All die Erzählungen von
den Erscheinungen des auferstandenen Jesus in den Evangelien haben
eines gemeinsam: Jesu bringt keine Botschaft von der "anderen
Seite":
"Stattdessen die
vage Wiederanwesenheit nach drei Tagen, um die so viel Aufhebens
gemacht worden ist. Die Schwierigkeiten beim Erkennen auf dem Weg
nach Emmaus: Ist er das? Ist der das nicht? Warum sagt er nicht
einfach: Ich bin wieder da? Fragt mich, was ihr wissen wollt! Aber
vielleicht ist es Jesus nicht anders gegangen als ihm: Da war nichts,
wo er gewesen ist. Nichts, woran er sich erinnert."1
Das überlegt sich der
sterbende Protagonist, ein evangelischer Pfarrer, in Sibylle Knauss'
Roman "Der Gott der letzten Tage".
Eigentlich nichts zu sehen. Neukölln, Berlin, 2020. |
So wird klar: Die Berichte von den
Erscheinungen haben die Funktion zu zeigen, dass Jesus
auferstanden ist, aber nicht, was das genau über ein
jenseitiges Leben aussagen könnte.
Die menschlichen Zweifel
und die Verzweiflung angesichts des Todes sind für die Evangelisten
nicht das Zentrum ihrer Aussagen. Entscheidend ist für sie die
Antwort: Jesus lebt.
Das ist das einzig
wirklich Klare in ihren Bekenntnisberichten.
Verschwommen bleibt
dagegen die Art der Anwesenheit, fraglich die Identität des
Auferstandenen, hilflos die Reaktionen der Frauen und der Jünger.
Kurz: Keine Eindeutigkeit.
Dazu passt die beinah
ketzerische Vermutung des zitierten Romanhelden, dass da gar nichts
Aussagbares gewesen sei, nichts, das der Erinnerung zugänglich ist.
Genau das ist aber auch
die Basis religiöser Erfahrungen in allen geistlichen Traditionen
weltweit.
So sprechen Mystiker von
ihren Erfahrungen des Göttlichen: Keine Aussage möglich.
Für uns Christen gilt das
auch.
Einzig sicherer Lichtblick
nach den Evangelien: Er hat den Tod überwunden.
Und auch diesen Lichtblick
sehen wir nur mit gläubigen Augen.
1 S.
Knauss, Der Gott der letzten Tage. Tübingen 2017, 29.
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