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Samstag, 15. Januar 2022

Dein Wasser reicht gegen den Frust. Predigt zum Weinwunder in Kana (Joh 2,1-11)

Ich kann die Angst vor der Unzufriedenheit der Gäste förmlich spüren. Da sind das ganze Dorf und viele auswärtige Gäste zusammengekommen und wollen feiern. Sie wollen den tristen Alltag endlich mal für ein paar Stunden (oder Tage!) verlassen und es sich richtig gut gehen lassen.
Und dann ist der Wein alle. Das heißt, die Party wird bald vorbei sein.
Was muss das für ein Ärger für die Einladenden sein, wenn sogar schon bis zu den Gästen durchdringt, dass nicht mehr weitergefeiert werden kann! Was für eine Enttäuschung, was für ein Frust.

Aber wozu bei der biblischen Geschichte stehenbleiben?

Mittwoch, 5. Januar 2022

Sie brauchen einander! Provokation der Drei Könige

So unglaublich es klingt: Der böse König Herodes und die Weisen aus dem Morgenland brauchen einander.

Als die Besucher aus dem Osten in Jerusalem auftauchen, fragen sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (Mt 2,2)
Nachdem Israels Schriftgelehrte auf Geheiß des entsetzten Königs Herodes in der Bibel recherchiert und Betlehem als Ort der Geburt des Gegen-Königs identifiziert hatten, ließ sich Herodes von den Weisen heimlich „sagen, wann der Stern erschienen war“ (v7).

Donnerstag, 30. Dezember 2021

Persönliche Zusammenfassung des Jahres 2021

1.
Aus Berlin wird Frankfurt. 
Aus Gefängnis wird Hochschule.


2.

Bücher von Frauen (Elena Ferrante, Simone Weil, Etty Hillesum, Nastassja Martin, Bernardine Evaristo, Isabelle Bogdan…) haben mich in diesem Jahr tendenziell mehr überzeugt als die von Männern (Larry Trambley, Raymond Queneau, vor allem aber Pascal Mercier, was war das denn für ein komischer Nachtzug?). 


3.

Positive Ausnahmen gibt es natürlich auch (Henning Mankell, James Martin, Navid Kermani…). 

Negative ebenso (Dorota Maslowska und Ulrike Almuth Sandig konnten mich nicht so recht erreichen).

Sonntag, 19. Dezember 2021

Begegnung mit dem Heiligen. Etty Hillesum zum 4. Adventssonntag

 Der Besuch Marias bei Elisabeth wird für Elisabeth zur Begegnung mit dem Heiligen (Lk 1,39-45). Sie „wurde vom Heiligen Geist erfüllt“ (v41), jubelte und spürte die Bewegung des künftigen Propheten in ihrem Bauch.
Ähnliches geschieht 1942 Etty Hillesum – inmitten eines übermächtig bedrohlichen Alltags, mitten im Krieg als Jüdin in den Niederlanden, abends in ihrem Schlafzimmer.

Ja, wie war das gestern abend in meinem kleinen Schlafzimmer?
Ich war früh zu Bett gegangen und schaute durch das große, offene Fenster hinaus. Und mir war wieder, als wäre das Leben mit all seinen Geheimnissen mir sehr nahe, als könne ich es berühren. Mir war, als ruhte ich an der nackten Brust des Lebens und hörte seinen leisen, regelmäßigen Herzschlag. Ich lag in den nackten Armen des Lebens und fühlte mich sicher und beschützt. Und ich dachte: Wie sonderbar doch das ist. Es ist Krieg. Es gibt Konzentrationslager.

Samstag, 11. Dezember 2021

Von Steinen und Strahlen. Bildmeditation zu Maria und Josef am 3. Adventssonntag

(Ansprache nach dem Evangelium in der Kirche Heilig Kreuz in Frankfurt)

Es ist eine Herausforderung für mich, heute von der Freude im Advent zu sprechen – und diese Freude auch zu fühlen.
Denn wohin ich auch schaue, ist wenig Grund zur Freude zu erkennen: die niemals endende Corona-Krise mit dem sich anschließenden Elend in den Krankenhäusern, der Angst vor Schulschließungen, mit Online-Lehre an der Uni, ausgefallenem Weihnachtsmarkt und vielen weiteren Zwängen, aber auch Tornados in den USA, leidende Flüchtlinge vor den Grenzen der EU und so weiter und so fort.
Freude liegt gerade nicht oben auf.

Montag, 6. Dezember 2021

Advent – Das Beste kommt erst noch!

Beitrag für den Märkischen Sonntag, ein Brandenburger Anzeigenblatt:

Liebe Leser*innen,

der Advent ist in diesem Jahr wie gemacht um zu verstehen, was Advent eigentlich bedeutet. Natürlich, die Corona-Maßnahmen hängen uns allen zum Hals heraus und auch ich hätte mir alles ganz anders gewünscht. Nun aber müssen wir wieder einen Advent mit Einschränkungen feiern.

Freitag, 26. November 2021

Lichtschüttung. Pause. Aber vorher ein Gedicht.

In diesem Advent werde ich es hier im Internet mal etwas ruhiger angehen lassen und auf den in den letzten Jahren üblichen Adventskalender verzichten.
Die Corona-Situation mit ihrer Ungewissheit und Unplanbarkeit zehrt wahrscheinlich an allen und so auch an meinen Nerven und darüber hinaus tut es mir persönlich wahrscheinlich gut, insbesondere etwas social-media-Abstinenz zu üben. Hier auf dem Blog werden sporadisch vielleicht mal kleinere Beiträge reingehen, meist rund um die Sonntage.
Aber sonst bleibt es bei mir ruhig. 

Samstag, 20. November 2021

Selbst Verantwortung übernehmen. Über Franz Jägerstätter und Christkönig

Kann man der Regierung noch gehorchen? Oder gibt es einen höheren Bezug, in den sich ein verantwortungsbewusster Mensch in seinem Gewissen stellen muss und der es ihm dann in gewissen Fragen nicht gestattet, der Regierung zu folgen?

Es waren diese großen Fragen, von denen „Ein verborgenes Leben“ handelte, der letzte Film von Terrence Malick. Franz Jägerstätter, ein österreichischer Bauer, der aus Gewissensgründen den Kriegsdienst unter dem Nationalsozialismus verweigerte und heute als Märtyrer der katholischen Kirche verehrt wird, wird in diesem Film porträtiert. Er konnte den damals Regierenden nicht folgen, weil sein christlicher Glaube und sein Gewissen dem entgegenstanden. Seine inneren Konflikte und seine äußeren Bedrängnisse werden im Film meditiert.

Sonntag, 14. November 2021

Hin und her und ohne Ausweg. Stimmungbild mit Sonntagsevangelium

Diese Zeiten schlagen mir wirklich auf die Stimmung - neue Corona-Welle, sichtbare Unfähigkeit der Staatengemeinschaft, die Klimakrise einzuhegen, erfrierende Menschen vor den Grenzen der EU und Regierungen, denen es um ihre Prinzipien, nicht um die Menschen geht...

Wohin ich auch schaue, es ist einfach zum Fürchten - und ich beschäftige mich Tag für Tag mit meinen kleinen Problemchen, während da draußen die Welt in Flammen steht.
Das Gefühl, doch nichts tun zu können und dem Geschehen blind ausgeliefert zu sein, es deprimiert mich. Kein Selbstwirksamkeitserleben, wie die Pädagogen sagen.

Sonntag, 31. Oktober 2021

Impfen ist Nächstenliebe – Ökumene ist Gottesliebe

Selten fiel es mir leichter, den Kern einer biblischen Aussage so passgenau auf eine konkrete heutige Situation zu beziehen.
Denn wenn Jesus im Sonntagsevangelium (Mk 12,28-34) die Forderung der Nächstenliebe ganz oben anbindet und als zweites Hauptgebot neben die Gottesliebe stellt, dann muss ich angesichts der neuerlich stark steigenden Infektionen mit Corona sofort daran denken, dass das Wohlergehen meiner Nächsten mir als Christen nicht egal sein darf. Der aktuell effektivste und (auch im Blick auf den Selbstschutz) sinnvollste Weg, dieses Wohlergehen in der aktuellen Pandemie zu schützen, ist, sich impfen zu lassen.

Montag, 30. August 2021

Rückblick vor dem letzten Tag im Gefängnis

Morgen ist mein letzter Tag im Gefängnis. Ich werde meinen Schlüsselchip abgeben und meinen Dienstausweis. Vorher warten noch ein paar Gespräche und Begegnungen. Dann war es das erst einmal für mich mit der Gefängnisseelsorge.

Und ich kann nur wiederholen, was ich in den letzten fünf Jahren oft genug mündlich betont habe: Es ist der schönste Arbeitsplatz, den ich bisher hatte.


Aber: Ich habe dabei den Glauben weitgehend verloren. Jedenfalls den Glauben in den Sinn dieses Justizvollzugs.

Samstag, 12. Juni 2021

Gottes Same in uns. Eine Auslegung zu den Gleichnissen von der selbstwachsenden Saat und vom Senfkorn (Mk 4,26-34)

Rätselfrage: Was beginnt so winzig klein, dass man es beinahe übersehen kann – aber hat doch eine so unglaubliche Kraft in sich, dass es die Welt aus den Angeln hebt?


Wenn Sie jetzt an Corona denken, liegen Sie nicht falsch. Aber im Evangelium des heutigen Sonntags (Mk 4,26-34) vergleicht Jesus das Wachsen der Herrschaft (oder des Reiches) Gottes mit einem Senfkorn und seinem Wachsen zu einem großen Baum – erst winzig und dann riesig.

So wie Corona viel Angst und Sorge, Not und Unglück über die Welt gebracht hat – so will Gott mit seiner Herrschaft eine Welt des Friedens zu uns bringen.


***

Samstag, 8. Mai 2021

Zumutung der Rückkehrer. Das Kriegsende und die versehrten Väter

Das Gedenken an das Kriegsende ist ein Grund zur Freude – wir leben im Frieden! Tod und Zerstörung haben ein Ende gefunden und ein Neuanfang war möglich.

So das gängige Narrativ. Allerdings lag Deutschland moralisch, materiell und ideologisch am Boden. Für einen Anfang mit etwas Neuem mag das einerseits eine gute Ausgangsposition sein. Doch andererseits schleppte die kaputte Nation die Geister ihrer braunen Vergangenheit, Schuld und Leid, weiter mit sich. Da gab es keinen sauberen Schnitt (wie ich hier und hier auch schon anmerkte).
Gerade in den Familien mussten sich die versehrten Väter, Brüder, Söhne neu einfinden, teilweise nach jahrelanger traumatisierender Kriegsgefangenschaft.

Monika Maron beschreibt in ihrem tragisch-genialen Wende-Liebes-Roman „Animal Triste“ die als hochproblematisch empfundenen Emotionen:

Donnerstag, 29. April 2021

dankbar. Ein Stimmungsbild

Ich weiß, dass das in der jetzigen Zeit komisch klingen mag, aber ich bin gerade sehr dankbar.

Das hat auch damit zu tun, dass sich in meinem Leben aktuell eine Menge ändert: ein Umzug in eine andere Stadt steht an (Frankfurt an der Oder!), damit verbunden eine neue Arbeitsstelle (noch geheim).

Im Hintergrund stehen auch noch die Impfung, die jetzt demnächst kommt und die konkrete Hoffnung auf ein mittelfristiges Ende der einschneidendsten Corona-Probleme.

Samstag, 17. April 2021

Trauer und Hoffung. Von den Toten und der Auferstehung

Während wir jetzt hier im Gefängnis unseren Gottesdienst feiern [Predigt am 18.04.2021, vormittags], wird gleichzeitig in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ein großes Gedenken für die Opfer der Corona-Pandemie (und alle Toten dieser Zeit) begangen. Die Trauer über die Toten, von denen sich ihre Angehörigen oft genug nicht einmal verabschieden durften, kann dort noch einmal Raum finden.

In unserem Gottesdienst möchte auch ich dieses Gedenken an die Toten mit einbeziehen.

Für uns Christen ist das sowieso der richtige Zeitpunkt – wir feiern die Auferstehung, 50 Tage lang ist Osterzeit, bis Pfingsten!

Die Trauer um die Toten und die Hoffnung auf ihr Leben bei Gott gehören zusammen.

Sonntag, 4. April 2021

Großostern oder Kleinostern? - Feiern wir das Leben!

1.
Vielleicht haben Sie in diesem Jahr ja schon Kleinostern gefeiert – einen dieser Ostermomente in unserem Leben:

Wenn jemand nach einer schweren Krankheit wieder gesund geworden ist.

Wenn sich Familienmitglieder nach einem Streit wieder vertragen.

Wenn nach dem langen Winter endlich der Frühling beginnt.

Wenn jemand nach einer Haftstrafe neu anfängt.

Wenn eine rettende Impfung kommt.

 

Freude, Erleichterung, Aufatmen, Mut fassen – das dazu gehörende Spektrum der Gefühle und Stimmungen ist breit.

Sonntag, 28. März 2021

Palmsonntag – Alles Leiden unserer Zeit in einer Woche

Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche, die in Karfreitag und Ostersonntag, in Leiden, Tod und Auferstehung Jesu gipfelt.

Die Doppelgesichtigkeit der kommenden Festtage spiegelt sich auch in der heutigen Liturgie:

Wir gehen in die Leidenswoche, aber wir feiern am Sonntag Auferstehung.

Wir hören vom triumphalen Einzug Jesu, aber auch von seiner Leidensgeschichte in der Passion.
Und in diesem Jahr ganz besonders:
Wir können gemeinsam in der Kirche Gottesdienst feiern, aber nicht lang und festlich und mit Gesang, sondern nur mit Maske, ohne Friedensgruß und ohne Lieder.

Dienstag, 23. März 2021

Holzhammer oder Exerzitien? Spontane Gedanken zum Oster-Lockdown

Aufwachen und sehen, dass am höchsten Fest der Christen, an Ostern, das Leben wieder völlig heruntergefahren werden soll und damit wieder keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden dürfen...

Einmal: Juchhu, Exerzitien für alle! Nix hat offen, keiner darf reisen – endlich können alle zu Hause ganz in Ruhe Brot brechen, Kerzen entzünden und Halleluja singen!

Dann wieder: Typisch, die Logik des Kapitalismus hat gesiegt, rund um die wenig produktive Ostern- und Ferienzeit wird alles geschlossen – und Deutschland zeigt ein weiteres Mal, dass es nur die Holzhammer-Methode kann.

Samstag, 27. Februar 2021

Poetische Fastenspeise 2 – "Tabor" von Andreas Knapp

Zum Sonntagsevangelium (Mk 9,2-10), das von der Verklärung Jesu auf dem Berg Tabor erzählt, hat Andreas Knapp in dem Band "Weiter als der Horizont" ein Gedicht vorgelegt,1 das nur wenige Worte braucht, um dieses Highlight zu skizzieren:

 

Sonntag, 21. Februar 2021

Die Pandemie ist eine Wüste voller Versuchungen. Drei Gedanken zum Lockdown

Diese Pandemie mit ihrem kleinen Bruder, dem Lockdown, ist eine echt wüste Zeit.

Passend dazu erzählt das Evangelium am Ersten Sonntag der Fastenzeit von Jesu Aufenthalt in der Wüste und seinen Versuchungen. In diesem Jahr leider nur in der Kurzversion nach Markus, aber die Langversion ist ja bekannt (vgl. Mt 4).

In dieser trockenen und anstrengenden Lockdown-Zeit voller Beschränkungen und Verbote gibt es auch in uns genügend unheilsame Stimmen, die uns verführen wollen: