Sonntag, 26. April 2020

Jesus bringt keine Botschaft vom Leben nach der Auferstehung.

All die Erzählungen von den Erscheinungen des auferstandenen Jesus in den Evangelien haben eines gemeinsam: Jesu bringt keine Botschaft von der "anderen Seite":

"Stattdessen die vage Wiederanwesenheit nach drei Tagen, um die so viel Aufhebens gemacht worden ist. Die Schwierigkeiten beim Erkennen auf dem Weg nach Emmaus: Ist er das? Ist der das nicht? Warum sagt er nicht einfach: Ich bin wieder da? Fragt mich, was ihr wissen wollt! Aber vielleicht ist es Jesus nicht anders gegangen als ihm: Da war nichts, wo er gewesen ist. Nichts, woran er sich erinnert."1

Das überlegt sich der sterbende Protagonist, ein evangelischer Pfarrer, in Sibylle Knauss' Roman "Der Gott der letzten Tage".
Eigentlich nichts zu sehen.
Neukölln, Berlin, 2020.
So wird klar: Die Berichte von den Erscheinungen haben die Funktion zu zeigen, dass Jesus auferstanden ist, aber nicht, was das genau über ein jenseitiges Leben aussagen könnte.

Die menschlichen Zweifel und die Verzweiflung angesichts des Todes sind für die Evangelisten nicht das Zentrum ihrer Aussagen. Entscheidend ist für sie die Antwort: Jesus lebt.
Das ist das einzig wirklich Klare in ihren Bekenntnisberichten.

Verschwommen bleibt dagegen die Art der Anwesenheit, fraglich die Identität des Auferstandenen, hilflos die Reaktionen der Frauen und der Jünger. Kurz: Keine Eindeutigkeit.

Dazu passt die beinah ketzerische Vermutung des zitierten Romanhelden, dass da gar nichts Aussagbares gewesen sei, nichts, das der Erinnerung zugänglich ist.
Genau das ist aber auch die Basis religiöser Erfahrungen in allen geistlichen Traditionen weltweit.
So sprechen Mystiker von ihren Erfahrungen des Göttlichen: Keine Aussage möglich.

Für uns Christen gilt das auch.
Einzig sicherer Lichtblick nach den Evangelien: Er hat den Tod überwunden.
Und auch diesen Lichtblick sehen wir nur mit gläubigen Augen.



1   S. Knauss, Der Gott der letzten Tage. Tübingen 2017, 29.

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