Donnerstag, 2. April 2020

Bibel-Mini 5 – Elija in der Wüste

In Zeiten von Corona-Quarantäne und Rückzug aus den vertrauten sozialen Begegnungsräumen kann ein Blick auf den biblischen Urvater des Eremitentums vielleicht interessant sein.

Es handelt sich um den alttestamentarischen Propheten Elija, der sich im Konflikt mit König Ahab und vor allem mit dessen Frau Isebel für die Sache Gottes verausgabt (vgl. 1Kön 18). Nachdem Elija einen Wettstreit mit den Baalspriestern gewonnen hat, verkündet Isebel, dass sie sich an ihm rächen will (1Kön 19,1f).

Völlig losgelöst.
Entwurzelung im Saalachtal, Österreich, 2019.
"Elija geriet in Angst, machte sich auf und ging weg, um sein Leben zu retten. Er kam nach Beerscheba in Juda und ließ dort seinen Diener zurück. Er selbst ging eine Tagesreise weit in die Wüste hinein. Dort setzte er sich unter einen Ginsterstrauch und wünschte sich den Tod.
(1Kön 19,3-4a)

Es geht nun um Leben und Tod. Auf diesem Höhepunkt der Krise zieht Elija sich zurück. Er kappt nicht nur seine weiteren sozialen Bindungen, sondern auch die engen. Keiner kann noch mit.
Jetzt ist Einsamkeit dran. Die "Wüste" steht für die völlige Leere, das Rohe und Ungeformte draußen vor der menschlichen Zivilisation.
Dass Elija nur „eine Tagesreise weit“ hineingeht, kann darauf hindeuten, dass er sich einen Rückweg offen lassen will. Wahrscheinlich wartete sogar der Diener mit Proviant für den Fall, dass es sich der Meister anders überlegen würde.

Doch Elija verfällt in eine Depression, nachdem er sich von allen sozialen Bindungen zurückgezogen hat. Aber nicht nur das: Nach einer wunderbaren Stärkung (vv5-7) wandert der Prophet noch „vierzig Tage und vierzig Nächte“ (v8), die Länge einer vorösterlichen Fastenzeit, in die Wüste hinein. 
Jetzt ist er wirklich allein, kein Hintertürchen ist mehr da.

Dieser Gewaltmarsch durch die brennende Einsamkeit scheint ihn bereit zu machen für die Überwindung seiner Krise. Denn nun begegnet Elija Gott.
Die Isolation hat ihn empfänglich gemacht für ein „sanftes leises Säuseln“ (v12). Als er es hört, tritt er erwartungsvoll vor.

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