Montag, 13. April 2020

Ostermontag – Hasenbrot, das vom Leben erzählt, in "Am Tag davor"

Die Emmausjünger können ihre Trauer und ihre Verzweiflung nur schwer durchbrechen. Sie erkennen den Auferstandenen endgültig erst dann, als er mit ihnen das Brot bricht.
Auch Sorj Chalandon berichtet in "Am Tag davor", das im Milieu der französischen Bergleute spielt, von einem solchen Brot:

Hasenbrot.
Berlin, 2020.
"Weißbrotscheiben mit Schweineschmalz, gesalzen und gepfeffert, mit einer weißen Zwiebel und einer Mandarine. Wenn ich bei Joseph übernachtete, kam er immer mit einem kleinen Rest zurück, den er mir schenkte: einen aus der Tiefe zurückgekehrten Brotkanten voller Arbeitsgerüche, ein bisschen aufgeweicht, ein bisschen feucht, der zwischen den Zähnen knirschte. Ich aß ihn auf dem Bürgersteig sitzend, an den Stock der Eingangstür gelehnt. Wer die hellen Brotscheiben in dem zerknitterten Papier sah, wusste, dass hier ein Junge an seinem "Hasenbrot" nagte, wie es die Altvorderen nannten. Darauf hatten die Kinder immer gelauert, wenn der Bergmann wiederkam. Das war kein Imbiss, keine Mahlzeit, sondern eine Erzählung vom Tag unter Tage. Genuss und Stolz. In dieses Brot zu beißen hieß, dass der Vater heimgekehrt war, dass der Bruder seine Lampenmarke wieder an sich genommen hatte."1

Das Brot der Bergleute hat den ganzen Weg von oben nach unten und wieder hinauf hinter sich gebracht. So wird es zum Zeugnis eines Lebenden.
Ist das Brot da, kann die Familie aufatmen, kann das Leben weitergehen.
Es markiert das Glück des Überlebens.

Im Lukasevangelium steht das vom Auferstandenen gebrochene Brot für das Wiederleben.
Es schmeckt nach neuem Leben, ist ein Zeugnis des bei Gott gefundenen Heils, das den Tod besiegt.
Ich wünsche euch, dass ihr solches Brot kosten könnt – zu Hause, auf dem Weg, bald auch wieder in den Kirchen. Und dass es euch stärkt im Glauben an das Leben!



1   S. Chalandon, Am Tag davor. 2. Aufl. München 2019, 45f.

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