Freitag, 10. April 2020

Karfreitag – Schläge und Tritte, voller Trauer, in "Fuchs 8"

Fuchs 8 ist ein besonderer Fuchs, der den Kontakt mit den Menschen sucht.
Sogar ihre Sprache hat er (vom Hören so einigermaßen) gelernt und er traut sich immer wieder in ihre Nähe.
Als die Menschen in ihrem Wald eine Mall errichten, beschließen Fuchs 8 und sein Freund Fuchs 7, ihr einen Besuch abzustatten. Auf dem Rückweg sehen sie zwei Arbeiter auf dem Parkplatz:

Kill something.
Neukölln, Berlin, 2020.
"Da am Rant vom Paar King war ein Tim aus zwei Mänschen am Buddeln. Einer so: Heilige Scheise, Fükse! Als hätt er noch ni zuvor ein Fuks geseen. Ich dachte mir so: Ja, ja, wir sind Fükse, hallo Froinde, wir haben grat das Wunder geseen, das oire Mool ist, hesslichen Glükkwunsch! Wir haben oiren falschen Flus erblikkt, oire hüpschen Jungen beim Tansen bekukkt und dankbar oire kroszüging Fressensgaben angenomm. Ir seit so nett! Was ein kroser Tag für die Verbindung zwischen Füksen und Mänschen!
Dann nam der erste Mänsch der zimlich kros war sein blauen Hut ab. Ich so, in mein Kopf: Mus wol eine Art Grus sein? Und machte einen Fuksgrus zurükk, der geht so: Vorderbeine strekken, boigen, gänen. Nur das er da auf uns zurannte, gans überaschend, und mit disen Hut nach uns waf! So wi das klank, als er nich uns, sondern das Paar King traf, wurde mir klar, der war aus Stein. Ich waf Fuks 7 ein Blikk zu, so: Was ham wir falsch gemach? Dann rannte der andere Mänsch, der zimlich klein war, auf uns zu und schmis auch sein Hut, und libe Froinde, was dann pasirte, is schwer aufzuschreim. Weil diser Hut klatschte Fuks 7 voll ins Gesicht! Und plözzlich wurden im seine Kni schwach, er blikkte mich ein lezzes Mal Libe voll an und kippte zur Seite, wärend da Blut aus dem Maul lif! Ich versuchte e skurz mit Widerbeleem, durch Schnüffeln. Aber da kamen schon der risige und der kleine Mänsch an, si rannten wi zwei Siger und machten Geroische, das sich mir di Hare im Nakken stroibten, was sollte ich machen, ich muste flien.
Beim Traben schaute ich zurükk und sah den risigen und den kleinen Mänschen, di lauter Sachen mit Fuks 7 machten wi: noch mer Schläge mit den Hüten und Tritte und Stamfen und wärendesen noch mer Geroische, wie ich noch ni ein Mänschen gehört habe, als würde das Spas machen, als wäre das spasig, als wären si stolz auf das, was si getan hatten!"1

Der überraschende Gewaltausbruch macht den Fuchs fassungslos.
Ohne einen Grund, den er verstehen könnte, werden sie angegriffen. Dabei waren sie doch unschuldig, in völlig friedlicher Absicht. Bis zuletzt bleibt ihm unerklärlich, warum die Menschen einfach auf sie einprügeln.

Jesus war nicht so blauäugig wie dieser entsetzte Fuchs. Aber auch ihn trafen Hass und Brutalität. Weil er fremd war. Weil er anderes tat und sagte, als gewünscht.
Die menschliche Gewalt brach über ihn herein, über ihn den Fremden, den Unerwünschten.


1   G. Saunders, Fuchs 8. 3. Aufl. München 2019. (Buch hat keine Seitenzahlen) Übersetzung von Frank Heibert.

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