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Freitag, 6. Oktober 2023

SORRY in FFO. Ansprache bei der Finissage

Herzlich willkommen – und vielen Dank, dass ihr heute Abend hierhergekommen seid!

Besonderen Dank für die Performance als Auftakt!

Ich werde ein wenig stichprobenartig auf verschiedene Ebenen von SORRY in Frankfurt (Oder) schauen.

Die Performance hat die Vielfalt unserer Veranstaltungen rund um SORRY angerissen:Denn es gab in diesem Sommer sehr viele unterschiedliche Aktionen, die wir hier erleben und gestalten konnten:

Hier wurde gesungen und musiziert – auf polnisch, deutsch und ukrainisch.
Hier wurde gemalt und geschrieben bei einem Workshop für die Oder.
Es wurden Texte auf belarussisch deklamiert.

Mittwoch, 5. Januar 2022

Sie brauchen einander! Provokation der Drei Könige

So unglaublich es klingt: Der böse König Herodes und die Weisen aus dem Morgenland brauchen einander.

Als die Besucher aus dem Osten in Jerusalem auftauchen, fragen sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (Mt 2,2)
Nachdem Israels Schriftgelehrte auf Geheiß des entsetzten Königs Herodes in der Bibel recherchiert und Betlehem als Ort der Geburt des Gegen-Königs identifiziert hatten, ließ sich Herodes von den Weisen heimlich „sagen, wann der Stern erschienen war“ (v7).

Donnerstag, 17. Dezember 2020

Heilszeit 17 – Fieber in "Die Dame mit der bemalten Hand" von Christine Wunnicke

Auf der Insel Elephanta treffen sich im Jahre 1764 ein Perser und ein Deutscher, Es handelt sich um den Astronomen "Meister" Musa und den Forscher Carsten Niebuhr, der von Musa als "Kapitän" identifiziert wird.
Allerdings ist es am Anfang keine wirkliche Begegnung, denn Niebuhr fiebert lang und heftig.

Freitag, 30. Oktober 2020

"5x Nein und 5x Ja." Dokumentation eines Appells polnischer Geistlicher zur aktuellen Situation.

Heute reisen Menschen aus ganz Polen nach Warschau, um dort gegen die Entscheidung des Verfassungsgerichts in Sachen Abtreibungsrecht demonstrieren. Rechte Gruppen, Hooligans, Polizei und Militär wollen sich entgegenstellen. Gewalt liegt in der Luft.

Angesichts dessen bin ich (auch nach meinem letzten Beitrag) sehr froh, dass es in der polnischen katholischen Kirche eine erstaunliche Vielfalt und Fähigkeit zur Abwägung gibt, an die ich angesichts der aufgeheizten Situation schon fast nicht mehr geglaubt hätte.

Freitag, 10. Juli 2020

Der Sänger und der Sämann. Ein Song von Leonard Cohen

Einer der Songs aus Leonard Cohens vorletztem Album heißt "Treaty" – also "Abkommen" oder "Vertrag". (Am besten erst mal in Ruhe anhören!)

Darin schildert der große Songwriter mit der rauchigen Stimme eine Beziehung zwischen Faszination und Skepsis. Aus einigen Versatzstücken kann man sein angesprochenes Gegenüber mit Jesus identifizieren, andere Zeilen lassen eher Zweifel aufkommen.
Da die religiöse Weite Cohens bekannt ist und seine Auseinandersetzung mit Jesus und dem Christentum auch in anderen Texten auftaucht, will ich hier davon ausgehen, dass Jesus gemeint ist.

Der Text beginnt so:

Samstag, 18. April 2020

Jesus empfiehlt Corona-Glauben

"Selig sind, die nicht sehen und doch glauben." (Joh 20,29)

So lautet das berühmte Diktum Jesu am Ende des Evangeliums vom "ungläubigen Thomas" (Joh 20,19-31), das eine Woche nach Ostern in den Kirchen gelesen wird.

Eine der traditionellen Deutungen dieses Wortes besagt, dass die Christen, die keinen Kontakt mehr mit dem leiblichen Jesus haben konnten, auf diese Weise gestärkt werden sollten. Denn ihr Glaube basiert nun mal nicht auf dem Sehen, sondern "nur" auf dem Zeugnis derer, die Jesus noch mit eigenen Augen sehen konnten.

Für die jetzige Zeit empfiehlt sich eine adaptierte Deutung:

Samstag, 15. Februar 2020

Innerlicher und intensiver! Was größere Gerechtigkeit heißen kann.

Es gibt beliebte Vorstellungen davon, wie Christen sein sollten:
Viele sagen, dass man von ihnen mehr erwarten könne als von anderen.
Sie sollten diejenigen sein, die sich auszeichnen durch Gutes. Die moralisch besser handeln. Die, wenn sie das nicht schaffen, sich wenigstens mehr bemühen. Und wenn auch das nicht klappt, dass sie immerhin zu ihren Fehlern stehen.

Mittwoch, 12. Februar 2020

Meine fünf schönsten Sätze aus "Querida Amazonia"

Schon schlagen die Wellen wieder hoch, was der Papst in seinem neuen Schreiben alles verhindert und verbietet. Keine Weihe für Verheiratete, keine Weihe für Frauen...
Auch ich kann nicht mit jeder Argumentationskette etwas anfangen und nicht jeder Akzent in diesem Dokument gefällt mir.
Aber ich habe es in Kürze einfach mal nach fünf schönen Sätzen durchsucht, die (ja, das ist nicht textgerecht und elende Rosinenklauberei...) auch für sich stehend eine gute Figur machen, ganz abgesehen von allem, was kirchenpolitisch noch dahinter steht oder stehen könnte.
Zitiert wird nach dem Wortlaut von Vatican News.

Samstag, 1. Februar 2020

"Urlaub vom Galgen" Zum 75. Todestag von Alfred Delp

LL., heute ist ein harter Tag. Nun sind alle meine Freunde und Gefährten tot, nur ich bin zurückgeblieben. Hier jetzt der Einzige im Eisen. Was dahintersteht, weiß ich noch nicht, vermute jedoch nichts Gutes. …  Ich bin sehr müde vor Traurigkeit und Schrecken. Menschlich wäre es leichter, mitzugehen. …1

So schreibt der Jesuit Alfred Delp am 23. Januar 1945 in der Berliner Strafanstalt Tegel. Auf kleinen Zetteln notiert er seine Gedanken und Bitten und lässt sie durch den evangelischen Gefängnispfarrer Harald Poelchau an Freunde und Unterstützer übermitteln. Helmuth James von Moltke, Nikolaus Groß und Eugen Bolz waren an jenem 23. Januar hingerichtet worden, so wie es auch Delp für sich erwartete.
Doch er wurde erst am 02. Februar 1945, heute vor 75 Jahren, in Plötzensee hingerichtet.

Donnerstag, 23. Januar 2020

"Leb wohl, mein Herz." Helmuth James von Moltke schreibt den letzten Brief an seine Frau.

Helmuth James von Moltke gehört zu den großen Persönlichkeiten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Als Mitinitiator des Kreisauer Kreises wollte er eine andere gesellschaftliche und ethische Ordnung errichten als jene, die vom NS-Regime erzwungen wurde.

Dafür bezahlte er am 23. Januar 1945, heute vor 75 Jahren, mit dem Leben. Er wurde hingerichtet in Plötzensee, dem Gefängnis, in dem ich derzeit als Gefängnisseelsorger arbeite.

Die letzten Monate vor seinem Tod stand er noch einmal in intensivem Kontakt mit seiner Frau Freya von Moltke. Nach der Verhaftung im Januar 1944 verbrachte Moltke die meiste Haftzeit im Gefängnis des Konzentrationslagers Ravensbrück.
Seit dem 28. September 1944 war er in Tegel inhaftiert.
Dort half der evangelische Gefängnispfarrer Harald Poelchau unter der beständigen Gefahr entdeckt und selbst hingerichtet zu werden, fast täglich die Briefe zwischen Freya und Helmuth zu schmuggeln. Sie sind ein Dokument der Liebe, publiziert als "Abschiedsbriefe Gefängnis Tegel. September 1944 – Januar 1945."1

Freitag, 17. Januar 2020

"Seht das Lamm Gottes" – Kurze Gedanken zu einem Satz von Johannes dem Täufer

Ich bin gerade nicht fähig, lange Sätze zu geistlichen Themen zu schreiben. Würde auch gern aktuelle Bezüge zu kirchlichen und weltlichen Geschehnissen herstellen, kann's nur nicht.
Darum bloß einige kurze Sätze zum Evangelium am 2. Sonntag im Jahreskreis (Joh 1,29-34):

Mittwoch, 1. Januar 2020

Erhebet die Herzen. Eucharistie am Jahresanfang 

Ich liebe es, das Jahr mit einer Eucharistiefeier zu beginnen. Die Haltungen des Hörens, Betens, Singens, Kniens, Empfangens sollen mein Jahr prägen.

Heute war ich besonders berührt, als von Versöhnung und Frieden die Rede war. Aber auch die liturgischen Dialoge haben mich angesprochen: Priester und Gemeinde sagen sich am Beginn des eucharistischen Hochgebets gegenseitig Gottes Gegenwart zu. Dann fordert der Priester die Versammelten auf: „Erhebet die Herzen!“ und alle antworten: „Wir haben sie beim Herrn.

Nur gelingt das recht selten.

Samstag, 21. Dezember 2019

Josef überlegt, liebt und lebt in Gemeinschaft. Drei Adventsgedanken

In der Adventszeit erscheinen viele Personen rings um die Geburt Jesu, die uns eine Hilfestellung geben können zu unserem Gehen durch den Advent. Heute ist es Josef, der seine schwangere Freundin eigentlich verlassen will, sich aber noch einmal anders entscheidet, als ihm ein Engel des Herrn rät, Maria zu sich zu nehmen.

1. Josef denkt nach
Das klingt normal, ist es aber nicht.
Wenn ich nur daran denke, wie oft ich spontan Sachen entscheide oder impulsiv reagiere, wenn ich eine schlechte Nachricht mitbekomme.
Aber Josef ist einer, der sich die Entscheidung nicht leicht macht. Ob er betet, ist nicht überliefert. Er bricht es jedenfalls nicht übers Knie, sondern überlegt noch einmal. Er scheint fast schon entschlossen, als noch eine Wende kommt. Als er Gottes Stimme das erste Mal hörte, brachte sie ihm Frieden, sagt ein anderer Joseph, nämlich Anthony Hopkins als Benedikt XVI. in dem aktuellen Film "Die zwei Päpste". Manchmal ist der Friede tatsächlich ein Kriterium. Aber nicht immer hören wir Gott so. Manchmal kann die Stimme Gottes auch in Unruhe versetzen. So war es sicher auch bei dem biblischen Josef, als der Engel Gottes ihm bei der Entscheidung half.

Sonntag, 3. November 2019

Jesus begegnet Donald Trump

Wir lesen die Geschichte von Zachäus (Lk 19,1-10) ja immer aus der Sicht von danach. Wissend, dass er sich bekehrt, sein Geld verschenkt und sein Leben ändert.
Aber die eigentliche Herausforderung liegt doch vorher, als noch nicht klar ist, wie sich dieser Typ, der sich so oft als mieses Arschloch erwiesen hat, benehmen wird!
Kurzes Gedankenexperiment: Angenommen, Jesus würde sich mit einem Donald Trump, inzwischen weltweit ein Symbol für Lüge, Brutalität und Korruption, gemeinsam an einen Tisch setzen und mit ihm schwatzen. Einzige Voraussetzung: Er muss vorher aus seinem Haus kommen und interessiert sein.

Dienstag, 29. Oktober 2019

Wankt der Zölibat?

Die gerade zu Ende gegangene Bischofssynode schlägt in ihrem Abschlussdokument "die Erarbeitung von Kriterien und Verfügungen durch die kompetente Behörde vor, um geeignete Männer, die in der Gemeinschaft anerkannt sind, zu Priestern zu weihen, wobei sie auch eine legitim gebildete, stabile Familie haben können, um das Leben der christlichen Gemeinschaft durch die Verkündigung des Wortes und die Feier der Sakramente in den entlegensten Gebieten der Amazonasregion zu unterstützen." (hier in einer Arbeitsübersetzung von vaticannews.va)

Samstag, 26. Oktober 2019

Alles richtig machen reicht nicht. Predigt am 30. Sonntag im Jahreskreis

1. Der Pharisäer

Die kommen doch alle nur wegen dem Kuchen“ ist der Satz, der mir zu diesem Evangelium (Lk 18,9-14) als erstes einfällt.
Manchmal sagt ein Inhaftierter diesen Satz zu mir über diejenigen, die hier im Gottesdienst sitzen – aber der das sagt, kommt selbst nicht. Möglicherweise betet er tatsächlich selbst, wie mancher das behauptet. Möglicherweise ist er wirklich ein frommer Mensch.
Aber trotzdem habe ich ein ungutes Gefühl dabei. Das hängt auch mit diesem Evangelium zusammen – denn selbst wenn einer alles richtig macht, was man an religiösen Übungen so probieren kann, so wertet er doch einen anderen durch diese Aussage ab.

Ich weiß weder, ob die Einen nur wegen des Kuchens hier sind, noch ob der Andere tatsächlich betet. Und das ist auch nur begrenzt wichtig.

Samstag, 19. Oktober 2019

Der Gott des Rechts und die menschliche Beharrlichkeit 

Zwei ungewöhnliche Schlaglichter auf Mensch und Gott zeigen sich im Evangelium des Sonntags (Lk 18,1-8), in dem Jesus mit der Geschichte einer auf ihr Recht drängenden Witwe und dem endlich nachgebenden Richter operiert:

Nicht Liebe, nicht Begeisterung, nicht Wohltaten - nein: Beharrlichkeit wird vom Menschen erwartet.

Samstag, 12. Oktober 2019

Jesu miese Erfolgsquote. Von Heilung und Dank und Glaube und Liebe

Im Vordergrund des Evangeliums vom Sonntag (Lk 17,11-19) steht Jesus als Heiler. 
Jedenfalls auf den ersten Blick. 
Denn schnell schiebt sich etwas ganz anderes in den Vordergrund – nämlich die Tatsache, dass da einer der Geheilten zu Jesus zurückkehrt, um ihm zu danken. Doch auch daran schließt sich in der Lesung noch ein weiteres Thema an: Die Frage, was für Jesus ein Erfolg gewesen wäre – die Heilung all dieser Kranken oder ihre dankbare Umkehr.
Es wird also in meiner Predigt drei Punkte geben: 1. Aussatz und Heilung, 2. Dankbarkeit und Glaube, 3. Erfolg und Misserfolg.

Samstag, 7. September 2019

Das Wort nach dem letzten Wort. Über gelingendere Kommunikation

Aus gegebenem Anlass denke ich derzeit viel über gelingende (und nicht gelingende) Kommunikation nach. In meinem Fall ist es der Kontakt mit einem Bildungsträger, der mich in diesen Tagen sehr angestrengt und schließlich dazu geführt hat, einige grundsätzliche Gedanken für mich neu zu formulieren.


1. „Ich kann das machen. Du willst das nicht, aber ich kann das machen.“
Diesen Satz hörte ich neulich von meiner Tochter – geäußert zu ihrer kleinen Schwester. Und tatsächlich kann sie sich gewisse Freiheiten ja durchaus nehmen; in dem Fall ging es darum, ein Lied immer wieder zu singen, von dem die Kleine genervt war.