Herzlich willkommen – und vielen Dank, dass ihr heute Abend hierhergekommen seid!
Besonderen Dank für die Performance als Auftakt!
Ich werde ein wenig stichprobenartig auf verschiedene Ebenen von SORRY in Frankfurt (Oder) schauen.
Die Performance hat die Vielfalt unserer Veranstaltungen rund um SORRY angerissen:Denn es gab in diesem Sommer sehr viele unterschiedliche Aktionen, die wir hier erleben und gestalten konnten:
Hier wurde gesungen und musiziert – auf polnisch, deutsch und ukrainisch.
Hier wurde gemalt und geschrieben bei einem Workshop für die Oder.
Es wurden Texte auf belarussisch deklamiert.
Freitag, 6. Oktober 2023
SORRY in FFO. Ansprache bei der Finissage
Freitag, 9. Juni 2023
"Alles hat seine Zeit." (Koh 3,1) Radiobeitrag angesichts des Evangelischen Kirchentags
So oder so ähnlich werde ich am Sonntag, 11.06., kurz vor 10 Uhr mit DAS WORT auf rbb 88,8 zu hören sein:
Alles hat seine Zeit - Unter diesem Motto beginnt jetzt
gerade der Schlussgottesdienst des Evangelischen Kirchentags in Nürnberg. Über
mehrere Tage hinweg haben sich dort viele Christinnen und Christen zu Gebet und
Austausch, zu gemeinsamen Aktionen und gemeinsamem Singen getroffen.
Als katholischer Theologe sehe ich die Kirchentage mit großem Interesse – vor
allem in einer Zeit, in der die Kirchen in Deutschland mit Mitgliederschwund
und Bedeutungsverlust zu kämpfen haben. Gerade in krisenhaften Zeiten stellen
sich die Kirchen bei Großereignissen wie dem Kirchentag ins Scheinwerferlicht
der Öffentlichkeit, beten und diskutieren und stellen sich auch der Frage nach
der richtigen Ausrichtung und nach den Chancen für einen Neuaufbruch.
Montag, 27. Februar 2023
Die Aussage des Gegenübers retten - auch bei einem "Friedensmanifest"?
Hier kommt nun so etwas wie das Gegenstück zu meinem letzten Beitrag: ich schwanke zwischen der Resignation und dem Unverständnis angesichts der Borniertheit - und dem guten Willen (hier für die Kolumne in der MOZ am 25.02.2023) und bin weiter unsicher, wie viel Kraft ich in Verstehen investieren kann...
Wie soll es weitergehen?
So frage ich mich nach der Entscheidung der Jury, das Zukunftszentrum nicht in Frankfurt (Oder), sondern in Halle anzusiedeln.
So frage ich mich mit Blick auf die Klimakrise, an deren Anfang wir stehen und deren Konsequenzen wir wohl Jahr für Jahr stärker erleben werden.
So frage ich mich nach einem Jahr brutalen russischen Angriffskrieges in der Ukraine.
Und es scheint so, als müssten wir viel miteinander streiten, um die Anliegen und Bedürfnisse zu verstehen, die hinter den verschiedenen Wegen stehen, die gegangen werden könnten.
Donnerstag, 23. Februar 2023
Vom Verstehen. Oder: Keine russischen Friedenstauben
Ich versuche als Seelsorger, nahe bei den Anliegen meiner Gegenüber zu sein.
Während meiner Tätigkeit als Gefängnisseelsorger wollte ich in den Gesprächen mit Inhaftierten verstehen, warum Menschen Verbrechen begehen. Ich habe versucht, die Familiengeschichten, die sozialen Umstände, die Macht des Drogenkonsums zu verstehen. Manchmal ist es mir gelungen.
Aber ich habe meine Grenzen. Ich kann nicht verstehen, wie der aktuelle Vernichtungskrieg, den Russland gegen die Ukraine führt, irgendwie zu verstehen oder gar zu rechtfertigen wäre - außer durch Machtgier und Mordlust.
Freitag, 15. April 2022
Karfreitag: Wissen sie, was sie tun? Von Opfern und Tätern
Nach der Farbattacke. Magistrale, Frankfurt (Oder), 2022. |
Denn Jesus hat sich auf die Seite all derer gestellt, die leiden müssen. Er hat selbst gelitten, hat ausgehalten und ist für viele Menschen der Leidende schlechthin geworden.
Heute schauen wir auf das Leiden der Menschen in Mariupol, in Kramatorsk, in Charkiw und an vielen anderen Orten in der Ukraine, aber auch auf der Flucht, in Polen, in Rumänien, in Deutschland. Manchmal können wir uns den vielen schrecklichen Bildern und Nachrichten nicht entziehen und es wird uns zu viel. Dann müssen wir auch wegschauen lernen und auf die schöneren Seiten der Welt sehen.
Dienstag, 15. März 2022
Gäste aus der Ukraine. Ein kurzer Erlebnisbericht nach einer Woche
Am Bahnhof mit Sonderzug. Frankfurt/Oder, 2022. |
Am 08. März habe ich bei meinem ehrenamtlichen Einsatz auf dem Bahnhof eine Frau mit ihrem 17jährigen Sohn, die nicht weiterfahren wollten, eingeladen, vorerst bei uns zu bleiben. Und so sind wir nun zwei mehr in unserer Wohnung.
Donnerstag, 27. Januar 2022
„Ohne Verbitterung, ohne Haß“ Etty Hillesum am Gedenktag der Opfer des NS
Die Verbrechen der Shoah und die enthemmten Grausamkeiten der Nationalsozialisten schreien zum Himmel. Und obwohl der heutige Tag lange schon als Gedenktag begangen wird, obwohl der Kampf gegen Antisemitismus und Menschenverachtung in Deutschland einen hohen Stellenwert haben, greifen doch Hass und Menschenfeindlichkeit immer neu um sich.
Wenn wir aber den Opfern der nationalsozialistischen Schrecken gerecht werden wollen, reicht es eben nicht aus, sich zu erinnern. Der Einsatz für Menschlichkeit und Toleranz ist Teil des Gedenkens.
Daran gemahnt auch ein Brief von Etty Hillesum aus dem Lager Westerbork bei Amsterdam vom 03.07.1943:
Montag, 24. Januar 2022
Solidarität mit der Initiative „Out In Church“
Heute zitiere ich mal mich selbst von meiner dienstlichen Website:
Mehr als 100 katholische LGBTQI*-Personen haben sich in einer gemeinsamen Initiative unter dem Motto „Out in Church“ geoutet und ihre sexuelle Identität öffentlich gemacht.
Es sind Zeugnisse, die mit großem Mut und bewegender Offenheit Hoffnung machen für eine Kirche, die offen ist für Vielfalt und Toleranz – anders als sie allzu oft erlebt wird.
Samstag, 22. Januar 2022
„… keine Kenntnis ...“ Viele Worte, trauriger Ertrag. Zum Münchener Gutachten vom 20.01.2022.
Ich hätte es gern anders gemacht und wollte zunächst mit einigen Worten von Betroffenen sexueller Übergriffe in der Kirche beginnen, ihrer Meinung exemplarisch Raum geben.
Aber ich habe gemerkt, dass ich mir nur ein Placebo gewünscht hätte, um mich besser zu fühlen, da ich mich im Folgenden doch auf die Täter fokussiere.
Das ist traurig, aber da ich keinen anderen Rat weiß, möchte ich es immerhin erwähnen.
Das Entsetzen und Erschrecken und der Zorn und Ärger über die Taten von Kirchenmännern sind – auch von Kirchenmännern – so oft geäußert, dass es schon kaum mehr zum Aushalten ist. Und viele haben das alles schon längst nicht mehr ausgehalten und sind gegangen.
Nun kommt die nächste Welle des Schreckens, dieses Mal aus München.
Mittwoch, 5. Januar 2022
Sie brauchen einander! Provokation der Drei Könige
So unglaublich es klingt: Der böse König Herodes und die Weisen aus dem Morgenland brauchen einander.
Als die Besucher aus dem Osten in Jerusalem auftauchen, fragen sie: „Wo ist der neugeborene König der Juden?“ (Mt 2,2)
Nachdem Israels Schriftgelehrte auf Geheiß des entsetzten Königs Herodes in der Bibel recherchiert und Betlehem als Ort der Geburt des Gegen-Königs identifiziert hatten, ließ sich Herodes von den Weisen heimlich „sagen, wann der Stern erschienen war“ (v7).
Donnerstag, 30. Dezember 2021
Persönliche Zusammenfassung des Jahres 2021
1.
Aus Berlin wird Frankfurt. Aus Gefängnis wird Hochschule.
2.
Bücher von Frauen (Elena Ferrante, Simone Weil, Etty Hillesum, Nastassja Martin, Bernardine Evaristo, Isabelle Bogdan…) haben mich in diesem Jahr tendenziell mehr überzeugt als die von Männern (Larry Trambley, Raymond Queneau, vor allem aber Pascal Mercier, was war das denn für ein komischer Nachtzug?).
3.
Positive Ausnahmen gibt es natürlich auch (Henning Mankell, James Martin, Navid Kermani…).
Negative ebenso (Dorota Maslowska und Ulrike Almuth Sandig konnten mich nicht so recht erreichen).
Donnerstag, 9. Dezember 2021
Alle sind schuldig?! Erfahrungen aus der Gefängnisseelsorge. Eine Ansprache
Der folgende Text bildet die Grundlage einer Ansprache beim Potsdamer Hochschulgottesdienst zm Thema "Gefangene besuchen" als Werk der Barmherzigkeit am 05.12.2021. Dafür nehme ich einige Gedanken und Textpassagen aus früheren Beiträgen (z.B. von hier und hier und hier und hier und hier) noch einmal auf und stelle sie in einen größeren Kontext.
Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, denen ich begegnet bin, waren ehemalige KZ- und Gulag-Häftlinge in der Westukraine. Vor zwanzig Jahren machte ich dort einen Freiwilligendienst und besuchte Alte, die ihre Hafterfahrungen niemals thematisierten und andere Alte, die über nichts anderes sprachen.
Die Gründe für ihre Inhaftierung waren ganz einfach ihr Patriotismus, ihr Jüdischsein, ihre politische Meinung oder die Tatsache, dass sie Teil der Roten Armee waren. Jedenfalls waren die Gründe für ihre Haft keine Gründe, die es rechtfertigen würden, Menschen zu inhaftieren oder gar in ein Todeslager zu stecken.
Die ersten Menschen mit Hafterfahrungen, die ich kennenlernte, waren also unschuldig.
Montag, 6. Dezember 2021
Advent – Das Beste kommt erst noch!
Beitrag für den Märkischen Sonntag, ein Brandenburger Anzeigenblatt:
Liebe Leser*innen,
der Advent ist in diesem Jahr wie gemacht um zu verstehen, was Advent eigentlich bedeutet. Natürlich, die Corona-Maßnahmen hängen uns allen zum Hals heraus und auch ich hätte mir alles ganz anders gewünscht. Nun aber müssen wir wieder einen Advent mit Einschränkungen feiern.
Samstag, 20. November 2021
Selbst Verantwortung übernehmen. Über Franz Jägerstätter und Christkönig
Kann man der Regierung noch gehorchen? Oder gibt es einen höheren Bezug, in den sich ein verantwortungsbewusster Mensch in seinem Gewissen stellen muss und der es ihm dann in gewissen Fragen nicht gestattet, der Regierung zu folgen?
Es waren diese großen Fragen, von denen „Ein verborgenes Leben“ handelte, der letzte Film von Terrence Malick. Franz Jägerstätter, ein österreichischer Bauer, der aus Gewissensgründen den Kriegsdienst unter dem Nationalsozialismus verweigerte und heute als Märtyrer der katholischen Kirche verehrt wird, wird in diesem Film porträtiert. Er konnte den damals Regierenden nicht folgen, weil sein christlicher Glaube und sein Gewissen dem entgegenstanden. Seine inneren Konflikte und seine äußeren Bedrängnisse werden im Film meditiert.
Montag, 1. November 2021
Alle gehören dazu! Anstoß an Allerheiligen
Wenn an den Tagen rund um den 1. November Kerzen auf viele Gräber gestellt werden, dann denken wir an unsere verstorbenen Angehörigen und Freunde. Denn es ist Allerheiligen und Allerseelen. „Du bist nicht vergessen!“ wollen diese Kerzen sagen, „Wir halten dich in unseren Herzen!“ Wir als Christ:innen drücken damit zugleich unser Vertrauen aus, dass Gott unsere Lieben (und später auch uns selbst) im Tod nicht verlässt.
Sonntag, 31. Oktober 2021
Impfen ist Nächstenliebe – Ökumene ist Gottesliebe
Selten fiel es mir leichter, den Kern einer biblischen Aussage so passgenau auf eine konkrete heutige Situation zu beziehen.
Denn wenn Jesus im Sonntagsevangelium (Mk 12,28-34) die Forderung der Nächstenliebe ganz oben anbindet und als zweites Hauptgebot neben die Gottesliebe stellt, dann muss ich angesichts der neuerlich stark steigenden Infektionen mit Corona sofort daran denken, dass das Wohlergehen meiner Nächsten mir als Christen nicht egal sein darf. Der aktuell effektivste und (auch im Blick auf den Selbstschutz) sinnvollste Weg, dieses Wohlergehen in der aktuellen Pandemie zu schützen, ist, sich impfen zu lassen.
Sonntag, 3. Oktober 2021
Ein Leib sein. Über Ehe und Christsein
Aus zwei mach eins!
Was auch gut für eine Rede zum Tag der deutschen Einheit taugen würde (Einen schönen Festtag auf diesem Wege!), ist im Evangelium des Sonntags (Mk 10,2-10) auf die Ehe gemünzt.
Also: Was für eine Herausforderung!
Jesus macht aus der Ehe eine echte menschliche Verwandlung. Denn aus den beiden Liebenden, die jeweils in sich "ein Fleisch" sind, wird nun zusammen "ein Fleisch" (v8). Und dies sagt er in einem Kontext, in dem es um die Ehescheidung geht – als Anfrage der Pharisäer, die von Jesus eine Aussage dazu haben wollen.Montag, 30. August 2021
Rückblick vor dem letzten Tag im Gefängnis
Morgen ist mein letzter Tag im Gefängnis. Ich werde meinen Schlüsselchip abgeben und meinen Dienstausweis. Vorher warten noch ein paar Gespräche und Begegnungen. Dann war es das erst einmal für mich mit der Gefängnisseelsorge.
Und ich kann nur wiederholen, was ich in den letzten fünf Jahren oft genug mündlich betont habe: Es ist der schönste Arbeitsplatz, den ich bisher hatte.
Samstag, 19. Juni 2021
Die anderen Boote. Seitenblick auf das Evangelium von der Stillung des Sturms (Mk 4,35-41)
Das Evangelium von der Stillung des
Sturms (Mk 4,35-41) ist ganz konzentriert auf das Boot, in dem Jesus
sich befindet. Nur in Vers 36 wird erwähnt, dass es auch "andere
Boote" gab, die sie begleiteten.
Als die Jünger sich dann vor dem Sturm fürchten und Jesus nach ihrem Glauben fragt, wandelt sich die Geschichte zu einer wirklichen "guten Nachricht" von Jesus dem Sturmbezwinger und zugleich zur Frage nach dem Vertrauen auf Jesus in den Stürmen des Lebens.
Die "anderen Boote" tauchen in all dem nicht mehr auf. Doch wer waren sie? Was geschah mit ihnen während des Sturms? Wie hielten ihre Passagiere die Angst aus in den Booten, in denen Jesus nicht schlief?
Donnerstag, 3. Juni 2021
Fronleichnam – Fest der Liebe
Wenn wir Christen gerade mit irgendwas nach draußen gehen sollten, dann ist das meiner Meinung nach – Liebe.
Es wäre ein Gegenangebot dazu, wie kirchliches Christsein aktuell wahrgenommen wird – als ausschließend, abgehoben, weltfremd, fern von den alltäglichen Fragen und Problemen.