Sonntag, 28. März 2021

Palmsonntag – Alles Leiden unserer Zeit in einer Woche

Mit dem Palmsonntag beginnt die Heilige Woche, die in Karfreitag und Ostersonntag, in Leiden, Tod und Auferstehung Jesu gipfelt.

Die Doppelgesichtigkeit der kommenden Festtage spiegelt sich auch in der heutigen Liturgie:

Wir gehen in die Leidenswoche, aber wir feiern am Sonntag Auferstehung.

Wir hören vom triumphalen Einzug Jesu, aber auch von seiner Leidensgeschichte in der Passion.
Und in diesem Jahr ganz besonders:
Wir können gemeinsam in der Kirche Gottesdienst feiern, aber nicht lang und festlich und mit Gesang, sondern nur mit Maske, ohne Friedensgruß und ohne Lieder.

Hell und Dunkel.
Neuköllner Schiffahrtskanal, 2019.
Diese Woche wird für uns Corona- und Lockdown-Gebeutelten nicht mit einer unschuldig frohen Miene voller Freude über die Auferstehung enden können. Corona ist auch am Ostersonntag lange nicht überwunden und der langsame Tod des Lockdowns wird uns weiterhin niederdrücken.

Trotzdem werden wir Ostern feiern – wie, das wird sich zeigen.

Jesus, so wird gesagt, gab sich in die Hand seiner Feinde. Er durchlebte dabei sicher eine Reihe starker Gefühle, so wie auch wir.

Ich nehme in diese Woche mit hinein

... die Unsicherheit angesichts der pandemischen Lage,

... die Angst vor gesundheitlichen Schäden,

... die Mühen derer, die besonders gefordert sind,

... den Frust derer, die nicht arbeiten können,

... den Ärger über die große Uneinigkeit,

... die Enttäuschung über die politische Planlosigkeit,

... die Traurigkeit angesichts der vielen Opfer,

... das Genervtsein von den allzu kleinen Schritten,

... die Häme derer, die alles schon immer besser wussten,

... die Hilflosigkeit von uns Einzelnen,

... die Wut auf all "die anderen", die anscheinend so viel falsch machen,

... den Schmerz über so viel vertane Zeit,

... die Hoffnungslosigkeit angesichts der aktuellen Zahlen und Kurven.


Und ich bitte Gott, alles anzunehmen und zu verwandeln.

Auch wenn Ostern noch nicht alles vorbei sein wird, hoffe ich, dass Gott uns mit helleren Gefühlen aus diesem Fest entlässt als viele von uns jetzt hineingehen.

Hell und Dunkel.
Frankfurt/Oder, 2020.

 

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