeit"
der Mitmenschen aussehen kann.
1J.
Ratzinger, Der Gott Jesu Christi. Betrachtungen über den
Dreieinigen Gott. München 1976, 57.