"Selig sind, die nicht sehen
und doch glauben." (Joh 20,29)
So lautet das berühmte Diktum Jesu am
Ende des Evangeliums vom "ungläubigen Thomas" (Joh
20,19-31), das eine Woche nach Ostern in den Kirchen gelesen
wird.
Eine der traditionellen Deutungen
dieses Wortes besagt, dass die Christen, die keinen Kontakt mehr mit
dem leiblichen Jesus haben konnten, auf diese Weise gestärkt werden
sollten. Denn ihr Glaube basiert nun mal nicht auf dem Sehen, sondern
"nur" auf dem Zeugnis derer, die Jesus noch mit eigenen
Augen sehen konnten.
Für die jetzige Zeit empfiehlt sich
eine adaptierte Deutung:
Kirche leer - Glaube los! Marienkirche, Frankfurt/Oder, 2020. |
Alle Christen, die nach der Zeit der
Apostel lebten und leben, befinden sich, um es in Corona-Sprache zu
sagen, in einer Phase des Kontaktverbots. Direkter (Sicht-)Kontakt
mit Jesus ist nicht möglich, alle Beziehung mit ihm ist nur
vermittelt.
Und nun wird dies noch einmal
verschärft, weil auch die haptischen und sozialen Komponenten des
Glaubens wegfallen.
Genau für eine solche Situation
weitgehender Kontaktbeschränkungen scheint dieses Wort gesagt:
Selig sind, die nicht zum Gottesdienst
gehen können und doch glauben.
Selig sind, die keine Gemeinde um sich
haben und doch glauben.
Selig sind, die sich einsam und
verlassen fühlen und doch glauben.
Aber auch:
Selig sind, die, denen es nicht um die
eigenen Bedürfnisse, sondern um die Schwächsten geht.
Selig sind, die geduldig abwarten
können, bis wieder öffentliche Gottesdienste stattfinden.
Selig sind, die in der Zwischenzeit
füreinander beten, auch wenn es nur zu Hause geschieht.
Selig sind, die Gottes Liebe auch jetzt
zueinander tragen.
Selig sind, die einander zum Segen
werden, ohne sich näher zu kommen als ein Meter fünfzig.
Jesus mutet uns nicht nur seine physische Abwesenheit, sondern auch diese Zeit zu.
Wir können an den derzeitigen Verhältnissen in vielerlei Weise wachsen.
Auch ohne Gottesdienste.
Darum: Einen seligen Sonntag!
DANKE!!
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